Alles läuft scheinbar gut im Landesmuseum für Klosterkultur in Lichtenau-Dalheim, Kreis Paderborn. Mit seiner kürzlich beendeten Sonderausstellung über „Verschwörungstheorien“ hat das Museum ein hochaktuelles Thema aufgegriffen und einen Nerv getroffen. Rund 100 000 Besucher haben die Schau gesehen, sogar Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war zur Eröffnung angereist.
Der informative Begleitkatalog ist vergriffen, er wird in Kürze von der Bundeszentrale für politische Bildung in einer Sonderedition aufgelegt – all das ein Erfolg für das Team um den Museumsleiter Ingo Grabowsky.
Gartenfest, Theater und Musik
Das Museum, das vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) über eine gemeinnützige Stiftung getragen wird, hat nach dem Corona-Stillstand seit kurzem wieder geöffnet. Anfang Juli findet ein Gartenfest statt, im August gibt es Lesungen, Musik und Theater im "Dalheimer Sommer".
Das Gelände in ländlich-ruhiger Umgebung und die weitläufigen Räumlichkeiten aus der Barockzeit kommen den derzeitigen Corona-Regeln entgegen – und dem Wunsch vieler, in der nahen Umgebung Erholung und Abstand zu finden. Alles bestens also?
Ein anderes Licht auf das Museum wirft ein 20-seitiges Papier der LWL-Stiftung, das am Freitag dieser Woche im Landschaftsausschuss des LWL beraten wird. Demzufolge soll der kommunale Dachverband seinen jährlichen Betriebskostenzuschuss für das Klostermuseum ab 2022 um 54 % auf dann mehr als 1 Mio. € erhöhen.
Zum Hintergrund: Das Museum ist 2006 gegründet worden, um einen starken kulturellen Impuls im ländlichen Raum zu setzen. Anders als andere kulturelle Einrichtungen des LWL sollte sich Dalheim wirtschaftlich weitgehend selbst tragen, versprachen die Initiatoren und rechneten mit Einnahmen unter anderem aus einer Gastronomie, einer Klosterbrauerei sowie einer eigens gegründeten gemeinnützigen Stiftung. Mit diesen Grundsätzen war seinerzeit die Museumsgründung gegen teils erhebliche Widerstände durchgesetzt worden.
{{::gallery::standard::
::}}
Der Zinsertrag schrumpft 2022
Im jetzt vorliegenden Dokument zieht die Stiftung, die das Klostermuseums trägt, eine ernüchternde Bilanz. Bei Gründung sei noch mit einem Zinsertrag von 5 % gerechnet worden. Dieser Wert sei bereits seit Jahren nicht erreicht worden, räumt das Papier ein.
Doch in Kürze wird sich die Lage zuspitzen: In anderthalb Jahren laufen für einen erheblichen Teil des Stiftungskapitals die bisherigen Anlageverträge aus. Aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase rechnet die Stiftung damit, dass sich die erwarteten Kapitalerträge um rund 250.000 € jährlich mehr als halbieren. Gastronomie und Brauerei, so rechnet die Vorlage vor, können die drohende Lücke nicht annähernd ausgleichen.
Sinkende Einnahmen und steigende Personal- und Sachkosten setzen dem Klostermuseum bereits seit längerem zu. Mit einer ganzen Reihe von Maßnahmen hätten Stiftung und Museumsteam gegengesteuert, erläutert die Vorlage für die LWL- Abgeordneten. Gaststätte und Brauerei erwirtschafteten demnach in jüngster Zeit sogar einen Mehrertrag. Die Zahl der Besucher sei gestiegen, doch das habe den Haushalt der Museumsstiftung „nicht nachhaltig“ entlasten können.
Der Bericht weist auf einige sichtbaren Folgen des bisherigen Sparkurses im Museum hin:
- Der älteste Teil der Dauerausstellung von 2007 sei veraltet und „mittlerweile in einem baulich wie optisch schlechten Zustand“.
- Es fehle an Veranstaltungen für ein neues, jüngeres Publikum. In digitalen Netzwerken sei das Museum mangels Personal kaum präsent. „Während andere Freizeitangebote im ländlichen Bereich Besucher unter anderem durch den Einsatz neuer Medien anziehen, stünden dafür in Dalheim „keine ausreichenden finanziellen Mittel“ zur Verfügung.
- Die Bibliothek des Hauses sei „derzeit nicht nutzbar“, weil sie nicht erschlossen sei. Und weiter: „Sogar einige Pflichtaufgaben eines Museumsbetriebes wie die Sammlungsdokumentation können derzeit nicht erfüllt werden“.
Eher schleichend zeichnet sich ein anderer Wertverlust ab: Seit Gründung des Museums werden die Zinserträge der Stiftung vollständig entnommen.Ein Inflationsausgleich werde nicht berücksichtigt, stellt die Vorlage fest. Anders gesagt: Das Stiftungskapital bleibt nominal erhalten. Sein tatsächlicher Wert aber schrumpft – jedes Jahr ein scheinbar kleines Stück mehr.
Stiftungsmodell am Ende?
Ist mit der sich abzeichnenden Lage in Dalheim das einst gefeierte Modell der Stiftungsfinanzierung gescheitert? „Nein, ganz im Gegenteil“, sagt Barbara Rüschoff-Parzinger, die Kulturdezernentin des LWL im Gespräch mit dem Wochenblatt. „Es gibt für diesen Standort keine günstigere Lösung. Jedes andere Modell wäre teurer.“
Die Rahmenbedingungen für Kultur hätten sich grundsätzlich geändert – gerade auch für hochkarätige Kultur im ländlichen Raum, die dem LWL insgesamt sehr wichtig sei, so Rüschoff-Parzinger. Die Steigerungen der Sach- und Personalkosten, bedingt durch Inflation und Tarifentwicklung, beträfen keineswegs nur das Klostermuseum. Die anderen Kultureinrichtungen des LWL würden über den Haushalt finanziert, dabei seien die aufgebrachten Mittel und die Seigerungen der Personal- und Sachkosten nicht so ohne weiteres für Außenstehende ablesbar. „Dalheim ist also kein Sonderfall und ganz sicher kein Finanzdesaster“, hebt Rüschoff-Parzinger hervor.
Der Sommer im Klostermuseum
Bis zum 26. Juli sind in der ehemaligen Kirche des Klostermuseums Dalheim großformatige Reproduktionen der Gemälde aus der Sixtinischen Kapelle in Rom ausgestellt.
Vom 3. bis 5. Juli findet auf dem Gelände ein Gartenfest statt.
Vom 7. bis 23. August findet die Theater- und Musikreihe „Dalheimer Sommer“ statt – unter anderem mit Konzerten, Lesungen und Theaterszenierungen.
In den Räumlichkeiten und auf dem Gelände gelten selbstverständlich die gängigen Corona-Hygieneregeln und Schutzvorschriften.
Das Klostermuseum ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Der Eintritt kostet 11 €, ermäßigt 5,50 €, Kinder und jugendliche von 6 bis 17 Jahren haben freien Eintritt.
Weitere Informationen unter Tel.(0 52 92) 93 19 20 25.
www.klostermuseum-dalheim.de