Kilometerdicke Eisschichten umhüllten vor 850 bis 750 Mio. Jahren nahezu den gesamten Erdball. Bei –50 °C überlebten nur die allerwenigsten Lebewesen. Rund um den Äquator sorgte das einfallende Sonnenlicht dafür, dass das Wasser nicht fror und das Leben auf der Erde nicht ganz erlosch. Die einzigen Überlebenden: Algen und Bakterien. Das Klima ist Lebensretter und -zerstörer zugleich. Die Ausstellung „Das Klima“ im Naturkundemuseum in Münster führt Besucher von vergangenen Zeiten bis zum neuesten Stand der Klimaforschung und noch ein Stück weiter.
Meterlange Tausendfüßer
Fünf Gruppen von Fossilien reihen sich aneinander. Jede steht für eines der fünf Massensterben, bei dem unzählige Geschöpfe ihren Tod fanden. Bei einigen der Wesen ist man froh, dass sie heute nicht mehr auf Erden wandeln: Meterlange Tausendfüßer und Libellen mit einer Flügelspannweite von 70 cm zum Beispiel. Sie lebten während des Karbons, also vor etwa 360 bis 300 Mio. Jahren. Zu diesem Zeitpunkt war die Erde mit sumpfigen Wäldern bedeckt, sodass 35 % Sauerstoff in der Atmosphäre enthalten waren – perfekte Bedingungen für Rieseninsekten. Zum Vergleich: Heute sind es nur noch 20,9 %.
Die Macht eines Vulkans
Asteroideneinschläge, Vulkanausbrüche und Verschiebungen von Kontinenten veränderten das Klima und damit auch die Lebensbedingungen auf der Erde. Wer sich nicht rasch genug anpasste, starb. Häufig wandelte sich das Klima urplötzlich: Massive Vulkanausbrüche kühlten die Erde beispielsweise enorm ab.
Wie ein Vulkan die Erde kühlt? Ganz einfach: Nach einem großen Vulkanausbruch verteilen sich Aschepartikel über die ganze Erde in der Atmosphäre. Das Sonnenlicht, das auf die Erde fällt, wird von den Partikeln abgefangen und wieder ins All reflektiert. Dadurch kühlt die Erde ab. Der Ausbruch eines Vulkans kann also kurzfristig das Wetter oder längerfristig das Klima beeinflussen. Denn Wetter und Klima sind zwei Paar Schuhe.
Wetter vs. Klima
Im Naturkundemuseum finden sich einige provokante Fragen: „Von Klimawandel reden, aber nicht mal das Wetter richtig vorhersagen?“ ist eine davon. Die Antwort: Das Wetter ändert sich extrem schnell und ist daher schwierig exakt vorauszusagen. Bei der Beobachtung des Klimas hingegen werden Wetterdaten aus mindestens 30 Jahren betrachtet. Aus ihnen können Forscher ableiten, ob es durchschnittlich kälter oder wärmer wird.
Schon Ende des 19. Jahrhunderts begannen die Menschen ihre Beobachtungen zum Wetter zu notieren. Im Naturkundemuseum findet sich eine handschriftliche Aufzeichnung von 1897 aus Bonn. Heutzutage funktionieren Wetteraufzeichnungen anders: Modernste Ultraschallgeräte messen Temperatur und Windgeschwindigkeit, andere erfassen Sonnenscheindauer und Strahlung.
Blick in die Zukunft
Auch die Besucher dürfen im Museum zu Klimaforschern werden. So kann man zum Beispiel „Sedimente“, versteinerte Mineralien, anhand ihres Musters einem Klima zuordnen. Auf diese Weise verfolgen auch Forscher das Klima der letzten 200 Mio. Jahre zurück.
Viel näher am „Jetzt“ zeigt ein Minifilm die Extremwetterlagen der vergangenen 50 Jahre: Stürme, Brände, Hochwasser und Co. haben zu Ernteausfällen, Trinkwassermangel und Zerstörung geführt. Ein Blick in die Zukunft zeigt: Solche Katastrophen werden häufiger vorkommen, wenn es nicht gelingt, die internationalen Klimaziele einzuhalten. Ein durchschnittlicher Sommer in Hamburg wird 2100 dann nicht wie bisher 20,4 °C warm sein, sondern 25,7 °C. Selbst bei Einhaltung der Klimaziele ist in der Hansestadt ein Temperaturanstieg von 3 °C zu erwarten.
Es gibt Hoffnung
Mit diesen deprimierenden Aussichten wird der Besucher allerdings nicht nach Hause geschickt. Es ist noch nicht zu spät. Jeder Mensch bewirkt etwas. Und so zeigt der nächste Ausstellungsteil Handlungsoptionen für den Alltag auf:
Wussten Sie zum Beispiel, dass für 1 l Leitungswasser nur 0,5 g klimaschädliches CO2-Äquivalent (CO2äq) benötigt werden, während für eine Wasserflasche aus dem Supermarkt umgerechnet 200 g CO2äq gebraucht werden? Das sind 400 Mal so viel! Und auch mit einer kurzen Dusche lässt sich einiges am Klima drehen. Während zehn Minuten duschen etwa 10 kg CO2äq verursachen, spart jede Minute 1 kg CO2äq ein!
Viele weitere Ideen, wie wir das Klima und damit uns und viele andere Lebewesen retten können, stammen von den Besuchern selbst. An einer Leine hängen selbstbemalte und -beschriebene Vorschläge und Appelle: „Regionales Einkaufen“ oder „Weniger Autofahren und mehr miteinander“ heißt es da zum Beispiel. Wer selbst eine Idee hinzufügen oder sich inspirieren lassen will, kann das noch bis zum 15. Oktober 2023 tun. Fest steht: Schnelles Duschen ist in jedem Fall gut fürs Klima.
Informationen für Besucher
Adresse: Sentruper Straße 285, 48161 Münster;
Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags (und an Feiertagen) von 9 bis 18 Uhr;
Eintritt: Erwachsene 7,50 €, ermäßigt 4 €, Kinder frei
www.lwl-naturkundemuseum-muenster.de
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