Bürger gründen Genossenschaft

Damit die Kita im Dorf bleibt

Das alte Haus mitten in Eschenbach im Siegerland war schon Volksschule, Grundschule und Kindergarten. Als Verfall oder Abriss drohten, schmiedete die Dorfgemeinschaft einen Plan.

Vor zwei Jahren beschloss der Rat der Stadt Netphen, zu der Eschenbach gehört, den Abriss des 1928 als Dorfschule errichteten Gebäudes. Seit Anfang der 1970er Jahre wurde es als Kindergarten mit einer Gruppe genutzt. Nach den Überlegungen der Stadt bot das Gebäude nicht genug Platz für die jetzt notwendige zweite Gruppe. Für einen Neubau an gleicher Stelle sollte sich ein Investor finden. Die Stadt selbst wollte nicht mehr als Bauherr auftreten. Für den Übergang setzte der Kreis Siegen-Wittgenstein, eine Container-Kita an den Dorfrand.

Doch ein Investor tauchte nicht auf. Viele Eschenbacher fürchteten, dass das Provisorium irgendwann auslaufen und neue Plätze nicht vor Ort, sondern im 2 km entfernten Netphen geschaffen würden. Die Konsequenzen: Mehr Fahrdienst für die Eltern, weniger Leben im Ort und ein ungenutztes Gebäude. Den Kindergarten sehen die Eschenbacher als Standortfaktor. Die Bevölkerungszahl liegt stabil bei knapp 600. Häuser stehen nie lange zum Verkauf.

Um ihre Kita zu retten, schmiedeten die Eschenbacher deshalb einen Plan. Peter Klein und seine Ehefrau Petra - er ist Bauingenieur, sie Architektin - überlegten, wie doch zwei Gruppen im alten Gebäude untergebracht werden konnten. Eine Bürgerversammlung brachte dazu weitere Anregungen und die Überzeugung: Die Dorfgemeinschaft kann und will selbst anpacken. Deshalb gründete sich im Sommer 2018 die Genossenschaft "Alte Schule Eschenbach". Sie übernahm das Gebäude von der Stadt und wird es ab Sommer frisch renoviert an den Kita-Träger vermieten.

Die Eckpunkte des Konzepts

  • Ein Kaufpreis in Höhe des Marktpreises für das Grundstück wird erst fällig, wenn das Gebäude nach 20 Jahren nicht mehr als Kita oder für andere soziale Zwecke genutzt werden sollte.
  • Die Genossenschaft hat inzwischen 89 Mitglieder, die Anteile für insgesamt 226.000 € gezeichnet haben. Für den Umbau hat die Genossenschaft 450.000 € veranschlagt. Der fehlende Betrag wird über Darlehen finanziert, die nach 10 bis 15 Jahren zurückgezahlt sein sollen.
  • Die Mitglieder können ihre Anteile vererben, mit Zustimmung der Genossenschaft verkaufen oder gegen Bezahlung wieder zurückgeben. Jedes Mitglied hat bei Entscheidungen eine Stimme.
  • Eigenleistungen sind mit 30.000 € eingeplant. Fördermittel hat die Genossenschaft nicht beantragt, weil sie den Umbau verzögert hätten.
  • Der Träger des Kindergartens hat einen Mietvertrag über 20 Jahre unterzeichnet. Das Kreisjugendamt hat für diese Zeit eine Garantie ausgesprochen. Danach soll die Investition wieder in der Kasse sein und sich das finanzielle Engagement der Genossen lohnen.