Landbaukulturpreis 2021
Ausgezeichnetes Bauen auf dem Land
Ein Rinderstall mit japanischen Anklängen, ein Altenteiler-Haus vor Alpenkulisse und eine zum Wohnhaus umgebaute Scheune: Der Landbaukultur-Preis würdigt vorbildliche Bauprojekte auf dem Land.
Der frühere EU-Agrarkommissar Dr. Franz Fischler, Schirmherr des Wettbewerbs, überreichte die Preise am Freitag (1.10.) auf Gut Havichhorst in Münster an die Eigentümer und deren Architekten. „Auch auf dem Land wird modern und nachhaltig gebaut“, so Fischler. Das verdiene viel mehr Beachtung.
Die zum Landwirtschaftsverlag gehörende Stiftung LV Münster schreibt den mit 30.000 € dotierten Preis alle zwei Jahre aus und hat ihn in diesem Jahr zum vierten Mal vergeben. Der Deutsche Bauernverband sowie der Bund Deutscher Architekten und der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten unterstützen den Preis ideell.
Herausragende Architektur
Mit dem Deutschen Landbaukultur-Preis werden herausragende architektonische Bauten und Außenanlagen auf landwirtschaftlichen Anwesen und damit das Bestreben der Bauern nach einer stimmigen Verbindung von Neuem und Altem, Wohnen und Arbeiten auf dem Land gewürdigt.
Erstmals wurden auch Objekte aus Österreich und der Schweiz ausgezeichnet. Insgesamt hatten sich 105 Bauherren um die Auszeichnung beworben.
Drei Hauptpreise
Drei Bauten erhielten einen mit 6000 € dotierten Hauptpreis.
Deutschland: Familie Daube aus Vlotho-Exter im Kreis Herford hat eine Scheune auf ihrem Hof für zeitgemäßes Wohnen umgebaut. Die Raumwirkung drinnen ist gewaltig. Küche, Wohn- und Essbereich gruppieren sich unter dem hohen Scheunendach. Nur ein Teil des Gebäudes wird auf zwei Ebenen genutzt. Besonders gelungen findet die Jury die Überführung der alten Gestaltung in die neue Nutzung. So erinnern zum Beispiel die vertikalen, lichtdurchlässigen Sonnenschutzpaneele an die alten Scheunentore. Für die Planung verantwortlich war als Architekt Johannes Schmersahl.
Österreich: Ein hochwertiger Stall für hochwertige Rinder. Das ist das Motto der Familie Huemer aus Atzbach in Oberösterreich, die mit Holz aus dem eigenen Wald einen neuen Stall für ihre Wagyu-Rinder gebaut hat. Architekt Herbert Schrattenecker gestaltete für die teuersten Rinder der Welt, die ursprünglich aus Japan stammen, einen Stall, der an eine japanische Pagode erinnert und damit oberösterreichische Holzbautradition mit japanischer Landhaus-Ästhetik verbindet.
Schweiz: Das Altenteiler- oder Austrags-Haus der Familie Scholl aus Selzach setzte sich unter den Bewerbern aus der Schweiz durch. Für die Jury ist es ein herausragendes Beispiel für die gelungene Verbindung eines Neubaus mit einem unter Denkmalschutz stehenden Bauernhaus. Das vom Architektenbüro Meier Unger gestaltete Auszugs-Haus, wie man Altenteiler- oder Austrags-Häuser in der Schweiz nennt, sei klug gesetzt und tauche mit seinem begrünten Flachdach regelrecht in die Landschaft ein. So konkurriere es trotz moderner Bauweise nicht mit dem historischen Hauptgebäude.
Zwei Auszeichnungen
Eine Auszeichnung und 4000 € Preisgeld erhielten zwei weitere Projekte.
Martina Klärle und Andreas Fischer-Klärle „retteten“ eine schon ziemlich baufällige historische und ortsbildprägende Hofanlage in Weikersheim-Schäftersheim im Taubertal. Die Jury urteilt: "Mit den Ideen des ebenfalls zur Eigentümerfamilie gehörenden Architekten Rolf Klärle ist ein stimmiges Ensemble entstanden, das den ursprünglichen Naturstein mit einer neuen Holzverschalung verbindet." Der Hof produziert mit seinen Photovoltaik-Dächern mehr Energie, als an Strom und Wärme im Jahr benötigt werden. Überzeugend ist auch das vielfältige Nutzungskonzept aus Gewerbe, Wohnen und Flächen für die Dorfgemeinschaft.
Die zu insgesamt sieben Wohnungen umgebaute alte Scheune von Andreas Geser in Münchenwiler in der Schweiz ist Teil einer historischen Schlossanlage. Das Büro Bernath+Widmer Architekten schaffte es, die Außenfassade komplett zu erhalten und damit den ursprünglichen Charakter zu bewahren. Umgesetzt wurde dies durch eine komplette zweite thermische Hülle, die mit großen Verglasungen hinter der historischen Fassade entstanden ist.
Anerkennungen
Für kleinere Projekte gab es Anerkennungen. Dazu zählen diese beiden aus Bayern:
Der Hühnerstall von Max Egon Hartinger entstand aus einem Stapel vergessener Bretter. Maximilan Hartinger zeichnete als Architekt verantwortlich.
Stephanie Forster baute mit Hilfe des Architekten Tobias Küke ein Bienenhaus, dabei orientierten sie sich an alten Bauweisen. Die Jury hält das für nachahmenswert.
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