Psychologie

Coworking: Für wen ist das was?

Sie finden die Vorstellung verlockend, sich in einem Coworking-Space einzumieten, und mit fachfremden Kollegen zusammen in einem Büro zu arbeiten? Drei Fragen an Wirtschaftspsychologin ­Angela Buhne.

Frau Buhne, in großen Städten ist Coworking bereits weit verbreitet. Auch auf dem Land gibt es immer mehr Anbieter. Für wen bietet es sich an, für einen befristeten Zeitraum einen Schreibtisch in einem solchen Büro anzumieten?

Den einen Typ Mensch, für den Coworking besonders geeignet ist, gibt es aus meiner Sicht nicht. Tendenziell lässt sich aber sagen: Wenn ich einen kreativen Beruf habe, wenn ich den Austausch brauche – dann kann das Arbeiten in einem Coworking-Space unglaublich bereichernd für mich sein. Als Steuerfachangestellter, der den Jahresabschluss machen muss, ist solch ein Großraumbüro hingegen vermutlich eher weniger geeignet. Ich glaube, dass Menschen das Arbeiten in einem solchen Umfeld entweder als total ­super oder als die absolute Kata­strophe empfinden.

Welche Vorteile bietet das ­Coworking seinen Nutzern? Was können Nachteile sein?

Coworking verbindet die Flexibilität, die ich im Homeoffice habe, mit den positiven Aspekten des Büroalltags. Dadurch, dass ich für das Arbeiten im Coworking-Space aus dem Haus gehen muss, erhält mein Tag beispielsweise eine zeitliche Struktur. Gleichzeitig habe ich, anders als alleine zu Hause an meinem Schreibtisch, den sozialen Austausch. Gerade dieser soziale Aspekt kann eine unglaubliche Bereicherung, aber auch eine starke Herausforderung darstellen. Denn dieser Teil der Community zu sein, bedeutet auch, Verantwortung füreinander zu übernehmen – die eigene Arbeit zurückstellen zu müssen. Das kann dazu führen, dass ein weitaus höherer Zeitaufwand notwendig ist, um das eigene „Pensum“ zu bewältigen und somit – arbeitspsychologisch betrachtet – zu einer psychischen Belas­tung führen. Wenn mehrere Personen gleichzeitig in einem Raum arbeiten, kommt der Geräuschpegel hinzu, den man nicht unterschätzen sollte. Nicht umsonst ging die Entwicklung in der Arbeitswelt in den vergangenen Jahren weg von Großraumbüros hin zu mehr Privatsphäre. Deshalb sollten Sie darauf achten, dass es vor Ort auch ausreichend Rückzugsmöglichkeiten gibt.

Was würden Sie jemandem ­raten, der überlegt, sich in einem Coworking-Space einzumieten?

Probieren geht über Studieren. Gehen Sie nicht gleich in die Vollen, indem Sie sich für ein halbes Jahr einbuchen. Die meisten Anbieter bieten Interessierten die Möglichkeit, auch Tages- oder Wochen­pässe zu buchen. Nutzen Sie diese Gelegenheit, das Konzept ein paar Tage für sich auszuprobieren. So können Sie testen, ob diese Art zu arbeiten Sie voranbringt. Vielleicht kommen Sie auch zu dem Schluss, dass gerade die soziale Komponente Sie am Ende des ­Tages davon abgehalten hat, Ihre Arbeit rechtzeitig erledigen.

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