Das grenzwertige Museum

Das „Kult“ in Vreden, 2017 eröffnet, zeigt Kultur, Heimat- und Regionalgeschichte anders als gewohnt: Alles dreht sich um Grenzen – in der Stadt an der deutsch-niederländischen Grenze ein naheliegendes Thema.

Jahrhundertelang hat die Grenze zwischen Westfalen und den Niederlanden, zwischen Münsterland und Achterhoek die Menschen voneinander getrennt. Noch vor gut einer Generation waren Schlagbäume, Zoll- und Pass-Kontrollen an der Tagesordnung. Heute ist die Staatsgrenze fast vollständig verschwunden. Sie ist ein Fall fürs Museum – und das kann man wörtlich nehmen: In der Dauerausstellung des neuen, im Juli 2017 eröffneten kulturhistorischen Zentrums „Kult“ in Vreden, Kreis Borken, dreht sich alles um die Grenze.

Was ist „Kult“?
An den 100 m langen Bau an der Berkel, in der Nähe der jahrhundertealten Stiftskirche, müssen sich die Vredener wohl noch gewöhnen – und ebenso an seinen Namen: „Kult“ steht in großen Lettern über den Eingangstüren. Dieses Kürzel steht für „Kultur und lebendige Tradition“.
Unter einem Dach und auf 4000 m2 vereint der Neubau das einstige Hamalandmuseum und das Landeskundliche Institut Westmünsterland, das sich der Erforschung von Land und Leuten verschrieben hat. Außerdem werden die Archive der Stadt Vreden und des Kreises Borken, die Kulturabteilung des Kreises sowie das Vredener Stadtmarketing im „Kult“ untergebracht.
Der Neubau ist ein Kind der „Regionale 2016“, des Strukturförderprogrammes des Landes NRW und kostete 13,5 Mio. €. Geldgeber waren
– das Land NRW (6,8 Mio. €),
– der Kreis Borken (4,1 Mio. €),
– die Stadt Vreden (1,7 Mio. €) und
– der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (900 000 €). Str.

Die Spur der Schmuggler

Zolluniformen und Schmugglerschuhe, Grenzsteine und Karten, alte Maße und Gewichte – solche Dinge erwartet man da, und sie fehlen auch nicht. Doch das neue Museum, das aus dem Hamalandmuseum hervorgegangen ist, versteht sein Leitthema „Grenze“ in einem umfassenden Sinn.

Beleuchtet werden beispielsweise "Glaubensgrenzen", der "Grenzverkehr" und seine Geschichte, "Grenzerfahrungen“ in den Kriegen oder auch „Grenzen des guten Geschmacks“.

Eine der ältesten Textilien Europas

„Immunitätsgrenze“ – unter diesem Titel stellt das Obergeschoss die Kultur und Geschichte des adligen Damenstiftes vor. Gezeigt werden Reste einstiger Glocken, vergoldete Heiligenfiguren, Reste eines Chorgestühls, Messbücher sowie ein mehrfach geflicktes Messgewand, die „Sixtus-Kasel“. Dessen älteste Teile sind im 7. Jahrhundert gewebt worden. Das Gewand zählt damit zu den ältesten erhaltenen Stücken textilen Handwerks in Europa.

Tipps für Besucher

Das Kult, Kirchplatz 14, in Vreden, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist bis auf weiteres frei. Wer mit dem Auto anreist, sollte der Beschilderung im Ort folgen. Sie führt zum Parkplatz am Schulzentrum und an der Stadthalle (Navi-Adresse: Up de Bookholt). Von dort sind es wenige Meter Fußweg zum Kult.

Weitere Informationen: Tel. (02564) 9899100 – www-kult-westmuensterland.de

Text und Foto: Gisbert Strotdrees

Eine ausführlicher Bericht findet sich im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben, Fogle 29, vom 20. Juli 2017.