Kaiser-Wilhelm-Denkmal bei Porta Westfalica

Runderneuert auf dem Berg

An diesem Wochenende wird das Kaiser-Wilhelm-Denkmal bei Porta Westfalica wieder zugänglich. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe hat das angeschlagene Bauwerk renoviert und um Restaurant und Besucherzentrum erweitert.

Das Bauwerk ist gigantisch – und bestens platziert: Auf halber Höhe des Wittekindberges an der Porta Westfalica zeichnen sich die Umrisse des Kaiser-Wilhelm-Denkmals schon von Weitem sichtbar ab. Es ist, nach dem Völkerschlachtdenkmal in Leipzig, das zweitgrößte Nationaldenkmal in Deutschland. Etwa 130 m hoch über dem Wesertal liegt der Fuß der Fundamentmauern, auf denen das eigentliche, 88 m hohe Bauwerk steht.

An diesem Wochenende wird das Bauwerk – nach längerer Renovierung – wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) als Eigentümer hatte die dringend notwendige Sanierung zum Anlass genommen, das Denkmal aufzuwerten: durch den Ausbau der umlaufenden Ringterrasse, durch die Einrichtung eines Restaurants sowie vor allem durch ein neues Besucherzentrum.

Rund 150.000 Besucher werden pro Jahr erwartet. Sie sollen von der Terrasse nicht nur die grandiose Aussicht genießen, sondern sich auch über die Landschaft des Weserraumes, vor allem aber über die wechselvolle Geschichte des Monumentalbauwerkes informieren können.

Der Kaiser in Stein

Die westfälische Provinzialregierung, der Vorläufer des heutigen LWL, hat 1896 das Denkmal erbauen lassen. Es sollte an den als „Reichsgründer“ verehrten preußischen König und deutschen Kaiser Wilhelm I. erinnern.

Der Berliner Architekt Bruno Schmitz, der damals unter fast 60 Bewerbern den Zuschlag erhalten hatte, ließ einen monumentalen Huldigungstempel errichten. Dessen sechs Pfeiler geben von fast allen Seiten den Blick auf die Standfigur frei, die in der Mitte unter einem Stein-Baldachin steht.

Die steinerne Standfigur stellt den Kaiser als erfolgreichen Feldherrn und gleichzeitig als Herrscher von Gottes Gnaden dar. Die rechte Hand streckt sich vom Körper, als würde sie das Land segnen. Das Standbild hat seinerzeit der aus Wiedenbrück stammende Bildhauer Caspar von Zumbusch entworfen. Es ist 7 m hoch und steht auf einem 5 m hohen Sockel. Schon diese Maße sollten Erhabenheit und historische Größe signalisieren.

„Zyklopische Bauteile“

Fred Kaspar, Bauforscher beim Denkmalamt des LWL, hat von einer „fast zyklopisch anmutenden Gestaltung aller Bauteile“ gesprochen. Doch der Schein des Pompösen trog – wie so vieles im einstigen Kaiserreich: Schon kurz nach der Einweihung hatte die Ringmauer zu bröckeln begonnen. Der Pfusch am Bau musste in den folgenden Jahrzehnten wiederholt ausgebessert werden.

Bei der nun beendeten Sanierung wurden wie der zuständige Bauleiter Matthias Gundler erläutert, allein 3800 t Zement „mit Bohrungen in den Berg gesteckt“, um die Standsicherheit des Bauwerkes zu gewährleisten. Diese und weitere unvorhergesehene Schwierigkeiten trieben die Kosten allein für die Wiederherstellung der Ringmauer auf rund 5 Mio. €. Weitere 11,4 Mio. € kosteten nach offiziellen Angaben die Gastronomie, die Terrasse und der Pavillon sowie das neue Besucherzentrum. Die Stadt Porta Westfalica steuerte 600  000 € bei, der Bund insgesamt 5,8 Mio. €.

Und wozu das alles?

Es gehe nicht darum, dem Kaiser zu alter Herrlichkeit zu verhelfen, unterstreicht Matthias Löb, der als Landesdirektor des LWL Hausherr des Denkmals ist. Löb stellt klar: „Wir wollen zwei Dinge: erstens das Denkmal einordnen – wo ist sein Platz in der Geschichte? –, und zweitens Touristen in die Region ziehen.“

Besucher sollten mit dem Pathos des Denkmals nicht mehr alleingelassen werden. Das neue Besucherzentrum biete die lange vermissten Informationen und erzähle „die ganze Geschichte“, so Löb: „von den Römern in Germanien über Preußens Pathos bis zum Elend der Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkrieges in den Stollen direkt unter dem Monument. Dazu kommt die Naturgeschichte und die Geschichte der Orte rund um die Porta Westfalica“.

Am Sonntag wird es eng

Wie das alles auf 270 m2 passt und wie sich das Bauwerk nach der Sanierung und nach dem Verbauen von mehr als 1500 t Naturstein präsentiert, das können sich Interessierte ab Montag ansehen. Offiziell wird das Denkmal zwar am Sonntag, 8. Juli, eröffnet. Aus Platz- und Sicherheitsgründen ist aber die Zahl der Teilnehmer auf 3500 Personen begrenzt. Die Eintrittskarten zum Eröffnungstag sind bereits vergriffen.

Die Zufahrt zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal ist am 7. und 8. Juli gesperrt.

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Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal bei Porta Westfalica ist nach der Eröffnung jederzeit zugänglich und kostenlos zu besichtigen.
Das neue Besucherzentrum ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die neue Gastronomie „Wilhelm 1896“ ist montags bis freitags von 11 bis 22 Uhr sowie samstags, sonntags und feiertags von 9 bis 22 Uhr geöffnet.
Weitere Informationen unter Tel. (05 71) 83 72 80.
www.kaiser-wilhelm-denkmal.lwl.org