Ruhrmuseum Essen

Sonderausstellung "Mensch und Tier": Nur vom Pferd erzählen?

Das Ruhrmuseum in Essen bietet ungewöhnliche Exponate und Einsichten in der Sonderausstellung „Mensch und Tier im Revier“. Der Titel steht keineswegs nur für Grubenpferd, Bergmannsziege und Brieftaube. Erinnert sich noch jemand an Krake Paul?

Sie werden verehrt und gejagt, sie werden geliebt und gedeutet, sie werden genutzt und getötet: Die Rede ist vom Umgang des Menschen mit Tieren. Wie vielfältig und widersprüchlich dieser Umgang war und ist, zeigt eine Ausstellung im Ruhrmuseum in Essen. Gezeigt werden rund 100 Fotografien und Filme sowie eine etwa gleiche Zahl an Ausstellungsstücken aus den Ruhrstädten und ihrem Umland.

Die Brieftaube, das Grubenpferd und die Ziege, die „Kuh des Bergmannes“, dürfen natürlich nicht fehlen – aber das ist längst nicht alles, was das Museum zu sagen, zu zeigen und zu erzählen hat.

Löwe, Lamm und Krake Paul

Pferde beispielsweise: Sie nahmen den Menschen nicht nur unter Tage und auf dem Acker die Arbeit ab, sondern sie waren und sind Teil des Sports und der Freizeitgestaltung. Sie dienten überdies der Repräsentation – ein barockes Reiterbild der Essener Stiftsäbtissin Maria Kunigunde von 1775 in der Ausstellung spricht da Bände.

Tieren wird auch eine religiöse Kraft zugesprochen – man denke an das Lamm im Christentum, an den Löwen, der im Judentum für göttliche Kraft steht, oder auch an Tieramulette. Und während der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 „glaubten“ Millionen an den Kraken Paul, das berühmte Fußballorakel aus einem Großaquarium in Oberhausen. Dem Kraken wurden geradezu hellseherische Fähigkeiten zugesprochen. Seiner Prognose zum Ausgang des Endspiels haben 200 (!) Journalisten über die Tentakel geschaut ...

Als der Krake Paul ein Jahr später starb, wurde ihm sogar eine Urne zuteil. Das vergoldete Stück, das nicht von ungefähr an den WM-Pokal erinnert, ist in Essen ausgestellt. Das älteste Exponat ist ein 320 Mio. Jahre altes steinernes Insekten-Fossil, gefunden in einer Grube in Vorhalle bei Hagen. Ebenfalls aus Stein ist das jüngste Stück: eine Grabplatte für Hundebesitzer, die als Symbol eine Menschenhand mit Tatzenabdruck zeigt.

Die Ausstellung versteht sich aber keineswegs als eine Art Kuriositäten-Kabinett. Vielmehr zeigt sie die Vielfalt des Verhältnisses zwischen Mensch und Tier – und auch, dass sich dieses Verhältnis im Laufe der Zeiten stets aufs Neue gewandelt hat. Heute, so heißt es aus dem Museum, würden Tiere „immer mehr als Gefährten des Menschen begriffen, als Subjekte und nicht als Objekte, und die Debatte um stärkeren Tierschutz und umfassendere Tierrechte ist in vollem Gange“.

Noch mehr über Tiere

Die Sonderausstellung ist Teil einer Reihe, mit der sich mehrere Museen der Region an dieser Debatte beteiligen. Im Frühjahr 2020 zeigt die „Zeche Hannover“ des Westfälischen Industriemuseums in Bochum die Bedeutung bestimmter Tiere für die Industria­lisierung. Im Herbst 2021 blickt das Industriemuseum Textilfabrik Cromfort in Ratingen auf Tiere als Rohstofflieferanten für Kleidung und Mode.

Tipps für Besucher
Die Ausstellung „Mensch und Tier im Revier“ ist bis zum 25. Februar kommenden Jahres im Ruhrmuseum in Essen zu sehen. Das Museum auf Zeche Zollverein, Gelsenkirchener Straße 181 in Essen ist täglich, auch montags, von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 3  €, ermäßigt 2  €, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie Schüler und Studenten unter 25  Jahre haben freien Eintritt.
Weitere Informationen unter Tel. (02  01) 24  68  14  44, www.ruhrmuseum.de.