Kunst auf dem Land

Im Winterlicht: Moderne Kunst im Kloster Gravenhorst

Kloster Gravenhorst bei Hörstel, Kreis Steinfurt, zeigt Projekte zur Kunst im ländlichen Raum. Außerdem startet dort in wenigen Wochen ein ungewöhnliches Gartenfestival.

Können Bienen mehr als nur summen? Welche anderen Töne geben sie von sich? Und was genau hat es mit ihrem berühmten Tänzeln auf sich? Gewöhnlicherweise gehören solche Fragen in den Biologieunterricht – oder auch zur Grundausbildung der Imkerei. Doch was passiert, wenn ein Künstler sie stellt?

Im Kloster Gravenhorst bei Hörstel, Kreis Steinfurt, wird genau das passieren: Der Berliner Künstler Jorn Ebner will dort nicht nur die Bienen beobachten und ihnen ­lauschen, sondern sich darüber mit Imkern des Umlandes und Tanzgruppen austauschen. Aus dem Beobachteten sollen „Live-Performances im öffentlichen Raum“ entwickelt werden, kündet Ebner an.

Ein Brückenschlag ins Umland

Sein Vorhaben ist eines von drei Projekten zur Kunst im ländlichen Raum, die in diesem Jahr in der ehemaligen Klosteranlage bei Hörstel im Kreis Steinfurt umgesetzt werden sollen. Das Kloster, im Mittelalter von Zisterzienserinnen gegründet und um 1800 aufgelöst, war danach Fabrik, Jagdschloss, Flüchtlingslager – und ist seit der Regionale 2004 das „DA Kunsthaus Kloster Gravenhorst“. Das Kürzel DA steht für die Verbindung von Denkmal und Atelier.

Die Gebäude und die umliegende Gartenlandschaft dienen als Ort für zeitgenössische Kunst im ländlichen Raum. Die Klostergemäuer beherbergen Ateliers, in denen Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland und Europa für ein Jahr als Stipendiaten arbeiten können. Einzige Bedingung: Ihre Werke müssen einen Bezug zum Ort, zur umgebenden Landschaft oder zur Bevölkerung herstellen. Dieser Brückenschlag sorgt für Nähe, Austausch mit den Nachbarn und dem Umland sowie für eine ge­wisse Bodenhaftung der künstle­rischen Projekte.

Zurzeit ist im Kloster eine Licht­installation mit dem Titel „Winterlicht“ zu sehen. Am morgigen Freitag, 7. Februar, lädt das in kommunaler Trägerschaft befindliche Kunstkloster zu einem ökumenischen Gottesdienst mit anschließendem Künstlergespräch ein.

Müllblüten an der Wand

Am Donnerstag kommender Woche, 13. Februar, werden die ­diesjährigen drei Kunstprojekte öffentlich vorgestellt. Neben dem eingangs genannten Bienen- und Klangprojekt wird sich die aus Süddeutschland stammende Künstlerin Marte Kiessling mit haushaltsüblichem Plastikmüll befassen. Sie plant, daraus gemeinsam mit Menschen aus der Nachbarschaft Blüten zu gestalten. Sie sollen zu einem Wandschmuck arrangiert werden und am Ende den Außenraum des Klosters überwuchern.

Der gelernte Drechsler, Designer und Künstler Samuel Treindl möchte am Kloster eine Mitmach-Baustelle einrichten. Dort will er, wie es in der Projekt­beschreibung heißt, zu einer ­Kooperation von „Handwerkern, Designern, Künstlern, Architekten, Dilettanten und Besuchern“ anregen.

"Saisonale" der Gartenkunst

Am 22. März beginnt die diesjährige „Saisonale“ – eine Veranstaltungsreihe rund um die Gartenanlagen des Klosters. Es wird um Fragen des Gartenbaus, aber auch um zeitgenössische Gartenkunst gehen. So wird ein „hortus toxicus“, ein Garten mit heimischen Giftpflanzen, angelegt. Auch eine neue Liegefläche namens „Himmelstisch“ wird eingeweiht. Außerdem gibt es besondere Gartenführungen mit Tastplänen für Blinde, Sehbehinderte und Sehende.

Gut zu wissen
Ort:
Das DA – Kunsthaus Kloster Gravenhorst – liegt bei Hörstel, Kreis Steinfurt, Klosterstraße 10.
Öffnungszeit: Die Anlage ist dienstags bis samstags von 14 bis 18 Uhr sowie sonn- und feiertags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Die Außenanlagen sind jederzeit zugänglich. Führungen finden zwischen April und September sonntags um 15 Uhr sowie nach Voranmeldung statt. Die historische Wassermühle am Kloster ist an jedem ersten Sonntag im Monat von 14 bis 18 Uhr geöffnet.
Weitere Veranstaltungen: 13. April: Gravenhorster Osterfest für die ganze Familie,16. und 27. April: Theater im Kloster: Das Junge Schauspiel Düsseldorf spielt Goethes „Leiden des Jungen Werther“. 24. Mai „Marktzauber“ – Klostermarkt mit regionalen Produkten, traditionellem Handwerk, Kunsthandwerk und Kultur.
Weitere Informationen: Tel. (02551) 694200 oder www.da-kunsthaus.de.