Abkochen nicht nötig

In den Empfehlungen für die Säuglings- und Kleinkinderernährung hat sich einiges verändert. Es gibt viele Neuerungen. Welche das sind, davon berichteten die Ernährungswissenschaftlerinnen Dr. Annett Hilbig und Katharina Diethelm Mitte Juni im Rahmen des Seminars „Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern“ am Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) in Dortmund.

Es muss nicht steril sein

Werden Säuglinge nicht oder nicht voll gestillt und bekommen Flaschennahrung, so galt bisher, dass das Wasser dafür abgekocht werden muss. Dies ist nach neuen Erkennnissen nicht mehr notwendig. Denn die Keime im Wasser stellen keine Gefährdung für die Säuglinge dar. Das Milchpulver kann deshalb mit Leitungswasser angerührt werden. Trinkwasser aus Bleileitungen ist nicht zu empfehlen. Und bei Wasser aus Hausbrunnen ist die Qualität zu prüfen, bevor es für die Zubereitung von Säuglingsmilch zum Einsatz kommt.

Das Abkochen von Trinkflaschen für die Säuglingsnahrung ist nicht erforderlich. Es müsse nicht alles steril sein, begründeten die Expertinnen. Der kindliche Körper solle früh lernen, sich mit den Keimen aus der Umgebung auseinanderzusetzen. Es reicht, die Flaschen mit heißem Wasser und eventuell Spülmittel oder in der Spülmaschine zu reinigen. Wichtig ist, dass die Flaschen trocken gelagert werden, damit sich nicht übermäßig viele Keime im feuchten Milieu ansammeln können.

Besser keine Folgemilch

Milchpulver für die Säuglingsernährung ist unterteilt in „Pre“, „1“ und Folgemilch. Auf den Verpackungen dieser Pulver ist angegeben, dass „Pre“ und „1“ von Anfang an und Folgemilch ab dem Alter, wenn die Kinder Brei essen, gefüttert werden können. Die Zusammensetzung ist allerdings, zumindest in Bezug auf die Hauptnährstoffe, gleich, denn diese ist gesetzlich vorgeschrieben. Daher ist Folgemilch auch nicht länger sättigend als „Pre-Milch“.

Bei der Folgemilch können aber weitere Inhaltsstoffe, wie Fruchtaromen oder Zucker, hinzugefügt worden sein. Das beeinflusst die natürliche Geschmacksentwicklung und ist damit für Säuglinge nicht empfehlenswert. Deshalb rieten die Experten, ausschließlich „Pre-Nahrung“ zu füttern. Als überflüssig bezeichneten sie außerdem sogenannte „Kindermilch“, ein Milchpulver, das für Kinder ab einem Jahr angeboten wird. Ab diesem Alter könnten die Kinder schon Kuhmilch trinken und benötigten kein industriell gefertigtes Produkt, so die Begründung. Kathrin Albers

Welche weiteren Neuerungen es in Bezug auf die Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern gibt, das lesen Sie im Wochenblatt Folge 26 auf der Seite 90.