Es ist kein neues Getränk und auch kein Kürzel für eine unbekannte Organisation. Hinter der Abkürzung „KUMA“ verbirgt sich vielmehr ein modernes Dorfmuseum in Oberschledorn im Hochsauerland, einem Dorf mit 900 Einwohnern nahe der Grenze zu Hessen.
Die Abkürzung steht für „Kultur- und Malzentrum“. Das Museum bietet Kunst, Platz für Ausstellungen und ein Café, es ist außerschulischer Lernort, Kreativwerkstatt, Treffpunkt für Jung und Alt – und eng mit der Geschichte, dem Leben und Wirken der Kirchenmalerfamilie Bergenthal in Oberschlehdorn verbunden.
Eine Malerdynastie im Dorf
Die Geschichte des Museums beginnt mit einem zweiten, längeren Kürzel: LEADER. Es bezeichnet ein Programm der Europäischen Union zur Förderung der ländlichen Entwicklung. Im Rahmen des Entwicklungskonzeptes der LEADER-Region Hochsauerland „Dörfer im Aufwind“ wurde 2011 eine Stärkenanalyse in Oberschledorn durchgeführt. Dabei fiel das Maleratelier der Bergenthals ins Auge. Über 100 Jahre lang hatte die Familie ihren Wohn- und Geschäftsort in dem kleinen Dorf, ihre Malerei prägte in drei Generationen viele Kirchen und Kapellen in der Umgebung.
Unter fachlicher Begleitung der Universität Siegen engagierten sich Bürgerinnen und Bürger in einer Dorfwerkstatt. Ihr Ziel war es, „die Attraktivität unseres Dorfes als Wohn-und Arbeitsort, insbesondere für die jüngere Generation nachhaltig zu sichern“. Das Kernthema war schließlich gefunden: Ein Kultur-Erlebnishaus für die Dorfmitte.
Umbau eines alten Bauernhauses
Im eigens gegründeten Verein „Oberschledorn Aktiv e. V.“ begannen die Beteiligten, die Kunstwerke der Familie Bergenthal, die sich im Besitz der Dorfgemeinschaft befanden, zu inventarisieren und aufzuarbeiten. Der nächste Schritt, zusammen mit der Stadt Medebach, bestand im Kauf eines alten Bauernhauses in der Ortsmitte.
Später wurden noch leer stehende Räume der angrenzenden ehemaligen Volksbank angemietet. Im November 2013 begannen in der Trägerschaft des 100 Mitglieder zählenden Vereins die Umbauarbeiten. Nach zweijähriger Bauzeit wurde das KUMA als Kultur und Malzentrum unter großer Anteilnahme der Bevölkerung fertiggestellt.
„Das war kein Selbstläufer“
„Von der allerersten Idee bis zur Einweihung hat es Jahre gedauert“, berichtet Vorstandsmitglied Andrea Donner vom langen Weg, der ohne die LEADER-Förderung und ohne das ehrenamtliche Engagement der Dorfbewohner nicht möglich gewesen wäre. „Ein Selbstläufer war das Projekt nicht“, meint sie, „hier steckt viel Arbeit, Zeit und Liebe drin.“
Die Liebe zum Detail findet sich vor allem in der Dauerausstellung „Malerfamilie Bergenthal entdecken und erleben“. Sie ist unter der Leitung der Kunsthistorikerin Heike Plaß aus Münster entstanden. Im lichten Obergeschoss können die Besucher einen Schatz an Gemälden, Zeichnungen, Skizzen und Entwürfen entdecken und studieren. Deutlich zu erkennen ist der Schwerpunkt religiöser Themen, aber auch weltliche Arbeiten sind in der Sammlung vertreten.
Sehenswert ist das originalgetreu eingerichtete Atelier der Künstlerfamilie, unter anderem auch mit medizinischen Gerätschaften. Hermann Bergenthal sen. hatte während seines Studiums an der Münchener Kunstakademie das Fach Anatomie belegt und hat dann während seiner Schaffenszeit in Oberschlehdorn vielen kranken Dorfbewohnern geholfen.
Malen, zeichnen, gestalten
Im Nebengebäude des Museums ist die Kunst- und Malschule angesiedelt. Dort gilt das Motto: „Experimentieren – Erfahren – Erleben“. In dieser Kreativwerkstatt werden unter Anleitung erfahrener Dozenten Workshops zu Malerei, Zeichnen oder Gestalten mit Metall durchgeführt. Ein reiches Angebot zur Förderung von Kunst und Kultur erfahren vor allem auch Kinder im KUMA, das als zertifizierter außerschulischer Lernort mit museumspädagogischem Konzept anerkannt ist. Schülerinnen und Schüler der Grundschulen aus Oberschledorn, Medebach und der näheren Umgebung können abwechselnd die Dauerausstellung besuchen, Geschichte, Kunst und Informationen erleben und selbst kreativ tätig werden.
Im Untergeschoss gibt es ein Kunst-Café. Gewöhnlich ist es mittwochs und am Wochenende geöffnet und bietet Kaffee, Kuchen, Eis und Snacks an. Es werden Bilder heimischer Künstler, aber auch Kunstwerke aus der Kreativwerkstatt ausgestellt.
Derzeit ist das alles natürlich geschlossen. Aber für die Zeit vor und nach Corona gilt: Der neu geschaffene Dorfmittelpunkt ist ein beliebter Treff für junge und alte Menschen, für Gruppen, Stammtische, Touristen, Biker oder auch für private Feiern, zumal der letzte Gasthof kürzlich aus Altersgründen geschlossen wurde. Das KUMA hat sich im Laufe der Zeit zum lebendigen Zentrum von Oberschledorn entwickelt.
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Adresse: KUMA Oberschledorn, Grafschafter Straße 4 – 6, 59964 Medebach.
Öffnungszeiten: Wegen Corona sind das Museum, die Malschule und das Cafè derzeit geschlossen. Änderungen werden auf der Internetseite bekannt gegeben.
Eintritt: Erwachsene 3 €, Kinder 1 €, Familien 6 €.
Weitere Informationen: Führungen durch das Museum (nach Ende der Corona-Pandemie) können direkt vereinbart werden bei Arnold Figge, Tel. (02982) 1602.
Informationen zum Angebot des KUMA unter Tel. (02982) 9307880, www.oberschledorn-aktiv.de.