Leeden: Das Stiftshaus im Dorf

Das Fachwerkhaus an der Leedener Dorfkirche hat schon viele Bewohner kommen und gehen sehen. Es soll eine „Absteige“ der Grafen von Tecklenburg gewesen sein. Später wohnten hier Stiftsfrauen, vornehme Baronessen, irgendwann die Dorfarmen, nach dem Zweiten Weltkrieg Flüchtlinge und Evakuierte – und der Küster, der für die Kirche zuständig war.

Längst wohnt im Stiftshaus niemand mehr. Die Gemeinde hat dem örtlichen Heimatverein die Nutzung überlassen. Dessen Mitglieder haben es in den vergangenen Jahren auf Vordermann gebracht. Heute dient es als Dorfgemeinschaftshaus, als Sitz des Heimatvereins sowie der Spinn- und Webstube und als „Stiftsmuseum“.

Am Anfang stand ein Mord

Zuallererst widmet es sich der Geschichte des Damenstiftes bzw. des vorherigen Klosters zu Leeden. Dessen Gründung im Mittelalter geht auf einen Mord zurück. Der Graf Otto von Tecklenburg war im Mittelalter an der Ermordung des Kölner Erzbischofs beteiligt. Aus Sühne und schlechtem Gewissen verschenkte der Graf Landbsitz und ließ darauf das Zisterzienserinnenkloster Leeden gründen.

Das Kloster muss einmal mit allen Gebäuden eine Grundfläche umfasst haben, die mindestens so groß war wie der heutige Leedener Kirchplatz. Das jedenfalls legt ein Holzmodell im Obergeschoss des heutigen Museums nahe. Dort erfährt man auch, dass den Leedener Zisterzienserinnen einmal rund hundert Bauernhöfe gehört haben. Das Kloster, zu Luthers Zeiten reformiert und in ein Damenstift umgewandelt, wurde vor gut 200 Jahren niedergerissen – bis auf jenes schmucke Fachwerkhaus. Es war später Alterssitz der Vize-Äbtissin.

Kölner Decke mitten in Westfalen

Von diesen und früheren Zeiten zeugen die großzügigen offene Kamine in zwei benachbarten Räumen, der Wandschmuck aus holländischen Fliesen, der barocke Treppenaufgang, vor allem aber die „Kölner Decke“. Es handelt sich um eine Lage dicker schwerer Eichenbalken, die mit Stuck verziert worden sind – eine aufwändige und in Westfalen wohl einzigartige Innenausstattung.

Diese Räume im Erdgeschoss nutzt der Heimatverein für wechselnde Ausstellungen. Hier finden sich aber auch Zeugen des einstigen Kloster- bzw. Stiftslebens. Ölportraits der einstigen Bewohnerinnen, Fundstücke aus ehemaligen Glasfenstern sowie Rechnungsbücher und Urkunden berichten vom „heiligen“ und gelegentlich auch unheiligen Leben auf dem Lande.

Tipps für Besucher

Das Stiftsmuseum und Dorfgemeinschaftshaus des Heimatvereins in Leeden, Kreis Steinfurt, ist an jedem ersten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Besichtigungen und Führungen sind auch an anderen Tagen möglich nach Voranmeldung unter Tel. (0 54 81) 3 78 43 oder (0 54 81) 3 77 26, www.heimatverein-leeden.de