Jüdische Landwirte?

Dörfer, Land und jüdisches Leben in Westfalen

Aus Anlass des Gedenkjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ öffnet das Wochenblatt am 15. März 2021 eine Online-Seite über jüdisches Leben im ländlichen Westfalen.

Jüdische Landwirte? Ja, es gab sie: überall in Deutschland, auch in Westfalen. Sie lebten hierzulande mit ihren Familien sowohl im Nebenerwerb, wie wir heute sagen würden, als auch im Haupterwerb. Die jüdischen Kleinstbauern, Kötter und Gutsbesitzer waren nicht viele und blieben letztlich eine Minderheit in der Minderheit. Aber es gab sie, und sie hinterließen markante Spuren:

  • Ein jüdischer Landwirt schrieb im 19. Jahrhundert an der Satzung eines der ersten Landwirtschaftlichen Kreisvereine Westfalens mit.
  • Ein Gutsbesitzer gründete und leitete über viele Jahre die Marks-Haindorf-Stiftung in Münster, eine der wirkmächtigsten jüdischen Bildungseinrichtungen in Westfalen und Nordwestdeutschland.
  • Von 1933 bis 1938 konnte sogar eine landwirtschaftliche Ausbildungsstätte, ein Hachschara-Lehrgutes in Westfalen existieren und mehr als 100 Jugendlichen zur Rettung vor dem Holocaust verhelfen.

Diesen Formen jüdischer "Emancipation" und Selbstorganisation stand in der Mehrheitsbevölkerung, in Verbänden und in der Politik lange eine Haltung des Antijudaismus resp. des Antisemitismus entgegen.

Das sind nur einige Aspekte des Themenfeldes „Jüdisches Leben im ländlichen Westfalen“. Das Wochenblatt wird es in Schlaglichtern auf dieser Themenseite aus Anlass des Fest- und Gedenkjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ beleuchten.

Die Online-Themenseite des Wochenblattes ist Teil des offiziellen deutschlandweiten Fest- und Gedenkjahres, dessen Veranstaltungen vom Verein "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V." koordiniert werden.

Das Fest- und Gedenkjahr wurde am gestrigen Sonntag in Köln offiziell eröffnet und erinnert an den ältesten Nachweis jüdischen Lebens in Mitteleuropa, als der römische Kaiser Konstantin im Jahr 321 Kölner Juden Bürgerrechte und die Ausübung öffentlicher Ämter zugestand.An den Veranstaltungen beteiligen sich bundesweit Syngagogen-Gemeinden, Kultureinrichtungen, Schulen, Heimatvereine und private Initiativen.

Die Beiträge der Wochenblatt-Themenseite werden am 15. März 2021 freigeschaltet.