Der beste Blick auf das geschlossene Fachwerkensemble von Freudenberg bietet sich vom neu gestalteten Kurpark aus. Dabei gibt es hier den „Alten Flecken“ gleich doppelt: einmal im nach dem verheerenden Brand von 1666 neu aufgebauten Original und als Tastobjekt, an dem sich die klare Anlage von Straßenführung und Häusern und auch die Struktur der Gefache eindrucksvoll nachvollziehen lässt.
Das Modell aus der erzgebirgischen Werkstatt von Nils Hoy ist eine Freudenberger Sehenswürdigkeit. Es schult als Teil des neu eingerichteten „Erfahrungsfelds der Sinne“ die Wahrnehmung. Es macht wach und damit aufmerksam für Neues, vielleicht auch für die Kunst, denn die lässt sich rund um Freudenberg auf besondere Weise erleben: auf dem Kulturflecken-Weg, der um das Städtchen herum führt und am Ende auch mitten hinein. Bei der Routenführung haben die Initiatoren mit dem Landesbetrieb Wald und Holz NRW kooperiert.
Dem silbernen Stern nach
Entlang dieser Spazierrunde, gute 6 km lang und mit einem silbernen Stern auf Rot bestens markiert, laden Künstlerinnen und Künstler an 16 Stationen zur Begegnung ein: mit den vorgestellten Arbeiten, aber auch mit dem eigenen Ich.
Die Kunst am Wegesrand fragt an, rührt an, regt an. Mal spiegelt sie die eigene Lebenssituation („Junge Frau mit Kind – Multitasking“, Peter Nettesheim), mal die Sehnsucht nach Zweisamkeit und Halt („Über dem Wind“, zwei aneinander gelehnte Hochsitze von Silke Krah und Frank Münker), mal gibt sie einen vorbuchstabierten Gedanken mit – wie beim „SinnSpiel“ von Silvia Banken oder bei Volker Bunses Textfragmenten auf Holz.
Mit Bezug zum Ort
Stets ist die Kunst auf den Ort bezogen. So passen die farbigen Fischlein von Franz-Josef Henke ans Ufer eines Waldteichs, Kai Gieseler führt mit ihren „Farbkarten“ mitten in den Wald. Katharina Rauschers großformatige Arbeit „Zweisam“ ist ein Blickfang an der Straße zum Freudenberger Stadtteil Hohenhain, eine Einladung auch, den gut erhaltenen Schutzwall von einst, die „Alte Schanze“, zu entdecken.
Ein Raub im Jahr 1796
Nicht weit entfernt erinnern Bianca Torrados künstlerisch nachempfundene Überreste eines Fuhrwerks an einen historischen Kriegskassenraub: Am 9. September 1796 wurde hier an der einstigen Fernhandelsstraße ein Wagen der napoleonischen Armee überfallen.
Mit leichter Hand erzählt diese Runde also auch etwas über Freudenberg selbst. Folgerichtig, dass der Weg am Ende in den „Alten Flecken“ selbst führt und, wenn Zeit genug bleibt, auch in das kleine, feine „4Fachwerk-Mittendrin-Museum“. Dann nämlich geht es mitten hinein ins „Gefache“ aus alter Zeit.
Da geht’s lang
Ausgangs- und Endpunkt des Kulturflecken-Wegs in Freudenberg ist der Parkplatz P4 „Hinterm Schloss“ an der Burgstraße. Die 6 km lange Wanderung folgt meist guten Forstwegen. Der Höhenunterschied im Auf- und Abstieg beträgt jeweils 140 m. Eine Einkehr ist möglich im Gasthaus „Alte Schanze“ in Hohenhain oder in Freudenberg, etwa im Kurpark-Café Kaktus (mittwochs bis sonntags ab 14 Uhr). Das Museum „4Fachwerk“ ist mittwochs, samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.
Eingerichtet hat den Weg der Verein „KulturFlecken Silberstern“. Die zwei Kunstführer zum Weg, für Erwachsene und für Kinder, gibt es unter anderem bei der Tourist-Information Freudenberg an der Kölner Str. 1. Akustische Kunst-Vermittlung bieten die Hör-Stücke, die über QR-Codes an den Stationen abrufbar sind.
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