Ehrenamt in Niedersorpe

Deutscher Wandertag: Der Weg ist das Ziel

Ohne Ehrenämtler läuft bei einem touristischen Riesenevent wie dem Deutschen Wandertag nichts. Das Dorf Niedersorpe im Hochsauerlandkreis hat eigens für den Wandertag einen neuen Wanderweg auf die Beine gestellt – auch mithilfe des Wochenblattes.

Wie viele Schilder er genau verklebt hat, weiß Ferdi Pape nicht genau. Aber ­einige Hundert müssen es schon ­gewesen sein. Alle 50 m – so sieht es der Deutsche Wanderverband vor – muss ein Markierungszeichen Wanderern den rechten Weg weisen. Bei unscheinbaren Trampelpfaden sind Markierungen sogar ­alle 25 m vorgesehen. „Davon wollten wir auf unserem neuen Wanderweg möglichst viele haben“, sagt Ferdi Pape nicht ohne Stolz. Auf Trampelpfaden wandere es sich schließlich am schönsten.

Ferdi Pape sorgt als Wegewart beim Sauerländer Gebirgsverein (SGV) für die korrekte Markierung von Wanderwegen. Gemeinsam mit seiner SGV-Abteilung Niedersorpe hat er zum Deutschen Wandertag, der vergangene Woche in Schmallenberg und Winterberg stattgefunden hat, einen Wanderweg geplant und umgesetzt: den Sorper Panoramapfad. Pünktlich zur Eröffnung des Wandertages wurde dieser als sogenannte „Traumtour“ vom Deutschen Wanderverband zertifiziert – ein Prädikat, mit dem die Region auch überregional werben kann.

Der neue „Sorper Panoramapfad“ trägt das Mar­kierungszeichen des Rothaarsteigs. Er wird als ­Rothaarsteig-Spur vermarktet und ergänzt damit den überregional bekannten Wanderweg um eine von elf Rundtouren. (Bildquelle: Schröder)

Idee aus dem Ehrenamt

30.000 Wanderer aus ganz Deutschland waren beim 119. Wandertag – der mit seinem sechstägigen Programm eher eine Wanderwoche als ein Wandertag ist – im Sauerland zu Gast. Es sind Menschen wie ­Ferdi Pape, die mit ihrem ehrenamtlichen Engagement Großver­anstaltungen wie den Deutschen Wandertag überhaupt möglich machen. Vieles wurde hauptamtlich durch die Tourismusverbände der Städte Schmallenberg und Winterberg auf die Beine gestellt, noch mehr lief ehrenamtlich im Hintergrund. „Schon der Vorschlag, den Deutschen Wandertag ins Sauerland zu holen, kam aus dem ­Ehrenamt“, erinnert sich Michael Schulte, einer der beiden Vorsitzenden des SGV-Niedersorpe.

Wir leben hier in einem der schönsten Täler im Sauerland – und das zeigen wir gerne.“ (Michael Schulte, Vorsitzenden des SGV-Niedersorpe)

Das 230-Einwohner-Örtchen Niedersorpe liegt inmitten der ­diesjährigen Wander­tagsregion zwischen Schmallen­berg und Winterberg. Zum Deutschen Wandertag war das ganze Dorf eingebunden. „Aus 60 von 75 Häusern kommt Unter­stützung“, schätzt Schulte. „Ob zum Kuchenbacken, Auf- und Abbau oder als Wanderführer – jeder trägt seinen Teil zum großen Ganzen bei.“ So steckt hinter vier der rund 200 geführten Wanderungen, die beim Wandertag von einheimischen Wanderführern angeboten werden, der Niedersorper SGV. Zusätzlich hat der Ort eine kulinarische Wanderung auf die Beine gestellt. „Wir leben hier in einem der schönsten Täler im Sauerland – und das zeigen wir gerne“, erzählt Schulte. „Außerdem kennen wir die Region wie unsere Westentasche.“ Und das mache ­eine gute Wanderung doch auch aus: Kulturhistorische Hintergründe und Anek­doten über die Region zu erfahren. So kam es auch zu der Idee, passend zum Wandertag einen neuen Wanderweg ins Leben zu rufen.

Ein Pfad mit Hindernissen

Südlich von Niedersorpe erhebt sich mit 539 m der Knollen. Bis ­Ende des Zweiten Weltkrieges wurden dort Bruchsteine für umliegende Gebäude und Straßen abgebaut. Heute sind die Steinbrüche zwar stillgelegt, wahren aber das historische Erbe der Region. Für den Wandertourismus erschlossen waren sie bislang nicht.

Ferdi Pape wollte dies ändern und einen bereits vorhandenen Wanderweg um die verwunschene Landschaft der Steinbrüche erweitern. Der Niedersorper SGV und die Tourismusverbände waren begeistert. Auch die vier Eigentümer der betreffenden Flächen hatten keine grundlegenden Einwände gegen einen Wanderweg durch ihren Wald. Sie stellten nur eine Voraussetzung: Sie wollten von einer möglichen Haftung freigestellt werden. Für waldtypische Gefahren wie trockene Äste, umgestürzte Bäume oder das Herabfallen von Eicheln, Zapfen oder Kastanien haften Waldbesitzer grundsätzlich nicht. Steinbruchgefahren zählen jedoch nicht zu den waldtypischen Gefahren. „Wir mussten eine Lösung für die Haftung finden“, so der Niedersorper SGV-Vorsitzende Schulte. „Sonst wären uns die Waldbesitzer abgesprungen.“

Wochenblatt hilft

Unterstützung hätte sich der SGV-­Ortsverband insbesondere von ihrem Arnsberger Hauptverein gewünscht. „Dort wurde unser Anliegen aber nur von einer zur nächsten Person geschoben und wir bekamen keine konkrete Aussage“, sagt Schulte. „Das Projekt drohte zu kippen.“ Die anderen betei­ligten Partner – der Rothaarsteigverein, die Stadt Schmallenberg sowie die Kur- und Freizeit Schmallenberg – konnten zwar vermittelnd eingreifen, eine Lösung für die Haftung hatten sie jedoch auch nicht.

Der SGV Niedersorpe in Person von Michael Schulte hat das Heft schließlich selbst in die Hand genommen. Als Abonnent des Wochen­blattes hat er in der ­Rubrik „Frage und Antwort“ um eine Einschätzung gebeten. Die Antwort kam prompt: Die Wald­besitzer sollten eine Haftungsfreistellungsvereinbarung mit dem Be­treiber des Wanderweges abschließen.

Auf Grundlage dieser Einschätzung wird der neu geschaffene Wanderweg nun vom Schmallenberger Verkehrsverein betrieben. Die Versicherung läuft über den Schmallenberger Gesamtverkehrsverein. Für die komplette Planung und Durchführung des Wanderweges ist der Niedersorper SGV verantwortlich. „Die Lösung kam letztlich aus dem Ort heraus“, blickt Schulte zurück. Vom hauptamtlichen SGV Arnsberg hätte sich der ehrenamtliche Niedersorper SGV mehr Unterstützung gewünscht. „Wir haben uns im Stich gelassen gefühlt, das muss man ehrlich sagen“, so Schulte.

Hinter dem neuen Wegabschnitt am Steinbruch steckt viel Arbeit: Jeder überhängende Ast musste gestutzt, jeder Steintritt manuell angelegt werden. (Bildquelle: Schröder)

Mehr als wandern

Der Sorper Panoramapfad zeigt an vielen Stellen jedoch auch, wie Haupt- und Ehrenamt Hand in Hand zusammenarbeiten können. „Wir haben es im Rahmen des Wanderweges geschafft, 250 m Straßengraben als Gehweg anzulegen“, sagt Schulte. „Das ist für die Einheimischen ebenso gut wie für die Gäste.“ Die Stadt Schmallenberg hat 5000€ für Materialeinsatz und Maschinenstunden dazugetan, den Rest hat der Ort in Eigenleistung gestemmt. Auch außerhalb des Wandertages setzt sich der SGV-Ortsverband Niedersorpe für ein aktives Dorfleben ein. Mit 213 Mitgliedern zählt der Orts­verband mehr Mitglieder als die Freiwillige Feuerwehr. „Wir übernehmen mehr und mehr auch Aufgaben eines Heimat- und Fördervereins“, erzählt Schulte. So hat der SGV einen Bolzplatz mitten im Dorf gebaut, auch Feste wie das Osterfeuer organisiert der Verband. „Es geht nur gemeinsam mit dem Ehrenamt“, bringt es Schulte auf den Punkt.

Haben sich extra Urlaub genommen, um beim Wandertag tatkräftig zu helfen: Alfons Schmidt, Michael Schulte und Hubertus Wegener (von links). (Bildquelle: Schröder)

Der nächste Wandertag wird Anfang Juli 2020 im hessischen Bad Wildungen stattfinden. Die Ehrenämtler haben ihre Arbeit mit Sicherheit schon aufgenommen.

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