Der Landwirtschaft ein Gesicht geben

Seminar in Sonsbeck-Labbeck: So betreiben Landwirtinnen Öffentlichkeitsarbeit.

Öffentlichkeitsarbeit ist ein wichtiges Thema, um die Gesellschaft wieder ein Stück näher an die Landwirtschaft zu bringen. Das wissen Landwirte - besonders die Landwirtinnen. Bei einem For-Farmers-Seminar diese Woche in Sonsbeck-Labbeck, Kreis Wesel, stellten vier Landwirtinnen ihre Strategien vor, um das Image der Landwirtschaft zu stärken.

Nadine Henke: Die Tierärztin und ihr Mann Heinrich betreiben mit zehn Mitarbeitern einen landwirtschaftlichen Familienbetrieb mit insgesamt 2500 Tieren in Bruchhausen-Vilsen im niedersächsischen Landkreis Diepholz. Regelmäßig posted sie Fotos und kurze Videos aus dem Schweinestall auf dem betriebseigenen Stallaccount „Brokser Sauen“ in dem sozialen Netzwerk Facebook.

„Wenn wir das Image der Landwirtschaft verbessern wollen, müssen wir die Menschen in unsere Welt einladen und zeigen, was wir machen“, kommentiert die Tierärztin. Mehr als 4000 Menschen gefällt, was die Ferkelerzeugerin auf Facebook treibt. Neben Facebook bespielt sie auch die Kommunikationsplattform Twitter. Darüber richtet sie sich hauptsächlich an Journalisten. „Rund die Hälfe nutzt Twitter für die Pressearbeit“, weiß Nadine Henke.

Projekt: Agrarscout

Marianne Albersmeier bewirtschaftet mit ihrem Mann Klaus einen Betrieb in Lippetal im Kreis Soest. Neben Ackerbau gehören Photovoltaik und Schweinemast zu den Standbeinen. Sie engagiert sich als Agrarscout . Dieses Projekt rief das Forum Moderne Landwirtschaft aus Berlin 2016 ins Leben. Marianne Albersmeier bewarb sich und bekam eine Zusage.

Vor ihrem ersten Einsatz auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin erhielt sie ein eintägiges Rhetorik- und Kommunikationstraining. „So werden die Teilnehmer fit, um mit den Verbrauchern einen offenen Dialog oder Diskussionen zu führen“, erklärt sie. Dazu gehört auch, sich kritische Fragen gefallen zu lassen. In erster Linie geht es den Agrarscouts darum, bei den Städtern Verständnis und Akzeptanz für die moderne Landwirtschaft zu schaffen.

Projekt: Einsichten in den Kuhstall

Christina Lenfers: Die Agrarstudentin kommt von einem 100-ha-Betrieb mit 200 Milchkühen plus Nachzucht sowie 600 Schweinen in Senden im Kreis Coesfeld. Zum Betrieb gehört eine Milchtankstelle.

Seit 2015 macht der Betrieb bei dem Projekt „EinSichten in die Tierhaltung“ mit. Damit unterstützt der Verein information.medien.agrar (i.m.a) bundesweit teilnehmende Landwirte bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit. Die Rentenbank fördert den Einsatz mit 1000 €. „Wie ein Landwirt das Konzept umsetzt, ist ihm selbst überlassen,“ erklärt die Agrarstudentin und nennt Beispiele. "Der eine baut Stallfenster, der nächste einen großen Besucherraum oder eine -tribüne, wieder einer installiert eine Webcam oder stellt große Schautafeln auf." Entscheidend ist, dass die Besucher einen authentischen Einblick in die moderne Tierhaltung bekommen. Bei Lenfers können sie über den Hof schlendern und sich an Schautafeln informieren.

Hoftage, Hofcafé und Hofführungen

Cathrin Derboven lebt auf einem Milchviehbetrieb in Warpe, Landkreis Nienburg/Weser in Niedersachsen. Die Familie hält 500 Milchkühe plus Nachzucht und bewirtschaftet 330 ha Land. Zum Betrieb gehören Biogas- und Photovoltaikanlagen. Die Milch verarbeitet sie in der eigenen Hofkäserei. Die Produkte vermarkten sie ab Hof, online und durch 80 Weiterverkäufer.

Sie betreibt Öffentlichkeitsarbeit direkt vor Ort: führt Besuchergruppen über den Milchviehbetrieb mit 500 Kühen und in die eigene Hofkäserei. Auch Hoftage finden regelmäßig statt. Veranstaltungen mit 2000 bis 5000 Besuchern auf dem Familienbetrieb Hof Bünkemühle sind eher Regel als Ausnahme. Denn bei Derboven ist immer was los. „Pro Woche finden vier Besichtigungen statt, manchmal drei pro Tag“, erzählt Cathrin Derboven. Zusätzlich ist sonntags das Hofcafé geöffnet.

Die Werbung für die Hoftage schaltet Cathrin Derboven in klassischen Printmedien wie Tageszeitungen und regionalen Magazinen. Außerdem legt sie Flyer in örtlichen Geschäften aus und nutzt das Internet, etwa die eigene Homepage und die sozialen Medien. rk

Diese Gesichter und ihre Geschichten finden Sie auch in Wochenblatt-Folge 26.