Mit Macht und Pracht

An diesem Sonntag ist „Tag des offenen Denkmals“: Viele Gebäude und Bodendenkmäler, die sonst nicht zugänglich sind, können besichtigt werden. Wir haben einige Tipps zu besonders sehenswerten Zielen in Westfalen ausgewählt.

Viele Wasserschlösser, Bauernhöfe und andere Baudenkmäler werden privat bewohnt und sind für Außenstehende fast nie zu besichtigen. Am Sonntag, 10. September, wird eine Ausnahme gemacht: Dann findet der „Tag des offenen Denkmals“ statt. Er geht auf einen Anstoß aus Frankreich zurück und findet in vielen Ländern Europas statt.

In Deutschland öffnen rund 7500 historische Baudenkmale, Parks oder archäologische Stätten. Allein in NRW beteiligen sich rund 950 Boden- und Baudenkmäler am Aktionstag. Manche Museen oder andere Sehenswürdigkeiten sind darunter, die auch an anderen Tagen im Jahr zu besichtigen sind. Doch die meisten der teilnehmenden Bau- und Bodendenkmäler sind tatsächlich nur an diesem einen Tag zu besichtigen.

Viele Ziele auf dem Land

Der Tag des offenen Denkmals wird hierzulande bundesweit von der „Deutschen Stiftung Denkmalschutz“ in Bonn koordiniert. In diesem Jahr steht der Tag unter dem Motto: „Macht und Pracht“. Es nimmt Denkmäler in den Blick, die weltliche und religiöse Machtverhältnisse dokumentieren: Schlösser, Kirchen, Patrizierhäuser oder historische Fabrikhallen. „Es öffnen aber auch Denkmale ihre Türen, an denen sich Machtmissbrauch erklären lässt und solche, die an die Armut und Ohnmacht ihrer Zeit und Bewohner erinnern“, erläutert die Denkmal-Stiftung.

Eine stattliche Zahl der teilnehmenden Boden- und Baudenkmäler befindet sich auf dem Land oder weisen einen landwirtschaftlichen Bezug auf. Wir haben eine Auswahl von Zielen aus Westfalen zusammengestellt, die sonst nicht zugänglich sind und tatsächlich nur am Denkmaltag zu den jeweils genannten Öffnungszeiten besichtigt werden können.

Ein Blick hinter die Kulissen
Es ist selbst kein Denkmal, aber befasst sich mit ihnen: Das Amt für Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) öffnet ebenfalls am Sonntag, 10. September, seine Pforten – eine Premiere für die Behörde. Von 14 bis 17 Uhr können Interessierte den Dienstsitz im „Landeshaus“ des LWL in Münster, Freiherr-vom-Stein-Platz 1, sein Fotoarchiv und die Bibliothek kennenlernen.
Gleiches gilt für die westfälische Bodendenkmalpflege: Die Restaurierungswerkstätten der LWL-Archäologie in Münster-Coerde (An den Speichern 12), das Fundarchiv und der Bereich Fotografie können am Sonntag besichtigt werden. Möglich ist das allerdings nur im Zuge von Führungen, die um 13.30, 14.30 und 15.30 Uhr stattfinden. Interessierte werden gebeten, sich vorher anzumelden unter Tel. (02 51) 4 92 61 45.

Arnsberg: Das ehemalige Prämonstratenserkloster Wedinghausen (Klosterstraße 9) mit Kreuzgang und Kapitelsaal aus dem 13. Jahrhundert, dem Abthaus von 1666 und der Bibliothek wird saniert und ist von 14 bis 17 Uhr geöffnet – mit Führungen um 14 und 16 Uhr.
Arnsberg-Neheim: Das Haus „Neheimer Jäger“, Mendener Straße 35, war seit 1876 Synagoge der jüdischen Gemeinde und blieb im Novemberpogrom 1938 unzerstört. 1982 wurde es unter Denkmalschutz gestellt und saniert. Zunächst wurde es kommerziell genutzt. 2001 erwarb der „Jäger­verein Neheim 1834 e. V.“ das Gebäude. Es ist von 14 bis 17 Uhr geöffnet, Führungen nach Bedarf.
Arnsberg-Niedereimer: Die Hofkapelle Bienstein (Zur Friedrichshöhe) wurde um 1860 im neugotischen Stil erbaut. Eisensprossenfenster im Chor, Walmdach und Spitzhelm aus Schiefer verleihen der Kapelle eine besondere Prägung. Sie ist von 14 bis 18 Uhr geöffnet, Führungen nach Bedarf.
Ascheberg-Herbern: Haus Itlingen, um 1300 erstmals erwähnt, wurde 1755 vom westfälischen Barockbaumeister Johann Conrad Schlaun umgebaut. Er gab dem Landsitz sein heutiges Gesicht. Haus Itlingen ist von 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr geöffnet, kann aber nur im Rahmen von Führungen besichtigt werden – nach Voranmeldung unter Tel. (02593) 6324 oder (02599) 1715.
Bad Driburg-Dringenberg: Die Schöpfemühle, 1545 erbaut, versorgte einst die Burg und die Stadt Dringenberg mit Wasser. Es wurde über 400 m geleitet und überwand einen Höhenunterschied von 70 m, ehe es durch Holzrohre zu den Abnahmestellen gelangte. Das ungewöhnliche technische Denkmal ist von 12 bis 17.30 Uhr geöffnet – mit Führungen nach Bedarf.
Delbrück: Das 1752 erbaute Haupthaus der Hofstelle in Ostenland (Bühlenbrink 1) wird zurzeit saniert und kann von 11.30 bis 18 Uhr besichtigt werden. Es gibt Führungen nach Bedarf und ein Hoffest.
Delbrück-Westenholz: Der Hof Sudhoff (Rieger Straße 77), erstmals 1462 erwähnt, weist ein 37 m langes Vierständer-Haupthaus und
einen Hofspeicher aus dem Jahr 1577 auf. Die Rossmühle von 1818 wird derzeit umgebaut. Die Hofstelle ist von 10 bis 19 Uhr geöffnet, Führungen nach Bedarf.
Detmold: Das Gut Johannettental bildete als ehemalige Meierei den Wirtschaftsbetrieb der Detmolder Hofhaltung und wurde 1736 auf Betreiben der Gräfin Johannette-Wilhelmine an seinen jetzigen Standort verlegt. Es ist von 10 bis 14 Uhr geöffnet, mit Führungen nach Bedarf.
Dorsten-Hardt: Auf dem Gelände am Nonnenkamp 20 wird eine eisenzeitliche und frühmittelalterliche Siedlung erforscht. Die Grabung ist von 11 bis 13 Uhr geöffnet, Führungen um 11 und 12 Uhr.
Dortmund: Schloss Bodelschwingh, Schlossstraße 75, 1302 erstmals urkundlich erwähnt und später im Renaissance-Stil umgebaut, ist bis heute Sitz der Familie von Bodelschwingh. Es ist zu den Führungen um 12, 13, 14 und 15 Uhr geöffnet – nach vorheriger Anmeldung unter Tel. (02 31) 5024292.
Dortmund: Haus Wenge (Alekestraße 4), erstmals 1313 erwähnt, wurde nach vollständiger Zerstörung um 1600 neu erbaut. Besonderheit ist ein rund 14 m langer freitragender hölzerner Dachstuhl. Der ehemalige Adelssitz ist von 11 bis 17 Uhr geöffnet, Führungen finden um 11, 13, 15 und 16 Uhr statt.
Finnentrop: Das Wasserschloss Lenhausen (Westfalenstraße 9), im 14. Jahrhundert angelegt, wurde nach längerer Zeit des Verfalls 1874 wiederhergestellt. Es ist von 14 bis 17 Uhr geöffnet, mit Führungen nach Bedarf.
Hagen: Auf dem Hof Niemeyer im Ortsteil Berchum, Tiefendorfer Str. 8, wird das Vierständer-Fachwerkhaus von 1740 derzeit saniert und ist von 15 bis 18 Uhr geöffnet.
Harsewinkel: Die Sägemühle des Hofes Meier Osthoff (Steinhäger Straße 22 a) wird seit einigen Jahren hergerichtet und ist von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
Kirchlengern: Das „Bauernbad“, Rehmerloher Straße 49, wurde 1883 eingerichtet und besteht aus einem Badehaus mit vier Bade- und zwei Aufenthaltsräumen sowie einem Toilettenhäuschen. Es ist von 10 bis 18 Uhr geöffnet, mit Führungen nach Bedarf. Außerdem finden Klöppel- und Holzschnitzvorführungen und eine Vogel-Ausstellung statt.
Lemgo: Haus Thermann (Papenstraße 36) mit seinem schlichten Fachwerkgiebel von 1605, der Mitteldeele und dem halbrunden Torbogen ist von 11 bis 15 Uhr geöffnet, Führungen nach Bedarf.
Lienen: Das Hohe Haus am Kirchplatz, ein wuchtig wirkendes, zweistöckiges Fachwerkgebäude aus dem Jahr 1706, war Sitz des Landrates, Legge, Apotheke, Hotel und Handelszentrale. Es ist von 14 bis 18 Uhr geöffnet, Führungen um 15.30 und 17 Uhr.
Lüdinghausen-Seppenrade: Der Gräftenhof Grube (Tetekum 39), 1517 errichtet, gilt als ältestes Bauernhaus in Westfalen. Das Gebäude von 1517 ist von 10 bis 16 Uhr zu besichtigen. Innen- und Außenführungen finden um 10, 12 und 15 Uhr statt.
Minden-Haddenhausen: Das Wasserschloss (Schlossweg 15), 1616 im Stil der Weserrenaissance erbaut, ist nur zu den Führungen um 13 und 15 Uhr geöffnet.
Münster-Amelsbüren: Der Fachwerkspeicher am Haus Heidhorn (Westfalenstraße 488) zeugt von der Größe des ehemaligen Hofes Schulze Heidhorn. Der Speicher ist zu den Führungen geöffnet, die um 11.30, 13.30 und 15.30 Uhr stattfinden. – Das Torhaus und die 2011 restaurierte Kapelle des Hauses Heidhorn können bei Führungen um 10.30, 12.30 und 14.30 Uhr besichtigt werden.
Münster-Roxel: Haus Brock (Haus Brock 27), einst eine umgräftete Burganlage, mit Pavillonturm und Torhaus (beides um 1630 gebaut) ist nur zur Führung um 15.30 Uhr zu besichtigen.
Nachrodt: Gut Dümpel (Dümpel 2–4) mit Bruchsteinscheune, Fachwerk-Wohnhaus und Remise ist zur Führung um 11 Uhr geöffnet. Interessierte sollen sich vorab anmelden bei Christian von Löbbecke unter Tel. (01 72) 4 52 90 23.
Sassenberg-Füchtorf: Das Herrenhaus Harkotten, 1806 im klassizistischen Stil vom Architekten Adolf von Vagedes (1777–1842) erbaut und vom Rietberger Hofmaler Bartscher gestaltet, ist von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Führungen finden um 11, 13 und 15 Uhr statt.
Schmallenberg: Das alte Forsthaus Rehsiepen, 1885 errichtet, wurde vom Ehepaar Peter und Bärbel Michels im Originalzustand restau­riert. Das Haus ist von 11 bis 18 Uhr geöffnet – mit Führungen nach Bedarf, Fotoausstellung und Brot-
backen im historischen Backofen.
Warburg: Die Holsterburg, um 1170/80 als achteckige Wasserburg errichtet, wurde gut 120 Jahre später mit dem benachbarten Dorf Holthusen zerstört. Geblieben sind Mauerreste, überdeckt von einem Hügel. Die Burg, die derzeit erforscht wird, ist eines der nördlichsten Beispiele einer achteckigen Anlage im deutschsprachigen Raum – und die einzige ihrer Art in Westfalen. Führungen finden um 11 und 14 Uhr statt.
Willebadessen: Die Wasserburg Schweckhausen mit der ehemaligen Schmiede und der Stellmacherei ist von 11 bis 18 Uhr zu besichtigen. Es gibt Führungen nach
Bedarf, Handwerksvorführungen, Kutschfahrten rund ums Schloss, eine Kunstausstellung sowie eine Dorfrallye für Kinder.
Wilnsdorf: Die Dorfschmiede im Ortsteil Wilden (Freier Grunder Straße 32 a) ein Zweiständerfachwerkgebäude mit Satteldach, war bis 1980 in Betrieb, das Inventar ist vollständig erhalten. Das Gebäude ist von 10 bis 17 Uhr geöffnet, Führungen nach Bedarf.

Tipps für Besucher

Das vollständige Programm ist über die Internetseite der Deutschen Stiftung Denkmalschutz abrufbar. Alle teilnehmenden Denkmale eines Ortes, Kreises oder einer Region können aufgelistet und sortiert werden. Bei jedem Eintrag finden sich eine Beschreibung, weitergehende Informationen sowie Adressen von Ansprechpersonen. Über einen Merkzettel können persönliche Denkmaltouren zusammengestellt werden.

Weitere Informationen vermittelt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Schlegelstraße 1, 53177 Bonn, Tel. (02 28) 9 09 10.
www.tag-des-offenen-denkmals.de

Text: Gisbert Strotdrees