Abgrenzen ohne zu verletzen

Lebenshilfe: Warum ist es wichtig, seinem Gegenüber Grenzen zu setzen? Wie lässt sich das trainieren?

Lebenshilfe: Warum es wichtig ist, seinem Gegenüber Grenzen zu setzen und wie es sich trainieren lässt.

Am Mittwoch vergangener Woche stand das Thema Abgrenzung bei den Landfrauen in Bochum auf dem Programm. Sozialberaterin Annelie aus der Wiesche aus Mühlheim an der Ruhr war bei 50 Landfrauen zu Gast.

„Vor Grenzüberschreitungen ist niemand gefeit“, machte die Referentin deutlich. Es komme darauf an, damit umzugehen. „Nein sagen lässt sich trainieren“, betonte die 66-Jährige. Dazu gab es lebensnahe Nachhilfe von ihr.

Eigene Situation durchschauen: Überdenken: Warum gerate ich so oft in die Situation, dass jemand meine Grenze überschreitet?
Tipp: Eigene Grenzen abstecken und deutlich sagen, dass man etwas nicht kann oder will. Kurzum: Nein sagen, wenn Nein gemeint ist.
Die sanfte Art abzugrenzen: Es kommt auf den Ton an. Schroff und patzig sollte das „Nein“ nicht sein.
Besser: Eine Absage mit einer Begründung liefern. Die sollte möglichst kurz sein: „Ich möchte nicht, weil ich heute Zeit mit meiner Familie verbringen will/entspannen will.“
Zeitpunkt für die Absage: „Nein“ muss nicht wie aus der Pistole geschossen kommen.
Besser: Bedenkzeit einräumen, in Ruhe abwägen und entscheiden.
Vor Erpressung und Mitleid schützen: Es gibt hartnäckige Menschen, die auf ein Nein so reagieren: „Du denkst nur an dich.“ Oder „Von dir hätte ich das nicht erwartet.“ Solche Aussagen dürften einen nicht aus der Bahn werfen. Dahinter stecke laut von der Wiesche die Absicht, dass der Gegenüber manipulieren will. In den meisten Fällen gehe es nur um seine Interessen.
Tipp: Selbst standfest sein. Es gibt einen guten Grund, warum die Antwort „Nein“ lautet. Weil der andere den meist nicht kennt, ist es gut, eine Erklärung zu liefern, um die Situation zu entschärfen.

Das bewirkt ein Nein


Ein freundliches Nein verbessert sogar das Miteinander, verdeutlichte die Referentin. Der Schlüssel liegt in der Kommunikation. Es klingt fast wie eine Binsenweisheit. Denn nur, wenn Menschen miteinander sprechen, können sie dem anderen ihre Probleme, Ängste und Gefühle mitteilen. Nur dann kann der andere sie verstehen und reagieren. „Denn keiner von uns ist mir hellseherischen Fähigkeiten ausgestattet“, kommentierte Annelie aus der Wiesche an dieser Stelle.

Eines betonte sie abschließend: Persönliche Grenzen seien dafür da, sich selbst zu schützen. Ziel der Abgrenzung sei nicht, die Gabe des eigenen Einfühlvermögens als Schwäche zu sehen und sich abzutrainieren. „Es ist ein Unterschied, ob ich jemandem eine Gefälligkeit erweisen soll, oder er auf meine Hilfe angewiesen ist“, so die Referentin. Beim ersten wäre ein Ja zu überlegen, im zweiten Fall nicht. rk

Was abgrenzen im Persönlichkeitstraining mit einem Gartenzaun zu tun hat, lesen Sie im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben, Folge 40, vom 5. Oktober 2017.