Balanceakt Bäuerin

Viel Arbeit und wenig Urlaub: Eine Studie der Landfrauenverbände in NRW zeichnet ein deutliches Bild der (Belastungs-)Situation von Bäuerinnen – und erklärt, warum viele trotzdem optimistisch in die Zukunft schauen.



Sie arbeitet auf dem Hof, ist selbst berufstätig, kümmert sich um Haushalt, Kinder und Altenteiler und ist obendrauf noch ehrenamtlich engagiert: Auf 61 Stunden summiert sich so die Arbeitswoche einer Bäuerin in Nordrhein-Westfalen. Zusätzlich drücken finanzielle Sorgen. „Diese Frauen sind wirklich nicht zu beneiden“, wird der Durchschnittsbürger sagen. „Wir persönlich schauen positiv in die Zukunft“, sagt dagegen über die Hälfte der Bäuerinnen.

So wurde gefragt
Für die Studie wurden 259 Bäuerinnen in NRW zwischen Oktober und Dezember 2015 telefonisch befragt, 180 von ihnen sind in Westfalen-Lippe zu Hause. Die Frauen im Alter von 18 bis 65 Jahren (Durchschnitt 51 Jahre) leben alle auf landwirtschaftlichen Betrieben mit mindestens 8 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche. Sie wurden repräsentativ nach Regionen, Betriebsgröße und Betriebsschwerpunkten ausgewählt. Es folgten Einzelinterviews mit neun Frauen und Diskussionen in sogenannten Fokusgruppen.
Die komplette Studie können Interessierte per E-Mail anfordern. Die Adresse: info@wllv.de.

Wie das sein kann? An einer Erklärung versucht sich eine Studie, die der Westfälisch-Lippische Landfrauenverband (WLLV) gemeinsam mit den Rheinischen Landfrauen in Auftrag gegeben haben. Der Titel: „Frauen in der Landwirtschaft in Nordrhein-Westfalen“. Das rund 80 Seiten starke Werk liegt jetzt druckfrisch vor. Es zeichnet ein detailliertes Bild des Lebens auf den Höfen.

Einige Ergebnisse im Überblick

  • Die Arbeitswoche von Bäuerinnen hat im Durchschnitt 16 Stunden mehr als bei erwerbstätigen Frauen in Deutschland generell. Summiert werden bei beiden Gruppen bezahlte Stunden in Job und Betrieb sowie der Zeiteinsatz in Haushalt, Familie und Ehrenamt.
  • Immer mehr Frauen auf den Betrieben sind außerhalb des Hofes erwerbstätig, bei den 18- bis 39-Jährigen ist es mehr als jede zweite. Insgesamt sind es 36 %. Durchschnittlich arbeiten sie mit einer halben Stelle (19 Stunden pro Woche).
  • Jede vierte Bäuerin unter 40 Jahren hat einen Studienabschluss. Die älteren Teilnehmerinnen an der Umfrage haben dagegen häufig eine ländlich-hauswirtschaftliche Ausbildung gemacht, bei den Über-60-Jährigen mehr als 90 %.
  • 83 % der befragten Frauen arbeiten auf dem Betrieb mit.
  • Im Durchschnitt haben sie im Jahr 9,6 Tage für Urlaub zur Verfügung.
  • Die Haushalte der befragten Frauen sind mehr als doppelt so groß, kinderreicher und durch die Pflegeleistungen für die Elterngeneration deutlich zeitintensiver als ein deutscher Durchschnitts-Haushalt.
  • Knapp 10 % der landwirtschaftlichen Familienbetriebe in NRW werden laut Agrarstatistik von Frauen geführt. Noch einmal genauso viele Frauen managen einen eigenen Betriebszweig und übernehmen damit ebenfalls Führungsverantwortung.
  • Für sich und ihre Kinder beurteilen jeweils über 40 % die Zukunftsaussichten als "(sehr) positiv". Schlechter kommen der eigene Betrieb und die Landwirtschaft im Allgemeinen weg. "Die Frauen empfinden sich als stark", sagt dazu WLLV-Geschüftsführerin Hildegard Kuhlmann.

ahe

Den kompletten Beitrag zur Studie „Frauen in der Landwirtschaft in NRW“ lesen sie im Wochenblatt (Folge 24) ab Seite 68.