Dalheim: Klammes Kloster

Das LWL-Landesmuseum für Klosterkultur in Lichtenau-Dalheim, vor mehr als zehn Jahren als Impuls für die Kultur im ländlichen Raum realisiert, steckt in der Krise. In der nächsten Woche berät der Landschaftsverband die Lage.

Das LWL-Landesmuseum für Klosterkultur in Lichtenau-Dalheim, vor mehr als zehn Jahren als Impuls für Kultur im ländlichen Raum realisiert, steckt in der Krise. Das geht aus Unterlagen hervor, die der Landschaftsverband in der kommenden Woche berät.

Es sollte ein starker kultureller Impuls für den ländlichen Raum sein – und es sollte sich wirtschaftlich weitgehend selbst tragen: So lauteten zwei Grundsätze, die die Verantwortlichen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) bei Gründung des Klostermuseums in Lichtenau-Dalheim 2006/07 herausgestrichen haben. Von erwarteten 80 .000 bis 120 .000 Besuchern pro Jahr war seinerzeit die Rede, von sprudelnden Zinseinnahmen aus einer eigens gegründeten Stiftung, von weiteren Einnahmen aus einer Klosterbrauerei und -brennerei.

Tatsächlich aber befindet sich das ländlich gelegene Klostermuseum in einer Krise. Das zeigt ein Blick in das „Mittelfristige Finanzkonzept“, über das der Kulturausschuss des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in der kommenden Woche an Ort und Stelle berät. Demnach ist die Stiftung, die das Museum betreibt, „trotz der zwischenzeitlich eingeleiteten Optimierungs- und Intensivierungsmaßnahmen auch weiterhin nicht in der Lage, die strukturell bedingten Defizite auszugleichen“.

Mehr Geld, neue „Prälatur“

Allein für das laufende Jahr wird ein Minus von 113.000 € vorausgesagt. „Auch mit einem erhöhten Betriebskostenzuschuss können die angestrebten Ziele nur mit einer äußerst sparsamen Bewirtschaftung und unter großen Anstrengungen der Belegschaft realisiert werden.“ Insgesamt sei das Museum „an seiner Leistungsgrenze“.

Stärken, Schwächen, Visionen
Das Museum setzt einem Entwicklungsplan zufolge vor allem auf Ausstellungen und Veranstaltungen, auf ein neues „Kompetenzzentrum für Klosterkultur“, auf stärkere Öffentlichkeitsarbeit und das Gewinnen neuer Sponsoren.
Zu seinen Stärken zählt es seine kulturgeschichtlich bedeutende Anlage, ein engagiertes Team mit hoher fachwissenschaftlicher Kompetenz sowie Ausstellungen „von nationaler Relevanz“. Schwachpunkte seien
– fehlende öffentliche Verkehrsmittel,
– fehlende Übernachtungsmöglichkeiten,
– der nur teilweise realisierte Museumsbau und
– die Abgelegenheit des Standorts, ein "Hindernis auch bei der Personalakquise“.
In zehn Jahren, so schwebt es den Verantwortlichen gleichwohl vor, soll Dalheim ein Standort „mit einem international beachteten Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm“ sein – und „einer der meistfrequentierten touristischen Standorte in Westfalen-Lippe“. Str.

Der LWL-Kulturausschuss berät in der kommende Woche über den Antrag, den jährlichen Betriebskostenzuschuss für Dalheim von bisher 500.000 auf 690. 000 € zu erhöhen. Außerdem soll entschieden werden, ob die leer stehende „Prälatur“ des Klosters für 2,94 Mio. € hergerichtet wird, um Büroräume und eine Künstlergarderobe zu schaffen. Der Gesamtaufwand des LWL für Kloster Dalheim für die Jahre 2018 bis 2021 wird auf 3,2 bis 3,5 Mio. € beziffert – pro Jahr.

Gründe für die Krise

Das Museum leide vor allem unter steigenden Sach- und Personalkosten, heißt es im „Mittelfristigen Finanzkonzept“. Auch ein neuer Pachtvertrag für die Gastronomie sorge für einen „Minderertrag“ von rund 10.000 € pro Jahr.

Überdies setzen der Stiftung die sinkenden Zinserträge zu. „Aufgrund der Entwicklungen am Kapitalmarkt ist in den nächsten Jahren mit einem deutlichen Rückgang der Stiftungserträge zu rechnen“, heißt es in der Analyse.

Ohne Erhöhung des Finanzrahmens werde es „in den kommenden Jahren notwendigerweise zu einer Reduzierung des Angebots“ kommen, damit zu weniger Be­suchern und Einnahmen. Ausdrücklich warnt das Papier vor einer drohenden „Abwärtsspirale“. Gisbert Strotdrees



Einen ausführlicheren HIntergrundbericht lesen Sie im aktuellen Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben, Folge 24/2017, vom 16. Juni 2017.