George Conlan (29) hat sein ganzes Leben lang in Münster gewohnt. Nach seiner Ausbildung als Kaufmann für Versicherungen packte ihn die Abenteuerlust: So arbeitete er schließlich zweieinhalb Jahre in Australien als Erntehelfer.
Wochenblatt: Wie bist du darauf gekommen, als Erntehelfer in Australien zu arbeiten?
George Conlan: Nach meiner abgeschlossenen Ausbildung als Kaufmann für Versicherungen wollte ich unbedingt etwas Gegensätzliches machen. Ich wollte körperlich arbeiten. Australien schien mir den richtigen Grad an Herausforderung bereit zu halten.
Wo genau hast du gearbeitet?
Gemeinsam mit meinem Cousin habe ich in den zweieinhalb Jahren auf neun verschiedenen Farmen gearbeitet. Im ersten Jahr waren wir die meiste Zeit auf einem Weingut. Später arbeitete ich lange auf einer Knoblauchfarm. Einige Wochen half ich auch beim Himbeer- und Apfelpflücken aus.
Worin bestanden deine Aufgaben?
Je nach Saison fielen verschiedene Tätigkeiten an. Bei meinem ersten Halt, dem Weingut in Tasmanien, beschnitt ich Weinstöcke. Später half ich dabei, Netze über die Pflanzen zu ziehen. Das war die körperlich anstrengendste Arbeit.
War es bei der Jobbeschaffung ein Problem, dass du noch nie in der Landwirtschaft gearbeitet hattest?
Nein, das nicht. Das wichtigste war den Arbeitgebern, dass man mit Belastungen umgehen konnte. Auf der Knoblauchfarm saß ich zehn bis elf Stunden in der Wüste auf einem Trecker und musste die Pflückmaschine überwachsen – und das ganz ohne Schatten. Da muss man schon etwas aushalten können. Die Arbeit wurde aber auch entsprechend mit 25 Australischen Dollar pro Stunde, also umgerechnet knapp 16 € gut entlohnt.
Blickst du seit dieser Zeit anders auf die Landwirtschaft?
Was mich vor allem überrascht hat, ist wie viel Wissen und Perfektion in dem Anbau von Gemüse und Obst stecken. Ich sehe die Landwirtschaft nun mehr als Business, das unsere Gesellschaft ernährt.
Wenn du zurück blickst – inwieweit hat sich deine Zeit im Ausland gelohnt?
Die Zeit hat sich auf diversen Ebenen bezahlt gemacht. Nicht nur, weil ich mir durch das verdiente Geld meine Reisen durch Australien finanzieren konnte. Ich habe fürs Leben gelernt mich durchzukämpfen. Einige Wochen lang gab es nur Aussichten auf schlecht bezahlte Jobs und dann ging unser Auto auch noch kaputt. In dem Moment dachte ich, meine Reise wäre zu Ende. Trotzdem habe ich weiter gemacht – und zwei Wochen später sah die Welt schon wieder ganz anders aus.
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