Die vollständige Serie aus dem Wochenblatt
Die Reformation auf dem Land
An die Geschichte der Reformation im ländlichen Westfalen erinnert das Wochenblatt seit Oktober 2017. Die Artikelserie ist in Zusammenarbeit mit der Universität Münster entstanden. Sämtliche Beiträge der Serie sind auf dieser Seite zu finden.
500 Jahre Reformation – dieses Jubiläum wurde 2017 bundesweit gefeiert. Viele Festreden wurden gehalten, viele Ausstellungen waren zu sehen, viele Bücher sind erschienen. Aber selten wurde dabei gefragt: Was passierte eigentlich damals auf dem Land, in den Dörfern? Wie setzte sich die „neue Lehre“ Luthers in den ländlichen Gemeinden durch? Hatte dort die Reformation überall Bestand – oder wurde sie später zurückgedreht?
Fragen wie diese stehen im Mittelpunkt der historisch-landeskundlichen Serie „Reformation auf dem Land“, mit der das Wochenblatt an die Ereignisse vor gut 500 Jahren und deren Folgen erinnert.
Praxisseminar an der Uni Münster
Ein Großteil der Beiträge stammt aus der Feder von Studentinnen und Studenten, die an der Universität Münster, Abteilung für Westfälische Landesgeschichte, im Sommersemester 2017 am Praxisseminar „Die Reformation im ländlichen Westfalen“ teilgenommen haben. Werner Freitag, Professor für westfälische Landesgeschichte an der Universität Münster, und Gisbert Strotdrees, Historiker und Redakteur beim Wochenblatt, haben das Praxisseminar gemeinsam durchgeführt.
Die Studierenden lernten zunächst journalistische Darstellungsformen wie Nachricht, Bericht oder Kommentar kennen, ehe sie „ihrem“ Dorf und ihrem Thema auf den Grund gingen. Prof. Dr. Werner Freitag begleitete die Studenten bei der fachkundige Recherche der historischen Sachverhalte. Gisbert Strotdrees vermittelte ihnen, wie sie historische Themen verständlich aufbereiten können.
Einige Entdeckungen
Das historische Seminar wandelte sich dann jeweils mittwochs zur Redaktionskonferenz. Dabei wurden Texte gelesen und wechselseitig Verbesserungen besprochen. Neben Fragen des Schreibstils, der Satzlänge oder der Zitat-Auswahl ging es in der Runde um gestrenge Visitatoren, eigenmächtige Landadlige, korrupte Pfarrer, versteckte Konkubinen – und auch um eine lange vergessene fromme Stiftsdame, die die ersten niederdeutschen Lieder Westfalens schrieb.
Teil 1: Luther auf dem Land
von Gisbert STROTDREES
Zur Einführung: Was passierte hierzulande vor fünf Jahrhunderten in den Dörfern?
Teil 2: Bruder Göbel versteht die Welt nicht mehr
von Felix TIMMER
Einer der wichtigsten westfälischen Chronisten der unruhigen Reformationsjahre ist Bruder Göbel, Laienbruder im Kloster Böddeken. Er berichtet von Kriegen, Verfolgungen, Seuchen und Hunger.
Teil 3: Den Pastoren auf den Zahn gefühlt
von Dennis POSCHMANN
1542 wurde der Reformator Antonius Corvinus mit der Überprüfung der Pastoren in der Grafschaft Lippe betraut. Er fand alles: Von hingebungsvoller Frömmigkeit bis zu wilder Ehe.
Teil 4: Achterbahn der Bekenntnisse
von Leonhard PLITT
Das Corveyer Land blieb in der Reformationszeit katholisch. Doch das kleine Dorf Bruchhausen bei Höxter führte die Reformation ein. Es bekam 1604 sogar eigene Kirchenregeln, erlassen von einer Frau.
Teil 5: Konkubinen, Mägde und Geliebte
von Simon KISSE
Noch um 1530 schien es, als hätte der „neue Glaube“ Martin Luthers das ländliche Westfalen nicht berührt. Doch wer genauer hinschaute, beispielsweise im Ravensberger Land, der konnte selbst bei der Geistlichkeit der ländlichen Gemeinden die deutlichen Risse nicht übersehen.
Teil 6: Armut, Trank und Tratsch
von Aileen NOWACK
Vor der Reformation in Westfalen: Ein Blick in Visitationsprotokolle des Amtes Sparrenberg aus dem Jahr 1533 zeigt, dass Missstände in vielen ländlichen Kirchengemeinden nur schwer zu übersehen waren.
Teil 7: In bischöflicher Haft
von Alexander SPAHN
In Erle bei Raesfeld kam es in der Reformationszeit zu einer denkwürdigen Auseinandersetzung: Auf der einen Seite der Bischof, auf der anderen Seite der Pfarrer des Ortes, die Dorfbevölkerung und ein Landadliger.
Teil 8: Für die Armen im Dorf gestiftet
Von Anne SCHMIDT
Seit der Reformationszeit entstanden im ländlichen Westfalen besondere Armenhäuser. Was sie einte und was sie trennte, zeigt der Blick in die Dörfer des Münsterlandes.
Teil 9: Wer bringt die Geschenke?
von Gisbert STROTDREES
Nikolaus oder „Christkind“? An der Antwort auf diese Frage scheiden sich seit Luthers Zeiten die Geister und Konfessionen – auch im ländlichen Westfalen.
Teil 10: „Wenn Leib und Seel’ verschmachten“
von Annina METZ
Geboren auf dem Landgut Ulenburg bei Löhne: Anna von Quernheim (um 1520–1590) – die erste religiöse Liederdichterin Westfalens
Teil 11: Bischof gegen Edelherren
von Johannes HITZEGRAD
Zu einer Machtprobe um den rechten Glauben kam es im 16. Jahrhundert in Büren und seinen umliegenden Landgemeinden.
Teil 12: Vom Wandel an der Weser
von Florian PROBST
Minden war die erste Stadt in Westfalen, die das Bekenntnis Luthers annahm. Aber was geschah dort auf dem Land, in den umliegenden Dörfern?
Teil 13: Luthers Spuren in zwei Dorfkirchen
von Anna-Lena SCHUMACHER
Frühe Zeugnisse der Reformation sind im ländlichen Westfalen selten. Doch es gibt sie – zum Beispiel in den Bördedörfern Welver und Dinker.
Teil 14: Bekenntnisse in den Balken
Von Eva BARDEN
Wiedenbrück gilt als tiefkatholische Stadt. Doch warum zeugen die Inschriften der alten Ackerbürgerhäuser vom lutherischen Bekenntnis?
Teil 15: Die Reformation „von oben“
Von Christof SPANNHOFF
In den Dörfern und Landgemeinden des Tecklenburger Landes wurde das neue Bekenntnis der Reformation vom Landesherrn durchgesetzt: Konrad von Tecklenburg hatte Luthers Auftritt auf dem Reichstag in Worms miterlebt.
Teil 16: Ein Galgen für das Kloster
Von Christof SPANNHOFF
Mit rabiaten Methoden versuchte Konrad von Tecklenburg, die Klöster Osterberg und Herzebrock unter seine Gewalt zu zwingen und dort die Reformation umzusetzen. Aber die wussten sich zu wehren.
Teil 17: Ein Dorfkind namens Smid
Von Gisbert STROTDREES
Aus Anholt im westlichen Münsterland stammt einer der führenden Theolgen der Reformationszeit: Dyrik Smid alias Theodor Fabricius (1501-1570). Sein Leben gäbe ausreichend Stoff für einen Kinofilm.
Teil 18: Eine Vision wird zum Alptraum
Von Gisbert STROTDREES
Die Herrschaft der Täufer in der Bischofsstadt Münster 1534/35 fand auch in der ländlichen Bevölkerung des Umlandes gläubige Anhänger.
Teil 19: „Wederdoper“ in Dörfern und Scheunen
Von Gisbert STROTDREES
Nach dem Ende des Täuferreichs in Münster 1535 fand deren Bewegung weiterhin Anklang in Westfalen: In Dörfern, Bauerschaften und sogar auf offenem Feld wurde trotz härtester Strafandrohung „wiedergetauft“.
Teil 20: Der kurze Sommer des Bauernaufstandes
Von Gisbert STROTDREES
Der Reformation Luthers folgte 1525 ein „Bauernkrieg“ im deutschen Südwesten. In Westfalen blieb es ruhig – mit einer Ausnahme.
Teil 21: Warum gab es in Westfalen keinen Bauernkrieg?
Von Werner FREITAG
1525 kam es als Folge der Reformation zum „Bauernkrieg“ in Mittel- und Süddeutschland. In Westfalen hingegen blieb es ruhig. Warum eigentlich?
Teil 22: Parallelwelten des Glaubens
Von Gisbert STROTDREES
Abschluss und Bilanz: Im 16. Jahrhundert trennten sich in Westfalen die christlichen Konfessionen. Ein Flickenteppich des Glaubens entstand. Dessen Grenzen teilten das Land für Jahrhunderte: politisch, wirtschaftlich und bis tief in die Volkskultur.