Wie schreitet bundesweit der Kita-Ausbau voran, wo ist schnelles Internet verfügbar, in welchen Regionen ist die Nahversorgung intakt? Der interaktive und jüngst aktualisierte Deutschlandatlas macht auf insgesamt 56 Karten sichtbar, wie es um die „Gleichwertigen Lebensverhältnisse“ bestellt ist.
Jede Region habe ihre eigenen Besonderheiten und Herausforderungen, betonte Bundeslandwirtschaftsministerin Julis Klöckner. „Diese regionalen Unterschiede dürfen aber nicht zu Nachteilen werden für die, die dort leben. Überall müssen Grundvoraussetzungen erfüllt sein, damit Bürger frei entscheiden können, wo und wie sie sich niederlassen.“
Die Kernbefunde des Deutschlandatlas
- In den Städten wächst die Bevölkerung: Vor allem in Großstädten und ihren Umlandgemeinden ist die Bevölkerung in de vergangenen Jahren stark gewachsen. Das Stadt-Land-Gefälle wird jedoch von einigen wachstumsstarken ländlichen Regionen durchbrochen: Dazu gehören unter anderen das Emsland und Oldenburger Land im Westen Niedersachsen einige Regionen in Süddeutschland. Viele sogenannte „Hidden Champions“ – vergleichsweise unbekannte Marktführer – haben ihren Sitz in ländlichen Räumen.
- Wohnraum verknappt sich: Gerade wachstumsstarke Regionen haben Probleme, ausreichend Wohnraum anzubieten. Mieten und Preise für Bauland sowie Immobilien ziehen teils stark an.
- Negativspirale droht: In strukturschwachen Regionen zieht eine abnehmende Bevölkerung meist auch ein sinkendes Arbeitskräfteangebot und eine niedrige Kaufkraft nach sich. Die Angebote vor Ort – von Supermärkten über Ärzte bis hin zu Schulen – werden weniger genutzt und daher teurer. In der Konsequenz wird die Infrastruktur vor Ort ausgedünnt, Leerstand entsteht. Kommunen fehlt aufgrund sinkender Steuereinnahmen die Handlungskraft – und der Trend verschärft sich.
- Land hängt bei Breitbandausbau hinterher: Während der Anteil der mit mindestens 50 Mbit/s versorgten Haushalte in den deutschen Metropolen bei weit über 95 % liegt, sieht die Realität in vielen ländlichen Regionen anders aus: Vor allem in peripher gelegenen Regionen liegt der 50 Mbit-Anteil oft unter 60%. Die LTE-Verfügbarkeit (mobile Breitbandverfügbarkeit ab 2Mbit/s) in der Fläche ist dagegen weitestgehend gegeben.
- Immer mehr Menschen pendeln: Pendelten 2000 noch 14,9 Mio. Menschen zum Arbeitsplatz, waren es 2018 bereits 19,3 Mio. Die durchschnittliche Distanz beträgt dabei 16,9 km, etwa 20% aller Beschäftigten müssen mehr als 30 km zum Arbeitsort zurücklegen, knapp 11 Prozent sogar mehr als 50 km.
- Ausgewogenes Krankenhausnetz: Etwa 78% der Bevölkerung benötigen maximal 15 Minuten bis zum nächsten Krankenhausstandort, 8% allerdings auch mehr als 20 Minuten. Gerade in Nordrhein-Westfalen ist das Krankenhausnetz sehr engmaschig.
- Kriminelle Städte: Städte sind stärker von Kriminalität betroffen als Landkreise. So liegt in den Städten die Anzahl an Straftaten zwischen rund 7.500 und 15.200 pro 100.000 Einwohnern gegenüber etwas mehr als 5.600 Straftaten im Durchschnitt aller Landkreise und kreisfreien Städte.
Der Deutschlandatlas wurde im Rahmen der Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse“ gemeinsam vom Bundeslandwirtschaftsministerium, Heimatministerium sowie Familienministerium konzipiert. Die Daten werden zweimal pro Jahr aktualisiert. Das Kartenmaterial finden Sie hier.
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