Ohne Schweiß kein Spaß – das gilt zumindest beim Dreh des neuen Videos „Massey Ferguson vs. Valtra“ der Jungs von „Einfach Bauer“. Immer wieder fläzt sich Benedikt Hülsbusch vor den Trecker MF 7728 in den Sonnenstuhl und wiederholt einen Witz über Valtra-Fahrer. Trotz Shorts und Hawaiihemd von Entspannung keine Spur. Seit drei Stunden filmen sie schon auf einem Stoppelacker in Selm-Bork im Kreis Unna.
Das Thermometer steigt auf über 35 °C. Am Horizont zieht ein Gewitter auf. Benedikt pusht sein Team, um noch vorm Regen alle Szenen im Kasten zu haben. Er ist Regisseur und Hauptdarsteller von „Einfach Bauer“. Gemeinsam mit seinem Bruder Ludger und ihren Kumpels stecken sie hinter dem Youtube-Auftritt und den sozialen Kanälen von „Einfach Bauer“.
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Comedy vom Land
Die Jungs sehen sich als Comedy-Truppe, die mit einem Augenzwinkern und breitem Grinsen den Wahnsinn auf dem Land festhalten will. Die Videos laden sie auf Instagram und Youtube hoch. Damit scheinen sie einen Nerv getroffen zu haben. In etwas mehr als einem halben Jahr haben mehr als 30 000 Personen ihren Youtube-Kanal abonniert.
Dabei unterscheiden sie sich von anderen Landtechnik-Kanälen vieler Hobbyfilmer. In ihren Videos sieht man nicht, wie minutenlang ein Schlepper mit Elektrobeats unterlegt dem Sonnenuntergang entgegenackert oder ein Mähdrescher im Zeitraffer die Ernte einbringt.
In ihren Clips fliegen Bierkästen aus der Ballenpresse. Es treffen sich Fendt- und John-Deere-Fahrer und übersäen sich mit Sprüchen. Der A-Team-Bulli rast über einen Feldweg oder die Jungs parodieren das Wendler-Video, das im Frühjahr viral ging, mit einem John-Deere 6175R und schaffen es damit sogar in die Oliver-Pocher-Show.
Ihr Markenzeichen: Manchmal ganz schön derb, oft ziemlich lustig, aber immer mit viel Leidenschaft für das Landleben und die Landtechnik.
Zwei Videos pro Woche auf Youtube
Mittlerweile veröffentlichen die Jungs von „Einfach Bauer“ zwei Kurzvideos pro Woche auf ihrem Kanal. Denn bei Youtube gilt: Man muss ständig mit neuen Inhalten präsent sein und seine Fans bedienen. Das kann schon mal stressig werden. Denn sie alle haben Fulltime-Jobs: Sie arbeiten als Elektriker, Gärtner und Mechaniker. Außerdem helfen die Brüder Hülsbusch ihrem Vater, der einen Nebenerwerbsbetrieb in Selm-Bork hat, bei der Ernte.
Benedikt Hülsbusch ist der Kopf der Truppe. Der 28-Jährige war dreimal deutscher Meister im Bodybuilding, mittlerweile ist er selbstständiger Fitnesstrainer. Er bringt Erfahrung als Komparse in kleinen Rollen beim Film mit. „Dort habe ich meist den Bösewicht gespielt“, erzählt er.
Für „Einfach Bauer“ mimt er den Landwirt, der überzeugt von sich und seinem Schlepper ist. Und das mit einer großen Portion Sarkasmus. Dabei kommt dem gutmütigen Kraftpaket eine wichtige Eigenschaft zugute: Er kann über sich selbst lachen. Nichtsdestotrotz hält er sich für einen Perfektionisten und legt Wert auf die Qualität der Videos.
Daher heißt es vor dem Dreh am Skript feilen. Das kann schon mal mehrere Stunden für einen fünfminütigen Clip in Anspruch nehmen. Für ihre Reihe „Trecker-Battles“ bekommen sie Sprüche zugeschickt, ein großer Teil wächst aber auf ihrem eigenen Mist. „Oft fallen mir die Sprüche vor dem Einschlafen ein“, sagt Benedikt. Dann heißt es, Smartphone an und den Gedanken eingetippt.
Die Trecker für den Dreh stammen von Lohnunternehmern und Landwirten aus der Nachbarschaft. Artig bedanken sie sich für ihre Unterstützung am Ende der Videos.Die Hauptarbeit beginnt aber erst nach dem Dreh. Im Anschluss fügt Benedikt die Filmschnipsel am Computer zusammen. Manche Szenen vertont er neu. Oft dauert das Schneiden deutlich länger als der Dreh.
„Wir sehen uns als Filmemacher “, sagt Benedikt. Mit ihren Clips wollen sie auf keinen Fall Bauern als plump oder dumm vorführen, sondern vielmehr zeigen, wie cool das Leben auf dem Land ist. „Auf den Kanälen ist das Feedback zu über 95 % positiv“, sagt sein Bruder Ludger. Sie bedienen mit ihren Clips vor allem ein junges, männliches Publikum.
Der Zuspruch im Ort war hingegen nicht immer positiv. Am Anfang störte es manchen Nachbarn, dass Benedikt als amtierender Schützenkönig sich für „alberne“ Videos hergibt. „Das hat sich gelegt und die Kritiker sind verstummt“, sagt Benedikt. Zwar steht er oft im Mittelpunkt, aber auch die anderen im Team sind keine Statisten: Sie übernehmen Rollen, filmen und füttern die sozialen Medien.
Hof als Hauptquartier
Der Hof Hülsbusch dient ihnen als Hauptquartier. Dort haben sie Platz für die Aufnahmen. Falls mal etwas zusammengeflickt werden muss, haben sie dort das passende Werkzeug. Der Vater von Benedikt und Ludger hat die letzten Schweine vor ein paar Jahren abgegeben. Er ackert noch im Nebenerwerb. Darauf angesprochen wird Benedikt ernst: „Rückblickend hätte ich die Landwirtschaft gerne weitergemacht.“
Als damals aber die Entscheidung anstand, hatte er andere Dinge im Kopf und sein Bruder, der fast zehn Jahre jünger ist, war noch ein Kind. Benedikt verbrachte mit Anfang zwanzig zwei Jahre in Australien, investierte viel Zeit ins Bodybuilding und machte seine Ausbildung zum Fitnesstrainer.
Bierpresse als Einstieg ins Filmgeschäft
Jetzt sind aber die Landwirtschaft und das Filmen seine große Leidenschaften. So drehte er mit seinen Kumpels im vergangenen Sommer das Video „Bierpresse“, in dem anstatt Strohbunde Bierkästen aus der Presse fliegen. In diese Produktion investierten sie mindestens 100 Stunden und zehn Drehtage. Ohne ihre Zustimmung kursierte das Video aber plötzlich ohne Logo in den sozialen Netzwerken und ging viral.
Aus diesem Nackenschlag haben sie gelernt: Noch mal sollte es nicht vorkommen, dass jemand eines ihrer Videos ohne ihr „Brandzeichen“ verbreitet. „Einfach Bauer“ war geboren. „Der Name ist zwar nicht der kreativste. Er klingt aber markant und viele erkennen sich wieder“, meint Benedikt.
Mittlerweile produzieren sie nicht nur die Videos, sondern vertreiben Kappen, Tassen und Shirts mit ihrem Logo. Sie legen aber Wert auf ihre Unabhängigkeit. Weder eine Brauerei noch eine Landtechnikfirma sponsort sie.Jetzt geht es für sie in die Sommerpause. Danach darf man gespannt sein, was die Bande aus Bork noch ausheckt.
Ein weiter Landtechnik-Beitrag