Familie und Vertraute
Freiherr vom Stein wuchs in einer großen und frommen Reichsritterfamilie auf. Er galt als Lieblingssohn seiner Mutter Henriette. Sie war eine gebildete Frau und war der Grund dafür, dass der Freiherr später an der Uni Göttingen studierte. Stein selbst heiratete 1793 und wurde Vater zweier Töchter.
Zu den Freunden des Freiherrn zählten prägende Personen seiner Zeit wie der Dichter Johann Wolfgang von Goethe und der Naturforscher Alexander von Humbold.
Vom und zum oder vom Stein?
Ursprünglich stammt die Familie vom Stein aus Süddeutschland. Genauer gesagt aus Nassau im heutigen Rheinland-Pfalz. Als Freiherren bewohnten schon seine Urahnen die „Burg Stein“. Diese befand sich, wie der Name schon andeutet, auf einem felsartigen Berg. Im Jahr 1234 benannte sich die Familie deshalb selbst zur Familie vom und zum Stein – kurz vom Stein.
Weitreichende Fortschritte
Eine bis heute durchschlagende Reform des Freiherrn ist die Städteordnung von 1808. Damit durften Kommunen sich selbst verwalten und Bürger mitbestimmen.
Stein wollte stets der Allgemeinheit dienen und die Wirtschaft in Schwung bringen. Er initiierte den Bau zahlreicher Straßen und der ersten Dampfmaschine Westfalens sowie die Einführung des Papiergelds in Preußen.
Sein letztes politisches Amt bekleidete Stein von 1826 bis 1830 im neu gegründeten Provinziallandtag Westfalen. Als Vorsitzender sprach er sich gegen die Realteilung aus, um die Höfe wirtschaftsfähig zu halten. Der Landtag gilt als Grundstein für den heutigen Landschaftsverband Westfalen-Lippe.
Die Bauernbefreiung
Im Februar 1807 verlor Preußen den Krieg gegen die Franzosen. Das Land musste die Hälfte seiner Gebiete abtreten und benötigte dringend Reformen. Stein, der mittlerweile Staatsminister war, sah das Problem vor allem in der absolutistischen Herrschaft und darin, dass es zu wenig „Bürgersinn“ gab. So mussten die Bürger Abgaben leisten, besaßen jedoch kein Mitspracherecht.
Ein halbes Jahr nach der Niederlage gegen Frankreich reformierte Stein Preußen von Grund auf. Gemeinsam mit Karl August von Hardenberg schuf er das „Oktoberedikt“. Mit diesem Gesetz wurde die Erbuntertänigkeit der Bauern abgeschafft. Wie alle anderen Bürger auch, waren die Bauern nun nur noch Untertanen des Königs. Anstelle von Abgaben und Zwangsdiensten für den Gutsherren, zahlten die Bauern Steuern und verrichteten Militärdienst. Zudem erhielt jeder Bürger das Recht Grund zu erwerben. Bis dato war dies dem Adel vorbehalten gewesen.
Trotzig und ungehorsam
Freiherr vom Stein legte sich mehrmals mit wichtigen Personen seiner Zeit an. So verärgerte er Napoleon Bonaparte in einem Brief dermaßen, dass er offiziell zum Gegner Frankreichs erklärt und mit Armeebefehl gesucht wurde. Daraufhin floh Stein mit seiner Familie im Jahr ins Exil nach Prag.
Als „widerspenstiger, trotziger, hartnäckiger und ungehorsamer“ Mensch, wie ihn König Friedrich Wilhelm III. einst bezeichnete, verscherzte der Freiherr es sich zeitweise auch mit diesem selbst.
Museum Schloss Cappenberg
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe hat das Museum Schloss Cappenberg in Selm, Kreis Unna, in diesem Jahr wiedereröffnet. Im Obergeschoss wird der Besucher über eine Audiotour selbst zum Gast des Freiherrn. Bedienstete, Bekannte und Stein selbst geben Einblicke in die Lebenswelt des Gutsbesitzers. Im Erdgeschoss zeigt der Kreis Unna wechselnde Ausstellungen. Das Museum ist dienstags bis sonntags und an Feiertagen von 10 bis 17.30 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene 6 €, ermäßigt 3 €. Die Ausstellung ist barrierefrei zugänglich.
Zur Internetseite des Museums: lwl-museum-kunst-kultur.de
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