Rund 90 Milchkühe plus Nachzucht, 165 ha Weiden, Grün- und Ackerland, 600 Legehennen in drei mobilen Ställen sowie Direktvermarktung – das sind die groben Eckdaten des Betriebs, den Landwirtin Magdalena Zelder (32) mit ihrem Mann im rheinland-pfälzischen Wittlich bewirtschaftet. Die Ziele der Farm-to-Fork-Strategie stellen sie, genauso wie viele Berufskollegen, vor große Herausforderungen. Welche das sind, erläuterte sie heute beim digitalen Bäuerinnenforum des Deutschen Landfrauenverbandes.
Der Begriff „Farm to Fork“ bedeutet sinngemäß: „Vom Hof auf den Teller“. Die Strategie ist Teil des sogenannten Green Deals, dessen Ziel die Klimaneutralität der EU bis zum Jahr 2050 ist. Alle Bereiche der Lebensmittelkette sollen dazu im Rahmen von „Farm to Fork“ ihren Beitrag leisten: Vom Erzeuger über die Lebensmittelindustrie und den Handel bis hin zum Verbraucher. Besonders konkret sind die Vorgaben für die Landwirtschaft: Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Antibiotika soll bis zum Jahr 2030 halbiert, der Einsatz von Düngemittel um 20 % reduziert werden. 25 % der Flächen sollen zukünftig biologisch bewirtschaftet werden.
"Ich muss meine Tiere behandeln können"
„Natürlich ist es ein schönes Ziel, den Antibiotika-Einsatz um 50 % zu reduzieren. Aber in Deutschland sind wir hier schon weit voraus. Da stellt sich mir die Frage: Möchte die EU das berücksichtigen? Oder möchte sie, dass wir von dem, was wir bereits geschafft haben, noch einmal reduzieren? Ich muss meine Tiere im Stall nach guter fachlicher Praxis behandeln können, wenn Krankheiten auftreten.
"Wie bekomme ich meine Kühe satt?"
Wenn mein Ertrag geringer ausfällt, weil ich den Vorgaben entsprechend Pflanzenschutz- und Düngemittel einspare, stellt sich mir die Frage: Wie bekomme ich meine Kühe satt? Ich kann meinen Bestand nicht minimieren. Als Existenzgründer haben wir natürlich mit genau der Tierzahl gerechnet, die wir aktuell haben. Wie soll ich an mehr Land kommen, um das aufzufangen? Darauf, ausländisches Futtermittel zukaufen, möchte ich eigentlich verzichten. Mein Ziel ist es, dass wir das regional stemmen und dass wir unsere eigenen Produkte an unsere Tiere verfüttern.
"Ich müsste meine Bio-Milch zu konventionellen Preisen absetzen"
Ich komme selbst von einem Ökobetrieb. Ich haben durchaus einen Draht dazu. Es ist schön, wenn man sagt, ihr müsst per se 25 % Bio-Landbau betreiben. Aber wo ist denn der Markt? Wir hätten bei uns in der Umgebung nicht einmal eine Molkerei, die die Bio-Milch abholen würde. Wenn ich meinen Betrieb umstellen würde, müsste ich meine Bio-Milch also zu konventionellen Preisen absetzen. Es kann doch nicht das Ziel sein, dass meine Bio-Kollegen mit dem Markt so kämpfen müssen, wie wir jetzt. Die sind schließlich mit der Maxime angetreten, dass es in ihrem Bereich anders läuft.
"Wir brauchen Planungssicherheit"
Allein die Umsetzung der Düngeverordnung bedeutet für unseren Betrieb Investitionen in Höhe von 150 000 €, die mir keinen Cent an Gewinn mehr einbringen. Das sage ich auch unseren Kunden so. Ich muss es machen, ich will ja meinen Betrieb weiterführen. Aber was kommt da jetzt noch auf mich zu? Wie sieht es mit der Planungssicherheit aus? Gerade wir Junglandwirte müssen wissen, wenn ich jetzt eine Millionen Euro für eine Neuinvestition in die Hand nehme: Wie lange ist diese Neuinvestition auf dem Stand der Dinge? Wann muss ich nachbessern?“