Der Mann, der das Blech riffelt

Früher gab es sie in jedem Landhaushalt, heute sind sie ein Fall für den Jazz: Wolfgang Voss aus Bünde baut und sammelt Waschbretter.

Wenn Wolfgang Voss seinem Beruf nachgeht, steckt er sich acht Fingerhüte auf die Finger, nur die Daumen bleiben frei. Er hängt sich ein Gestell um, bekommt einen verschmitzten Gesichtsausdruck und legt los.

Mal langsam, mal schnell streichen die Stahlfingerspitzen über ein Riffelblech und aus einer Mischung von Scheppern und Ratschen, Pläsch und Plong entsteht ein Rhythmus, wie er typisch ist für Oldtime-Jazzbands. Wolfgang Voss ist Waschbrettist.

Für den Mann aus Bünde, 51 Jahre alt und gelernter Augenoptiker, ist der profane Haushaltsgegenstand nichts weniger als die Berufung schlechthin. Er sammelt Waschbretter und alles, was dazugehört. Er erforscht ihre Geschichte. Er baut Waschbretter. Und er macht Musik darauf, zusammen mit seinem Partner Andreas Prante am Akkordeon in der „Zwei-Mann-Kapelle“.

Der Rhythmus
vom Waschbrett

Im Süden der USA, z.B. in New Orleans, waren vor über 100 Jahren viele Straßenmusiker unterwegs. Neben gewöhnlichen Instrumenten setzen sie auch Haushaltsgegenstände wie Waschbretter zum Musik machen ein. Der Skiffle-Stil hat diese Musikrichtung wieder aufgenommen – sein Rhythmusgeber ist das Waschbrett. CM

Aus eigener Produktion

Die Voss’sche Sammlung umfasst heute rund 250 Waschbretter, die der Bündener unter anderem auf zahlreichen Flohmärkten gefunden hat. Inzwischen stellt er auch selbst Waschbretter her. Blech schneiden, riffeln, biegen, abkanten und in Holzrahmen einsetzen – das Grundmodell wäre fertig.

Voss betreibt sogar eine eigene Waschbrettmanufaktur und bietet alle Modelle an: von „Klassik I“ über „Klassik III“ bis zur metallenen Umhängeweste, selbstverständlich geriffelt. Für Musiker und Krachschläger gedacht ist ein weiteres Modell, das sich praktisch vor den Bauch binden lässt. Der Name dieses Manufakturproduktes lag da fast auf der Hand: „Waschbrettbauch“.

Darauf kann man, wenn es sein muss, immer noch Wäsche waschen. Vor allem aber kann man auf dem Waschbrettbauch Musik machen. Christoph Mörstedt

Den ausführlichen Bericht lesen Sie in Wochenblatt-Folge 16/2014.