In der Ruhr liegt die Kraft

Im Mülheimer Ortsteil Styrum ließ der Industriekapitän August Thyssen 1892 den Wasserturm für sein Eisenwalzwerk errichten. Das Wasser kam aus den mächtigen Kiesschichten vom Ufer der nahen Ruhr. Woher auch sonst?

Dem Fluss war die Aufgabe des Haupt-Frischwasserlieferanten für das gesamte rheinisch-westfälische Industrierevier zugeteilt worden. Talsperren und Stauseen vom Sauerland bis zur mittleren Ruhr versorgten rund 300 Wasserwerke bis hin zum Rhein. Kein Hüttenwerk und keine Kokerei, keine Dampflok, keine Arbeiterkolonie und keine Fabrikantenvilla kam ohne Ruhrwasser aus. Zusätzlich diente die Ruhr als Schiffahrtsweg, Energielieferant und Erholungsraum.

Der Wasserturm ist heute "Aquarius-Wassermuseum". Dort dreht sich alles um das nasse Element: Brunnen und Quellen, Trink- und Abwasser, Kanalbau und Wasserwerke. Dabei können die Besucher selbst Hand anlegen, zum Beispiel an Schiebern und Reglern eines Leitstandes für ein Wasserwerk. Ein sprechender Globus, die Geräuschesäule oder das „Ruhrmobil“ machen Eindruck und sorgen für bleibende Erinnerungen an die vielen Seiten eines Flusses und seiner Landschaft.

Auf einer Schleuseninsel

Ein paar Kilometer flussabwärts vom Aquarius-Wassermuseum steht „Haus Ruhrnatur“. Auf einer Schleuseninsel neben dem alten Ruhrkraftwerk von Mülheim gelegen, zeigt es alles, was man von Pflanzen, ­Tieren und der Eigenart der Ruhr wissen will.

Dabei kommt es auf direkte Erfahrungen an. Vogelstimmen sind zu belauschen, das Bisamfell will befühlt und der Flusskrebs gefüttert werden. Eine Wetterstation mit aktuellen Satellitendaten ist da und ein imposantes Aquarium. Hier schauen die Besucher dem Fluss auf den Grund.

Stereo-Mikroskop und Strömungsmodell

Selbst von den allerkleinsten Lebewesen können sie sich ein Bild machen – am Stereo-Mikroskop. Zu den Hauptattraktionen zählt das Strömungsmodell. Eine Pumpe fördert Wasser, Sand und Kies in eine 3 m lange Rinne. Von den Besuchern gesteuert, lässt sich genau beobachten, was das strömende Wasser am Flussgrund vollbringt. Wo lagert sich Sand ab, was machen Kehrwasser und wie entstehen Strömungsrippel?

Im Haus Ruhrnatur lernt es sich leicht. Durch eigenes Beobachten und Entdecken kommen die Besucher dahinter, wie Naturphänomene, der komplexe Lebensraum von Pflanzen und Tieren und das menschliche Tun zusammenhängen. Das geht nirgendwo besser als am Ufer des Flusses, der dem Revier seinen Namen gab.


Tipps für Besucher

Aquarius Wassermuseum – Burgstraße 70, 45476 Mülheim an der Ruhr, Tel. (02 08) 4 43 33 90; geöffnet täglich außer montags 10 bis 18 Uhr; Pfingstmontag geöffnet. Eintritt: 3 €/2 €, Familien 8,50 €.
www.aquarius-wassermuseum.de

Haus Ruhrnatur
– Alte Schleuse 3, 45468 Mülheim an der Ruhr, Tel. (02 08) 4 43 33 80; geöffnet täglich außer montags 10 bis 18 Uhr; Pfingstmontag geöffnet. Eintritt: 2 €/1,50 €, Familien 5,50 €.
www.haus-ruhrnatur.de

Kombiticket für beide Häuser: 4 €/3 €, Familien 11,50 €.

Ruhrtal-Radweg
: Beide Einrichtungen liegen am Ruhrtal-Radweg, einer der besten und abwechslungsreichsten Radwanderwegen Nordrhein-Westfalens. Er ist 220 km lang und führt von der Quelle bei Winterberg im Hochsauerland bis zur Mündung in Duisburg. ­Näheres auf der Spiralo-Randwanderkarte „Ruhrtal-Radweg“ 1 : 50 000, BVA, 9,95 €.

Text: Christoph Mörstedt