Weltkultur am Weserbogen

Das Kloster aus karolingischer Zeit ist die 39. Weltkulturerbestätte in Deutschland – und die erste in Westfalen.

Die Entscheidung fiel am Samstag in Doha/Katar auf einer Sitzung der UNESCO, der Bildungs-, Wissenschafts- und Kulturorganisation der Vereinten Nationen. Mit dem Beschluss steht Corvey als Denkmal in einer Reihe mit den Pyramiden von Gizeh, der Inkastadt Machu Picchu, dem indischen Mausoleum Taj Mahal, dem Kölner Dom oder der Museumsinsel in Berlin.

Was heißt Weltkulturerbe?

Der Titel „Weltkulturerbe“ wird von der UNESCO seit 1972 vergeben und zeichnet besonders herausragende, unbedingt erhaltenswerte Kulturdenkmale aus, die damit gleichzeitig unter besonderen Schutz gestellt sind. Der Titel gleicht letztlich dem Eintrag in die Denkmalliste einer Stadt oder eines Landes – nun aber im globalen Maßstab. Auf der Weltliste stehen derzeit rund 750 Bauwerke, davon 39 in Deutschland.

Der Aachener Dom erhielt hierzulande 1978 als Erstes den begehrten Titel. Auf der Liste stehen unter anderem die Luther-Gedenkstätten in Eisleben und Wittenberg, die Museumsinsel in Berlin, das Rathaus und der Roland in Bremen, das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth oder der Bergpark Wilhelmshöhe bei Kassel, der 2013 in die UNESCO-Liste aufgenommen worden ist.

Die Chronik des Klosters

Seit wenigen Tagen also darf sich auch Corvey dazuzählen. Die Entscheidung von Doha konnte allerdings nur Außenstehende überraschen. Denn Corvey war weit mehr als ein stiller Ort frommen Gebets. Das Kloster war vielmehr über Jahrhunderte hinweg wirtschaftliches Zentrum und vor allem Ausstrahlungspunkt von Bildung, Wissenschaft und Kultur, der weit über Westfalen hinaus wirkte. Die Mönche sammelten, kopierten und verfassten über die Jahrhunderte einen ungeheuren Schatz überaus seltener Schriften und Bücher.

Vor gut 200 Jahren wurde das Kloster beschlagnahmt und von Staats wegen aufgehoben. Über mehrere Erbgänge gelangte die Anlage mit dem Grundbesitz 1840 an die Herzöge von Ratibor aus Schlesien, deren Nachfahren bis heute Eigentümer der Anlage sind. Aus dem Kloster wurde ein „Schloss“, und mehrere tausend Hektar Land wechselten den Besitzer, außerdem die barocken Wohn- und Wirtschaftsgebäude.

Tipps für Besucher
Das ehemalige Kloster bzw. Schloss Corvey bei Höxter ist von Mai bis Ende September täglich, also auch montags, von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Im April und Oktober ist es dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet pro Person 6 €, ermäßigt 4 € / 2,50 €, Familien 12 €. Weitere Informationen unter Tel. (0 52 71) 69 40 10.www.schloss-corvey.de

Zu Corvey gehört auch eine der umfassendsten privaten Bibliotheken zwischen Rhein und Weser. Sie soll rund 75.000 Buchtitel umfassen und wurde im 19. Jahrhundert von keinem geringeren als dem Dichter Heinrich Hoffmann von Fallersleben betreut, dem Verfasser des „Deutschlandliedes“. Hoffmann liegt auf dem Friedhof hinter der Abteikirche bestattet.

Gefeiert wird am Samstag

Schon bislang kamen jährlich rund 70 000 Besucher, um sich die Anlage anzusehen. In den kommenden Wochen und Monaten dürften es deutlich mehr werden.

An diesem Samstag, 28. Juni, wird ab 11.30 Uhr der Titel gebührend gefeiert. Versprochen ist tatsächlich: Es gibt Freibier für alle. Der Herzog zahlt.