Reinhild Tacken und ihr Mann Jürgen bewirtschaften gemeinsam mit ihrem Sohn Michael Tacken den Seilerhof in Brilon-Alme im Hochsauerlandkreis. 2017 übernahm der Sohn die Geschäftsführung. Derzeit hält die Familie 100 Kühe plus Nachzucht sowie 400 Legehennen und setzt auf Direktvermarktung über Automaten.
„Hier auf dem Seilerhof haben wir durch den Generationswechsel alles auf den Prüfstand gestellt. Gemeinsam mit einem externen Beratungsunternehmen haben wir geschaut, welche Betriebszweige tatsächlich rentabel sind und welche Bereiche uns zwar großen Spaß bereiten, uns aber am Ende das Genick brechen, weil wir viel Herzblut und Kraft hineinstecken, am Ende aber nicht genug dabei herumkommt.
Die Kühe sind geblieben, die Bullen haben wir abgeschafft. Dafür haben wir mittlerweile zwei Hühnermobile und setzen auf Direktvermarktung über Automaten. Dort bieten wir neben Eiern auch Rohmilch sowie zugekaufte Produkte wie Fleisch und Käse an. Bei der Preisgestaltung war uns von Anfang an klar, dass wir uns nicht mit den Supermarktpreisen messen wollen.
In unseren Bemühungen für das Wohl der Tiere und die Natur gehen wir aus Überzeugung über die Standards hinaus. Und wenn es das ist, was die Verbraucher fordern, dann müssen sie auch bereit sein, entsprechend dafür zu bezahlen. In den Gesprächen, die sich bei den Verkaufsautomaten entwickeln, können wir unsere Arbeitsweise erläutern und im Zweifelsfall auch immer sagen ,Schaut es euch gerne selbst an!‘. Das erleichtert die Kommunikation enorm und führt zu mehr Verständnis. Für viele Leute hier in der Region sind wir dadurch ,der Biobetrieb‘. Dabei wirtschaften wir konventionell.“
Selbst handlungsfähig bleiben
Reinhild Pröbsting aus Lüdinghausen im Kreis Coesfeld bewirtschaftet mit ihrem Mann einen Schweinemastbetrieb mit derzeit 3000 Tieren.
„Einen unserer beiden Ställe hat mein Mann vor Jahren gepachtet. Da zu der Zeit nicht klar war, wie es mit der Pachtung auf Dauer weitergehen würde, haben wir uns überlegt, wie wir diesen Verlust im Falle des Falles ausgleichen könnten. Damals haben wir bei uns auf dem Betrieb einen neuen Schweinestall gebaut und mit Blick in die Zukunft schon großzügigere Abteile geplant als es damals vorgeschrieben war.
Uns war es wichtig, in den kommenden Jahren selbst handlungsfähig zu bleiben. Wir wollten nicht in die Situation kommen, den Anforderungen, die an uns gestellt werden, immer nur hinterherzulaufen. Diese Entscheidung kommt uns jetzt zugute. Mit vergleichsweise geringem Aufwand konnten wir die Bedingungen für die Haltungsform 3 erreichen und haben auch einen Vertragspartner gefunden, der uns die Tiere abnimmt.
Um diesen Schritt zu gehen, haben wir die Außenhülle des Stalls geöffnet und so einen Außenklima-Reiz geschaffen. Die Tiere können frei entscheiden, in welchem Bereich des Stalls sie sich aufhalten. Ob diese Veränderungen auf politischen Druck hin erfolgen oder weil wir glauben, dass es den Tieren so besser geht? Wenn wir der Meinung wären, dass es nicht der richtige Weg ist, würden wir ihn nicht gehen. Mir ist allerdings bewusst, dass das für viele Betriebe leichter gesagt ist als getan. Viele unserer Berufskollegen würden gerne umbauen oder einen neuen Stall errichten, bekommen aber keine Genehmigung dafür und stehen dadurch mit dem Rücken zur Wand.“
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