Schlösser, Burgen, Höfe

Tag des offenen Denkmals: Hinter sonst verschlossenen Türen

Am Sonntag ist „Tag des offenen Denkmals“. In Westfalen gibt es viel Überraschendes: ein riesiger Eiskeller unter einer Schule, ein Wohnhaus mit Waggons, ein Römerlager in der Senne - und eine ungewohnte Panoramasicht auf Münster vom Turm des LWL.

Solch ein Wohngebäude gibt es weit und breit kaum ein zweites Mal: In Sinsen, einem Ortsteil von Marl, sind zwei ehemalige Eisenbahnwaggons in einem Wohnhaus eingebaut. Die Waggons gehörten einmal der Bahnpost, die vor gut zwei Jahrzehnten ihren Betrieb eingestellt hat. Im Inneren sind die Waggons der Baujahre 1974 und 1975 noch weitgehend original erhalten, aber nun zu Wohnzwecken umgestaltet. Am Sonntag, 8. September, kann das Doppelwaggon-Haus besichtigt werden – ebenso wie

  • das kürzlich entdeckte Römerlager bei Sennestadt,
  • der mittelalterliche Buddenturm in Münster oder
  • die mehr als 450 Jahre alte Schöpfemühle in Bad Driburg, eine der ältesten künstlichen Wasserversorgungsanlagen in Deutschland.

All diese und viele andere Bau- und Bodendenkmäler können Interessierte am Sonntag, 8. September, kennenlernen. Denn an diesem Tag öffnen sonst verschlossene Baudenkmäler, Parks und archäologische Stätten ihre Türen.

Europaweit sind die Tore offen

In Deutschland sind insgesamt rund 8000 Bau- und Bodendenkmäler zu besichtigen. Allein in Nordrhein-Westfalen dürften es etwa 1300 Ziele sein. Sie sind meist privat bewohnt oder genutzt oder stehen unter besonderem Schutz und sind für Besucher sonst nicht zugänglich – nur eben an diesem Sonntag ist das anders.

Der Aktionstag rund um den praktischen Denkmalschutz findet nahezu flächendeckend in ganz Europa statt. In Deutschland wird er von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit Sitz in Bonn koordiniert. In diesem Jahr steht der Denkmaltag unter dem Motto „Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur“.

Bauhaus in Westfalen

Das Motto greift das 100-jährige Gründungsjubiläum der legendären Bauhaus-Schule auf, die auch in Westfalen ihre Spuren hinterlassen hat. Im Osten Hamms etwa steht in einer Straße voller traditioneller Landhäuser plötzlich ein würfelförmiger Bau, den ein Architekt 1932 nach Bauhaus-Vorbild errichtet hat. Auffallend modern wirkt auch bis heute die Dorfkirche, die 1928 in Pivitsheide bei Detmold erbaut worden ist.

Ein paar Geheimtipps für Westfalen

Freunde historischen ländlichen Fachwerks, barocker Bauten oder uriger Industriekultur kommen aber auch in diesem Jahr wieder auf ihre Kosten. Dazu nur einige Beispiele aus dem Programm:

  • In Eisern bei Siegen ist eine 1774 errichtete, mehrfach erweiterte ländliche Kapellenschule zu besichtigen.
  • Nicht zu verwechseln mit Burg Hülshoff bei Münster ist Haus Hülshoff bei Tecklenburg: Es ist eine Hofanlage mit mehreren Gebäuden der Neorenaissance, umgeben von einer Gräfte. Die Möbel und Innenausstattung weisen eine hohe Formenvielfalt auf und verraten viel über die Wohnvorlieben des gehobenen Bürgertums im 19. Jahrhundert. Das Haupthaus, bis 2018 aufwendig renoviert, wird heute für Seminare und Empfänge genutzt. Am Sonntag gibt es dort Führungen und Musik.
  • In Soest ist der vor gut 300 Jahren errichtete Adelshof von Friesenhausen zu besichtigen. Das markante Gebäude innerhalb des Wallrings wird seit Jahren saniert – eines der bundesweiten Vorzeigeprojekte der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.
  • In Isenstedt bei Espelkamp (Kreis Minden-Lübbecke) öffnet Bütemeyers Hof. Der Vierständerhof von 1806 wurde um die Jahrtausendwende saniert.
  • Am „Domhof 1“ in Schmedehausen bei Greven, in unmittelbarer Nähe des Dortmund-Ems-Kanals, liegt ein lang gestrecktes, eingeschossiges Fachwerkhaus, das vermutlich um 1900 errichtet worden ist. Es wurde im vergangenen Jahr komplett saniert und kann am Denkmaltag zu den Führungen um 11, 12, 14 und 15 Uhr besichtigt werden.
  • Sehenswert ist sicherlich auch der Eiskeller der ehemaligen Brauerei Falkenkrug in Spork-Eichholz bei Detmold. Wer weiß schon, dass unter dem Hauptbau, heute Sitz einer Waldorfschule, ein verzweigter Eiskeller bis tief in die Erde reicht und eindrucksvolle, aus Backstein gemauerte Tonnengewölbe aufweist?
  • In Münster-Nienberge ist zu sehen, wie eine Hofstätte, von Denkmalschützern als „kulturlandschaftsprägend“ bewertet, zu Wohnungen umgebaut und umgenutzt werden kann. Der dortige Hof Grahlmann öffnet am Denkmalsonntag um 14 Uhr zu einer Führung.
  • In Rheda-Wiedenbrück wird derzeit ein an der Ems liegendes historisches Fachwerkhaus restauriert und für modernes, barrierefreies Wohnen umgebaut. Was da einmal gewesen ist und was da neu entstehen soll, erläutert die Architektin von 11 bis 17 Uhr.
  • Auch bei den amtlichen Denkmalschützern kann man mal vorbeischauen und sich mit ihnen austauschen: Das Westfälische Amt für Denkmalpflege beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe in Münster öffnet seine Pforten - es ist im Landeshaus (Freiherr-vom-Stein-Platz) am Sonntag von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Auch der Turm des Landeshauses kann bestiegen werden. Von dort bietet sich ein ungewohnter Panorama-Blick auf die Stadt.

Gut zu wissen

Hintergrundinformationen zu diesen und zu den anderen Zielen können über die Internetseite der Deutschen Stiftung Denkmalschutz abgerufen werden. Mit wenigen Klicks können dort alle Bau- und Bodendenkmäler eines Ortes, Kreises oder einer Region aufgelistet, sortiert und zu einem eigenen digitalen Merk- und Reisezettel zusammengefügt werden. Bei jedem Eintrag finden sich eine Beschreibung, weitergehende Informationen sowie Adressen von Ansprechpersonen.

Weitere Informationen vermittelt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Schlegelstr. 1, 53177 Bonn, Tel. (0228) 90910, www.tag-des-offenen-denkmals.de.