Freilichtmuseum

Starke Pferde, fast vergessen

Nicht nur für Pferdefreunde eine Tagesreise wert: Das Freilichtmuseum am Kiekeberg bei Hamburg zeigt eine Sonderausstellung über Zugpferde und weist noch einige andere Besonderheiten auf.

Ob vor dem Fassbierwagen oder vor der Postkutsche, auf dem Acker oder im Hochgebirge: Zugpferde waren in der Geschichte der Mobilität von großer Bedeutung. Die Rolle der Pferde in Logistik und Wirtschaft steht im Mittelpunkt der neuen Sonderausstellung „Zugpferde. Kulturgeschichte echter Pferdestärken“ im Freilichtmuseum am Kiekeberg und dem Zugpferdemuseum Lütau. Einen Höhepunkt bildet das eindrucksvolle Sechsergespann mit Prunkgeschirr und originalem Fassbierwagen.

Für Tagestour

Das Freilichtmuseum am Kiekeberg liegt südlich von Hamburg – aus Westfalen gesehen also nicht gerade nebenan. Aber eine Tagestour kann sich dennoch lohnen. Denn im Freilichtmuseum erzählen über 40 historische Gebäude und Gärten von der Kultur und Lebensweise in der Winsener Marsch und der nördlichen Lüneburger Heide. Auf dem Außengelände machen alte Nutztierrassen wie Pommersche Gänse, Bunte Bentheimer Schweine und Schleswiger Kaltblüter das Museum lebendig.

„Agrarium“ und Spielzeug

Eine Besonderheit des Freilichtmuseums ist das „Agrarium“, eine Art interaktive Ausstellungswelt rund um Landwirtschaft, Landtechnik und Ernährungswissenschaft im Wandel. Dort wird nicht nur die Historie, sondern auch die heutige Lebensmittelproduktion beleuchtet – dabei geht es nicht nur um „gute alte Zeiten“, die es ohnehin nie gab, sondern um moderne Fragen zu Ackerbau und Viehhaltung, zu Lebensmittelsicherheit, Qualität und Inhaltsstoffen.

Das „Agrarium“ des Freilichtmuseums Kiekeberg vermittelt Fakten über die heutige Land- und Ernährungswirtschaft. (Bildquelle: Kiekeberg-Museum)

Eine weitere Dauerausstellung widmet sich auf rund 650 m2 Fläche der Spielzeugkultur in Deutschland nach 1945. Der Bogen spannt sich vom selbst geschnitzten Holzspielzeug Kriegsvertriebener über Playmobil-Figuren bis zu den (Computer-)Spiel-Angeboten der Gegenwart.

Doch zurück zu den Zugpferden: Sie kamen, daran erinnert die Sonderausstellung auf dem Kiekeberg, sowohl auf dem Land als auch in der Stadt zum Einsatz. Erst in den 1950ern löste die Motorkraft für Pkw, Lkw und Traktor die Pferdekraft ab. Doch bis dahin hatten die Tiere viel zu tun: Neben der klassischen Arbeit auf dem Feld zogen Pferde auch Dampfmaschinen, kletterten über enge Pässe im Hochgebirge und transportierten Waren.

Staunen über die Zugpferde

Die Ausstellung zeigt die Arbeitsbereiche der Pferde und auch die Zusammenarbeit von Mensch und Tier: Welche Beziehung hatte der Knecht zu den Pferden? Wie erleichterten Zugpferde die Arbeit der Menschen?

In der Ausstellung gibt es Mitmachstationen für Besucher jeden Alters. Verschiedene Gewichte und Lasten zeigen, was 1 PS wirklich bedeutet. An einem Fahrlehrgerät nehmen die Besucher selbst die Fahrleinen in die Hand. „Die Sonderausstellung ist zum Sehen und Anfassen und vor allem zum Staunen: Die tragende Rolle der Zugpferde in Zeiten der Industrialisierung ist heute für viele kaum noch vorstellbar“, sagt Museumsdirektor Stefan Zimmermann. „Wir verbinden die Ausstellung mit unseren typischen Kiekeberg-Themen: Bei uns stehen die Kaltblüter auf der Weide und werden auch vor Pflug und Egge gespannt.“

Tipps für Besucher
Das Freilichtmuseum am Kiekeberg (Am Kiekeberg 1, 21224 Rosengarten bei Hamburg-Harburg) ist dienstags bis freitags von 9 bis 17 Uhr sowie samstags, sonntags und feiertags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die Ausstellung ist vom 24. März bis 28. Oktober zu sehen.
Der Eintritt kostet für Erwachsene 9 €, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren haben freien Eintritt. Weitere Informationen unter Tel. (040) 7  90  17  60 und hier.