Fotoausstellung auf Zeche Zollverein

Viele Dörfer, ein Revier

In Bottrop schließt in der kommenden Woche die letzte Zeche, das „Kohleland“ ist dann Geschichte. Wie der Bergbau das Land geprägt hat, zeigen Fotografien von Albert Renger-Patzsch in Essen.

Sondersendungen werden ausgestrahlt, Reden gehalten, Tränen werden wohl auch fließen: Am Donnerstag kommender Woche, wenige Tage vor Weihnachten, schließt das letzte Kohlebergwerk Deutschlands, die Zeche Prosper Haniel in Bottrop.

„Der Mann hat drei Augen“

Das Ruhrmuseum in Essen hat bereits früh im Jahr eine große, viel beachtete Geschichtsausstellung zum Bergbau gezeigt. Gegen eine allzu glatte Kohle- und Kumpel-Nostalgie setzt das Museum nun eine weitere Ausstellung mit „Ruhrgebietsfotografien“ von Albert Renger Patzsch (1897–1966). Der aus Würzburg stammende Meisterfotograf hat lange in Essen gelebt und später in Wamel am Möhnesee. Ein Fotograf also zwischen Großstadt und Dorf, über den seinerzeit der Publizist Kurt Tucholsky treffend schrieb: Renger-Patzsch sei „kein süßlicher Frauenfotograf, kein ,Malerischer‘, kein Stilfatzke – der Mann hat einfach drei Augen: zwei im Kopf, mit denen er den Bildausschnitt sieht, und die Linse im Kasten.“

Schrebergärten, Randlagen

Im Ruhrmuseum ausgestellt sind rund 100 Schwarz-Weiß-Fotografien von Ruhrgebietslandschaften: Schrebergärten, Bauernhöfe, Landstraßen, Vorstadthäuser. Die Randlagen zwischen Großstadt und Dorf haben Renger-Patzsch offenbar besonders interessiert.

Weitere 200 Fotografien vom „Mann mit den drei Augen“ sind als Auftragsarbeiten entstanden. So hat ihn die Tischlerei Dickerhoff in Altenbochum beauftragt, Möbel, aber auch die Arbeiter und Handwerker im Betrieb zu porträtieren.

Eindrucksvoll sind auch seine Architektur-Aufnahmen. Die alte Münsterkirche in Essen hat er ebenso in den Sucher der Kamera genommen wie die Villa Hügel und vor allem die zahllosen Zechen-, Hütten und anderen Industriebauten zwischen Rhein, Ruhr und Emscher.

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Die Ausstellung „Albert Renger- Patzsch: Die Ruhrgebietsfotogra­fien“ im Ruhrmuseum auf Zeche Zollverein in Essen ist bis zum 3. Februar geöffnet: täglich von 10 bis 18 Uhr. Eintritt: 7  €, ermäßigt 4  €, Kinder und Jugendliche unter 18 sowie Schüler und Studenten unter 25 Jahren haben freien Eintritt. Weitere Informationen unter Tel. (02  01) 2  46  81  44  44, www.ruhrmuseum.de.