Ausflugsziel
Sauerland-Museum: Hexen und ihre Häscher
Der Herzogtum Westfalen war eine Hochburg der Hexenverfolgung. Das Sauerland-Museum in Arnsberg beleuchtet diese dunkle Periode.
Bibi Blocksberg, Harry Potter, Hänsel und Gretel – das kommt einem heute in den Sinn beim Begriff „Hexe“. Doch im 16. und 17. Jahrhundert sorgte er für Angst und Schrecken. Menschen, die als Hexe oder Hexer beschuldigt wurden, mussten um ihr Leben fürchten.
Das zeigt die Ausstellung „Du Hexe! Opfer und ihre Häscher“ im Sauerland-Museum in Arnsberg, die noch bis Anfang September zu sehen ist. Das Herzogtum Westfalen, das heutige mittlere und östliche Sauerland, war ein Zentrum der Hexenverfolgung. Mehr als 1000 Frauen, aber auch Männer, kamen ums Leben.
Hexenjäger im Fokus
Im Hintergrund ertönt die Anklage eines damaligen Hexenjägers, vorgetragen von einer jungen Frau. Folterinstrumente wie Finger-, Bein- und gar Zungenschrauben liegen in den Vitrinen – groß daneben, welches Körperteil das Werkzeug gequält hat. Kleine Kinder sollten daher vielleicht nur die Dauerausstellung des Museums zur Geschichte des Sauerlands besuchen. Denn die Sonderausstellung versetzt die Besucher in die Hochphase der Hexenverfolgung im Herzogtum Westfalen und legt dabei einen Fokus auf die Häscher.
Zahlreiche Druckschriften, Gemälde, Briefe und Akten spiegeln diese dunkle Periode wider. Die Hexenjäger, auch Hexenkommissare genannt, pressten den Beschuldigten unter Pein – deswegen peinliche Befragung – ein Geständnis ab. Doch warum verwandelte sich gerade dieser abgelegene Besitz des Kölner Erzbischofs zur Hochburg der Hexenverfolgung in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges?
Plünderungen, Wetterkapriolen, Seuchen und schwankende Getreidepreise suchten die Menschen um 1600 heim. Solche Unglücke schrieb die Bevölkerung gerne dem Unwesen „der Zauberschen“ zu. Aus einfachen Menschen wurden Sündenböcke – abgeleitet aus heidnischem Aberglauben vermischt mit der christlichen Heilslehre. Seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts lassen sich Hexenprozesse im Herzogtum nachweisen.
Eine neue Qualität erreichte der Hexenwahn ein Jahrhundert später. Ganz konkret spielte der Landdrost Kaspar von Fürstenberg eine Rolle. Er verfügte über die Gerichtsbarkeit in der Region. 1607 erließ sein Herr, der Kölner Erzbischof und Kurfürst Ferdinand von Bayern, eine überarbeitete Hexenprozessordnung. Eigentlich sollte sie der vorher eher wilden Hexenjagd einen rechtlichen Rahmen geben und sie eindämmen.
Aber das Gegenteil war der Fall. Hexenkommissare wie der Arnsberger Heinrich von Schultheiß jagten mit unbarmherziger Härte vermeintliche Hexen und Zauberer und bereicherten sich dabei auch persönlich. Dies gipfelte zwischen 1628 und 1632 in einer wahren Verfolgungswelle.
Ein Mix fataler Zutaten führte im Herzogtum Westfalen zu einer regelrechten Verfolgergesellschaft. Dazu gehörten Ängste in der Bevölkerung, eine Obrigkeit mit teils fanatischen Hexenjägern und ein Gerichtssystem, das durch Folter die Denunziation vermeintlicher Hexen erzwang. Äußerst selten gab es einen Freispruch. Die wenigsten starben direkt auf dem Scheiterhaufen. Die meisten wurden vorher geköpft, gehängt oder erdolcht. Verbrannt wurden sie im Anschluss, da sie so angeblich ihr Seelenheil zurückerhielten.
Mitte des 17. Jahrhunderts ebbte die Verfolgungswelle aus nicht ganz geklärten Gründen ab. Die Ausstellung richtet den Blick auch auf Männer wie den Sauerländer Michael Stappert, der sich gegen die Hexenverfolgung wehrte.
Eine Frau retten
In die Ausstellung integriert ist ein „Escape Game“, das Kleingruppen buchen können. In 60 Minuten müssen die versteckten Beweisdokumente des Hexenkommissars gefunden werden, um eine unschuldige Frau vor der Hexenverfolgung zu retten. Teams mit bis zu sechs Personen haben so spielerisch die Möglichkeit, sich intensiv und vertiefend mit der Geschichte der Hexenverfolgung in Westfalen zu beschäftigen.
Der Eintritt zum „Escape Room“ kostet 12 € pro Person, darin enthalten ist auch der Besuch der Ausstellung. Vorab sollte man ein Zeitfenster auf der Homepage des Museums für den Besuch buchen.
Moderne Hexenjagd
Während angebliche Hexerei und Schadzauber in unseren Breiten eher ein Phänomen der frühen Neuzeit waren, werden heute noch in 41 Staaten vermeintliche Hexen verfolgt. Der Nachbau eines modernen Scheiterhaufens aus Afrika veranschaulicht diese grausame Praxis. Auch heute trifft es meistens Frauen, aber auch Männer und sogar Kinder.
Das soziale Phänomen, Sündenböcke finden zu wollen, gibt es aber weiterhin bei uns. Angeheizt durch die sozialen Medien finden heute digitale Hexenjagden statt. Die Ausstellung zeigt Beispiele, wie in den sozialen Medien durch „Fake News“, pseudowissenschaftliche „Beweise“ und Gerüchte Feindbilder geschaffen und Personen so öffentlich „verbrannt“ werden.
Für Besucher
Öffnungszeiten: Dienstag, 9 bis 18 Uhr,
Mittwoch bis Freitag, 9 bis 17 Uhr,
Samstag, 14 bis 18 Uhr,
Sonn- und Feiertage, 10 bis 18 Uhr.
Eintrittspreise: Erwachsene 10 €, ermäßigt 5 €; Kinder, Schüler, Studierende 5 €.
Adresse: Sauerland-Museum des Hochsauerlandkreises, Alter Markt 24–30, 59821 Arnsberg.
Telefon: (0 29 31) 94 44 44
www.sauerland-museum.de
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