Besuch auf einem Hof im Osnabrücker Land

Brennholz: Selbst ist die Frau

Verena Meyer zu Wehdel war schon immer ein „Holzkind“. Inzwischen macht sie auch Brennholz selbst, ganz nach dem Motto: sägen, heizen, wohlfühlen.

Langsam drückt Verena Meyer zu Wehdel die beiden Hebel zusammen. Ein Knirschen ertönt, dann gibt der Stamm nach. „Guck mal Mama, die sehen aus wie Pizzastücke“, sagt Arendt, der siebenjährige Sohn von Verena, und deutet auf die zwei Holzscheite, die auf dem Spaltgerät liegen. Für Familie Meyer zu Wehdel ist gerade „Holzzeit“, wie in jedem Herbst und Winter. Verena lebt mit ihrem Mann Axel und vier gemeinsamen Söhnen auf einem Hof in Badbergen im Landkreis Osnabrück. Das Haus ist denkmalgeschützt, in den Ställen stehen Puten und Schweine. Dazu gehören Ackerbau und 30 ha Wald – und deshalb natürlich ein Kamin.

Zu Weihnachten wünscht sich Verena einen eigenen Brennholzspalter. (Bildquelle: B. Lütke Hockenbeck)

Brennholz machen

Das Brennholz macht die Familie selbst von A bis Z. „Ich mache alles gern selbst, also auch die Arbeit mit Spaltgerät und Motorsäge“, sagt Verena. Die Holzliebhaberin ist auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Merzen aufgewachsen. „Ich war schon immer ein Draußenkind“, erinnert sie sich. Schon in der Schule wollte sie niemals in einem Büro enden und machte ihr Praktikum deshalb bei einem Tischler. Das begeisterte sie so, dass sie eine Ausbildung begann. „Als Frau war man in diesem Handwerk recht einsam“, sagt Verena. „Mir wurde oft gesagt, an mir sei ein Junge verloren gegangen.“ Was das heißen mag, weiß sie bis heute nicht.

Der siebenjährige Arendt hat auch schon Spaß bei der Arbeit mit Holz. (Bildquelle: B. Lütke Hockenbeck)

Dass Holz und Maschinen ihr Ding waren, wusste sie nach der Aus­bildung dafür umso mehr, und schloss danach noch ein Studium in Bionik (Biologie und Technik) und Materialwissenschaften ab. „Nun arbeite ich zwei Tage halbtags in der Zimmerei meines Bruders, kümmere mich um die vier Jungs und mache viel auf dem Hof“, erzählt Verena. Dazu gehört auch die Pflege des Waldes und die Bearbeitung des Holzes.

20 Schüttraummeter pro Jahr

In ihrem Specksteinofen verbrennt die Familie jährlich rund 20 Schüttraummeter Holz. „Ja, das ist eine Menge. Wir haben allerdings auch ein denkmalgeschütztes, altes Bauernhaus mit 350 m2 Wohnfläche zu beheizen“, sagt die 40-Jährige.

Rund 20 Schüttraummeter Holz verbrennt Familie Meyer zu Wehdel in ihrem Specksteinofen pro Jahr. Dieses Jahr könnten es noch einige mehr werden. (Bildquelle: B. Lütke Hockenbeck)

Das Holz holt die Familie aus ­ihrem eigenen Wald. „Zunächst suchen wir dort nach toten Ästen und Bäumen“, sagt Verena. „Einzelne, hohe Äste können wir mithilfe des Teleskopladers erreichen. Ganze Bäume fällen sowohl ich als auch mein Mann.“

Frauen an die Motorsägen

Dafür hat Verena im vergangenen November einen Motorsägen-Einsteigerkurs für Frauen bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Osnabrück absolviert. Damit sie aber nicht nur die kleinen Bäume bis zu einem Stammdurchmesser von 25 cm fällen darf, hat sie nun auch den Aufbaukurs gemacht – gemeinsam mit sechs weiteren Frauen. Das Ziel: Alle Bäume selbst fällen und sich dabei sicher fühlen. Dabei ging es um Theorie und Praxis. „Wir haben gelernt, wie man die Ketten schärft und pflegt, was man macht, wenn ein Stamm in einer anderen Baumkrone hängt, aber auch einiges Theoretisches zum Thema Sicherheit“, erzählt Verena.

Angst vor der Motorsäge? Nicht bei Verena Meyer zu Wehdel! Sie ist nicht nur gelernte Tischlerin, sondern hat in diesem Jahr auch noch einen Motorsägenkurs für Frauen belegt. (Bildquelle: B. Lütke Hockenbeck)

Das hat den sieben Frauen zwischen 20 und 55 Jahren nicht nur Spaß gemacht, sondern sie auch zusammengeschweißt. Sie wollen sich nach der bestandenen Prüfung jedes Jahr einmal im Wald der Meyer zu Wehdels treffen und gemeinsam auf „Baumjagd“ gehen.

Vom Baum zum Scheit

Ist der Baum erst mal gefällt, wird dieser zum Hof transportiert. Bei einer großen Menge Brennholz ­stapeln die Meyer zu Wehdels’ die Stämme noch im Wald zu einem Polter und lassen sie dort vortrocknen. Ist das Holz am Hof angelangt, muss es gespalten werden. Dafür leiht sich Verena einen Brennholzspalter aus.

Verena weiß genau, wie sie die Baumstämme zersägen muss. (Bildquelle: B. Lütke Hockenbeck)

„Zu Weihnachten wünsche ich mir dieses Jahr einen eigenen“, sagt sie lachend, während sie die Maschine betätigt „Die Kettensäge gab’s letztes Jahr, da hab ich bestimmt gute Chancen.“ Verenas zweitjüngster Sohn Arendt nimmt ihr die pizzastückförmigen Scheite ab und wirft sie in eine Gitterbox. Etliche von diesen 1,2 Schüttraummeter fassenden Boxen füllt die Familie für einen Winter. Sortiert wird dabei grob nach Trockenheit des Holzes und Länge der Scheite. Verena erklärt: „Meine Schwiegermutter hat einen kleineren Ofen, bei ihr dürfen die Scheite maximal 25 cm lang sein.“ Die vollen Boxen werden mit einem Lader bis ans Haus gefahren und von dort bei ­Bedarf in einen kleineren, rollbaren Holzkorb verladen. Über eine selbst gebaute Rampe gelangt das Kaminholz dann in die Diele und in den Wohnraum.

Langes Abluftrohr

Das Wohnzimmer ist holzvertäfelt. Darin stehen ein historischer Schrank, zwei Holztische und ein einladendes Sofa. Zwei Schritte weiter glimmen Holzscheite in ­einem Specksteinofen. Ein langes, abgeknicktes Abluftrohr zieht sich an der Wand entlang. „Das Rohr ist zwar optisch nicht das allerschönste, gibt aber eine Menge Wärme in den Raum ab“, sagt ­Verena.

Vor drei Tagen hat die Familie den Ofen das erste Mal wieder angeheizt. „Unser Haus ist von 1792, die Fenster sind nur einfach verglast, da wird es schnell kalt und feucht, wenn man nicht heizt“, erklärt Verena. Zu heiß und trocken darf die Holzvertäfelung natürlich auch nicht werden. Hinterm Kamin schützt eine Kupferplatte die Vertäfelung.

Weihnachten im September

Am ersten Kamintag in diesem Jahr hat es draußen geregnet und Arendt hat gleich Weihnachts­musik angemacht. „Beim nächsten Mal können wir Plätzchen dazu backen“, schlägt Verena vor. Der Siebenjährige ist begeistert.

Außer mit dem Kamin heizt die ­Familie – wenn nötig – mit einer Gasheizung. „Momentan brauchen wir diese noch nicht. Wir machen nachmittags die Türen zur Treppe zu den Schlafzimmern der Kinder auf, dann zieht die Wärme hoch“, sagt Verena. Für das Warmwasser benötigen sie trotzdem Gas.

Sich selbst versorgen

In diesem Jahr wird die Familie wahrscheinlich noch mehr als 20 Schüttraummeter Holz verbrauchen. Gas ist teuer. „Es ist immer ein gutes Gefühl autark zu sein“, sagt die Tischlerin.

Von der Gasheizung würden sie am liebsten ganz weg und statt­dessen eine Holzhackschnitzel­heizung installieren. Wann und ob die neue Heizung kommen könnte, das wird sich nach einem Gespräch mit einem Heizungstechniker klären.

Außerdem überlegen die Meyer zu Wehdels, ihren Sandsteinofen zurück in die Küche zu holen. Den hatten sie eigentlich verbannt, weil es mit sechs Familienmitgliedern und Mitarbeitern am Mittagstisch eng werden kann. Nun überlegen Verena und Axel neu. Zusammenrutschen kann ja auch gemütlich sein.

Sicheres Sägen

Für einen sicheren Umgang mit der Motorsäge ist ein Lehrgang zu empfehlen, für Gewerbetreibende ist ein solcher sogar verpflichtend. „Es ist immer sinnvoll, sich von Fachkundigen in ein Gerät einweisen zu lassen“, sagt Forstwirtschaftsmeister Christian Gräfe. „Denn auch im privaten Rahmen können immer wieder Unfälle passieren.“ Gräfe gibt bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen Motorsägenkurse – auch speziell für Frauen.

Inhalte des Kurses sind:

  • Gefahren aufzeigen (Waldarbeit allgemein und Kettensäge),
  • Gefahren vorbeugen (Sicherheitskleidung, Sicherheitseinrichtung einer Motorsäge ...),
  • praktischer Gebrauch einer Motorsäge.


„Mit Kraft hat der Gebrauch einer Motorsäge nichts zu tun“, sagt Gräfe. „Es kommt auf die richtige Technik an!“ Dringend notwendig ist eine persönliche Schutzausrüstung, bestehend aus Sicherheitsstiefeln mit Schnittschutzeinlagen, einer Schnittschutzhose, Handschuhen und einem Helm mit Gehör- und Gesichtsschutz.

Ein Tipp von Christian Gräfe: „Ein Erste-Hilfe-Kit für Waldarbeiter ist sehr lohnend. Es ist preiswert und passt in die Hosen- oder Jacken­tasche.“ Darin enthalten sind Verbände, Pflaster und eine Zeckenzange.

Das Kursangebot der Landwirtschaftskammer Niedersachsen finden Sie im hier.

Lesen Sie mehr:

Mit der Gefahr umgehen

Kinder und Kamine

von Andrea Hertleif

Im Ofen flackert ein Feuer, rundherum spielen die Kinder. Das kann eine brenzlige Kombination sein. Viele Eltern überlegen, wie sie den Nachwuchs schützen können. Ein Fachmann gibt Tipps.