Vielfach waren es Wissenschaftler, die kleine Schweine züchteten. Denn aufgrund ihrer Ähnlichkeit zum Menschen, sind Schweine interessant für Versuche. Lediglich ihre Körpergröße erschwerte die Haltung in Laboren. Aus diesem Grund begannen Forscher vielerorts, auffällig kleine Tiere miteinander zu kreuzen. In den Vereinigten Staaten entstand so in den 1940er-Jahren das Minnesota Minipig. Rund 20 Jahre später folgten ihnen auch deutsche Kollegen, die ihre Züchtung „Göttinger Minischwein“ nannten.
Wundertüte satt Rasse
Einheitliche Zuchtziele für die Miniaturausgaben der Tiere gab es nicht, nur klein sollten sie sein. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) führt keine eingetragene Rasse von Minischweinen. Dafür wäre notwendig, dass sich Züchter einem Zuchtverband anschließen und ein Zuchtziel definieren, das genetische und äußerliche Ähnlichkeiten umfasst. Daher ist es also nicht ganz korrekt, wenn man bei Minischweinen von einer Rasse spricht. Viele der auf Kleinwüchsigkeit gezüchteten Tiere werden zwischen 25 und 60cm groß. Ausgewachsen bringen sie 30 bis 100kg auf die Waage. Die Spannbreite verrät bereits, dass es sich beim Kauf eines Miniferkels um eine wahre Wundertüte handeln kann. Oft lassen sich weder Größe noch Gewicht und Farbe eindeutig vorhersagen. Wer keine böse Überraschung erleben will, der sollte über den Kauf eines ausgewachsenen Schweins nachdenken. Das Tier ist dann allerdings bereits rund vier Jahre alt.
Einfach anders
Hobbyhalter, für die die Größe nur zweitrangig ist, greifen gerne auf robuste Schweinerassen zurück. Dazu zählen zum Beispiel das Magaliza Wollschwein sowie Hängebauch- oder Ibericoschweine. Diese Tiere sind nicht nur selten und von einem interessanten Äußeren, sondern bringen auch interessante Geschichten und Legenden mit, wie die folgenden Steckbriefe zeigen.
Iberico Schwein
Herkunft und Abstammung: Bereits die im Südwesten Spaniens und Süden Portugals ansässigen Römer hielten iberische Schweine.
Optik: Die kleinen und flinken Tiere haben eine spitze Schnauze und schwarze Borsten. Die schwarzen Hufe brachten ihnen den Namen „Pata Negra“ ein. Die dunkle Haut erinnert an Wildschweine.
Größe und Gewicht: Sauen erreichen bis zu 150kg, Eber bis zu 200kg Körpergewicht. Am Widerrist messen ausgewachsene Tiere rund 70 bis 80cm.
Legende und Kurioses: Der Legende nach entstand der weltbekannte Seranoschinken vor langer Zeit, als ein Schwein in einen Bach mit hoher Salzkonzentration stürzte und dort ertrank. Einige Hirten bargen und zerlegten das Tier, um es zu essen. Sie stellten einen angenehmen Geschmack fest – speziell bei der Haxe. Erst später bemerkten sie, dass der gesalzene Schinken länger hielt und seinen Geschmack nicht verlor. Sie begannen, die Methode des Konservierens zu perfektionieren.
Mangaliza Wollschwein
Herkunft und Abstammung: Die Rasse wurde bereits im 19. Jahrhundert in Ungarn gezüchtet. Sie ging aus einer Kreuzung des ungarischen Landschweins und dem serbischen Sumadiasschwein hervor.
Optik: Entsprechend ihres Namens verfügen die Tiere über eine reiche Behaarung, die sie zu robusten Freilandbewohnern macht. Die großrahmigen Tiere gibt es in drei Färbungen: blond, rot und schwalbenbäuchig, das heißt mit dunklem Mantel und hell-cremefarbener Unterseite. Ihre Haut ist schiefergrau.
Größe und Gewicht: Eber sind rund 85cm, Sauen etwa 75cm hoch. Ausgewachsen wiegen die Speckschweine bis zu 250kg.
Legende und Kurioses: Eine kleine schweizer Insel am nordwestlichen Rand des Bodensees ist nach den Wollschweinen benannt: die Wulesaueninsel. Das Eiland wurde 1985 künstlich aufgeschüttet. Ein Jahr später zogen die ersten Tiere als Reservatspfleger ein. Sie wühlen den Boden auf und arbeiten so ständig das Naturschutzgebiet um. Wollschweine lieben Wurzeln und halten die Insel so von Bewuchs frei, sodass Watvögel hier brüten können. Hochlandrinder und Wasserbüffel unterstützen die Schweine beim Beweiden der Flächen.
(Vietnamesisches) Hängebauchschwein
Herkunft und Abstammung: Eine Theorie besagt, dass die Tiere vom eurasischen Wildschwein abstammen. Eine andere schlägt vor, dass die Tiere aus einer Unterart des Wildschweins, dem sogenannten Bindenschwein, in Südostasien hervorgingen.
Optik: Im Verhältnis zur Beinlänge sind die Tiere sehr lang. Der voluminöse Bauch berührt häufig den Boden. Die faltige Haut ist einfarbig grauschwarz pigmentiert oder schwarz-weiß gescheckt.
Größe und Gewicht: Hängebauchschweine sind relativ klein. Eber messen 50cm, Sauen etwa 40cm. Sie wiegen 50 bis 70kg.
Legende und Kurioses: Im Jahr 1866 eröffnete der Zoo in Budapest. Im Zooführer findet sich der Verweis auf „Japanische Faltenschweine“. Möglicherweise handelte es sich bereits damals um das vietnamesische Hängebauchschwein. Zusammen mit dem Minnesota Minipig bildete es die Ausgangsbasis für das Göttinger Minischwein.
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