100 Jahre Bodendenkmalpflege

Abenteuer Archäologie: Schätze aus dem Boden Westfalens

Goldmünzen, Ritterschwerter und eine versunkene Burg zählen zu den hochkarätigsten Funden der Archäologie In Westfalen. Seit einem Jahrhundert gibt es sie. Eine Online-Ausstellung und ein Buch ziehen Bilanz.

Der Hügel in der Feldmark zwischen Calenberg und Warburg (Kreis Höxter) fiel Anwohnern und Wanderern nicht weiter auf. Laien sahen in ihm kaum mehr als – einen Hügel. Fachleute vermuteten, dass unter Mutterboden und Geröll eine Motte liegen könnte, eine kleine mittelalterliche Befestigungsan­lage.

Um so größer war allseits die Überraschung, als die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) dort 2010 zu graben begannen. Denn ans Tages­licht beförderten sie eine Burganlage aus dem Mittelalter. Und mehr noch: Die Burg ist ­konstruiert als Achteck! Das hatte ­niemand erwartet – so etwas gibt es in Europa nur an einer Handvoll Orten.

Schatzfund der Superlative: 2 kg Gold- und Silbermünzen aus römischer Zeit wurden 1907 in Dortmund entdeckt. (Bildquelle: Brentführer / LWL)

Waffen, Münzen, Schmuck

Die 28 m breite, im Achteck gebaute Holsterburg ist seit Kurzem für Besucher frei zugänglich. Sie zählt zu den jüngsten und bedeutendsten Entdeckungen der Archäologie in Westfalen, die in diesen Tagen auf ein besonderes Jubiläum zurückblickt: Seit 100 Jahren gibt es im Land die amtliche Bodendenkmalpflege, getragen und organisiert im westfälischen Landesteil vom LWL. In dessen Museum für Archäologie in Herne wurde das Jahrhundert­jubiläum kürzlich mit einem offiziellen Festakt gewürdigt.

Außerdem zieht die LWL-Archäologie in einem Bildband „100 Jahre – 100 Funde“ Bilanz und stellt die schönsten und bedeutendsten Funde aus der Region vor: Römische Waffen und Münzen, Goldringe der Germanen, Kreuzfibeln der ersten Christen, Glaskelche aus wohlhabenden Bürgerfamilien.

Hundert ausgewählte, europaweit besonders herausragende Fundstücke der westfälischen Archäologie werden zum Jubiläum auch in einer digitalen Schatzkammer gezeigt. Sie ist über das Internet zugänglich. Die Funde werden dort in tiefenscharfen Fotografien und teils als 3-D-Objekte gezeigt und ausführlich erläutert.

Graben im Grauen 1945

Der Bogen reicht vom Faustkeil der Altsteinzeit, gefunden bei Bad Salzuflen, bis zur Kunststofftaschenlampe „Fulton MX 991/U“, die ein US-Soldat in den 1950er-­Jahren in der Feldflur von Borgentreich-Bühne verloren hat. Auch die jüngere und jüngste Vergangenheit wird also archäologisch erkundet. Das zeigen auch die aufschlussreichen Grabungen westfälischer Archäologen bei Warstein. Dort konnten sie den Ablauf der letzten Kriegstage 1945 klären und Details zu lange vertuschten Massen­erschießungen an mehr als 200 russischen und polnischen Kriegsgefangenen ermitteln.

Der Titel des Begleitbuches: 100 Jahre – 100 Funde. Das Jubiläum der amtlichen Bodendenkmalpflege in Westfalen-Lippe. 280 Seiten, 2020 Farbabbildungen. Verlag Philipp von Zabern Darmstadt, ISBN 978-3-8053-5270-3, 39 €.

Hier geht es zur Online-Sonderausstellung zum Jubiläum:100jahre100funde.lwl.org.

www.lwl-archaeologie.de

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