Ausflugsziel in Westfalen

50 Jahre Freilichtmuseum Detmold: Feiere schön, altes Haus

1971 wurde das Westfälische Freilichtmuseum in Detmold eröffnet, das heute zu den größten in Europa zählt. Mit Corona-Verzögerung wird nun „Juhubiläum“ gefeiert.

Eine Torte, eine Girlande und ein Luftballon mit der Zahl „50“ zieren das diesjährige Jahresprogramm des Freilichtmuseums in Detmold. Und das hat seinen Grund, denn es feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag: Am 7. Juli 1971 hat das „Westfälische Freilichtmuseum bäuerlicher Kulturdenkmale“, wie es damals hieß, erstmals seine Pforten geöffnet.

Wenn Corona es zulässt, soll der besondere Geburtstag mit einem Sommerfest am 7. Juli gefeiert werden. Außerdem hat das Team um den Museumsleiter Jan Carstensen einen besonders reichhaltigen Veranstaltungskalender vorbereitet – und eine Sonderausstellung, die fit hält: 50 Stationen sind Corona­konform auf dem gesamten, rund 90 ha umfassenden Gelände verteilt. Wer die Stationen abläuft, findet dort „Spannendes, Neues und sonst Verborgenes“, wie es im Kalender zum „Juhubiläum“ heißt.

Höfe, Kotten, Heuerhaus

Als vor 50 Jahren erstmals die Tore öffneten, bekamen die Besucher gut 25 Gebäude aus der Zeit um 1800 zu sehen. Es waren rekonstruierte Hofanlagen aus dem Osnabrücker Land, dem Münsterland und dem Mindener Raum, hinzu kamen ein Kötter- und ein Heuerhaus.

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe als Träger hatte die ­Macher damals beauftragt, im ­Museum die vom Untergang bedrohte ländlich-bäuerliche Baukultur Westfalens für die Nachwelt zu erforschen und zu bewahren.

Dieser Auftrag hat sich längst geändert. Das „Westfälische Landesmuseum für Alltagskultur“, wie es heute im Untertitel heißt, hat in den zurückliegenden Jahren Sonderausstellungen zum Wohnen, zur Jugendkultur, zur Minderheit der Russlanddeutschen oder zum Thema „Liebe“ gezeigt.

Vielfalt ländlichen Bauens

Heute stehen mehr als 100 historische Gebäude im Freilichtmuseum. Zur repräsentativen bäuerlichen Baukultur haben sich längst auch andere Gebäudetypen gesellt: Ein Pfarrhaus etwa, ein Fotoatelier, eine Kapellenschule oder sogar ­eine Tankstelle aus dem Siegerland der 1950er-Jahre.

Diese Zeit wird auch ein weiteres Gebäude, das aus Burgholding­hausen im Siegerland stammende „Haus Stöcker“ spiegeln – inklusive Nierentisch-Einrichtung und Geräten wie Röhrenfernseher oder vollautomatische Waschmaschine. Das Haus wird im Sommer eröffnet.

Bei der Restaurierung des Hauses Stöcker erlebte das Team um Museumsdirektor Jan Carstensen eine besondere Überraschung: Im Gebäude, 1797 von einem Mann namens Benjamin Moses errichtet, wurden Spuren seines jüdischen Erbauers entdeckt – „es ist damit der erste nachweisbare jüdische Hausbau im damaligen Kreis Siegen“, erläutert Carstensen.

Vor Jahren bereits wurde im Paderborner Dorf des Museums das Haus einer Landjudenfamilie errichtet. Es erinnert an deren ländlichen Alltag, an ihre Ausgrenzung und Ermordung im Kriegsjahr 1942 – Detmold war eines der ersten Freilichtmuseen in Deutschland, das sich der Landjuden erinnert und ihre Verfolgung in der ­NS-Zeit erforscht hat.

Neben der Eröffnung des Hauses Stöcker stehen noch weitere besondere Veranstaltungen im neuen Jahresprogramm des Freilichtmuseums. Hier eine Auswahl:

  • 13. Juni: Aktionstag Schafschur – mit Angeboten zu Wolle, Schafhaltung und Landschaftspflege.
  • 20. Juni: Der „Geflügelzucht­verein Detmold und Umgebung von 1894“ lädt zum Hähnewettkrähen, mit Informationen zur Hühnerhaltung und Geflügelzucht.
  • 7. Juli: „Juhubiläumstag“ – ­großes öffentliches Fest zum 50. Geburtstag des Freilichtmuseums mit buntem Programm.
  • 25. Juli: Oldtimer-Traktorentreffen, veranstaltet von und mit den „Alt-Traktoren- und Nutzfahrzeugfreunden Fürstenthum Lippe“.
  • 4. und 5. September: Freilicht-Genuss – mit Ausstellern kulina­rischer und regionaler Produkte, Pflanzen und Kunsthandwerk.
  • 10. Oktober: Detmolder Residenzschau – alte Haushuhnrassen und andere Geflügelarten zeigt der „Geflügelzuchtverein Detmold und Umgebung von 1894“.

Sensen, Flechten, Lesungen

Von April bis Oktober gibt es außerdem viele praktische Kurse und Angebote für alle Interessen- und Altersgruppen. Das Mähen mit der Sense kann ebenso erlernt werden wie das Flechten mit Weidenzweigen. Es gibt Fortbildungsveranstaltungen zur Denkmalpflege und zur Vogelkunde, zum Flachsanbau und zur Leinenherstellung, während sich Freunde der Literatur auf Dorfgeschichten freuen können.

„Zwei Lesungen der besonderen Art“ verspricht das Jahresprogramm, ohne zu verraten, wer und was genau sich dahinter verbirgt. So viel Spannung muss sein – auch wenn man 50 wird.

Hier geht’s lang
Das Freilichtmuseum Detmold (Krummes Haus, 32760 Detmold) ist bis zum 31. Oktober ­geöffnet: dienstags bis sonntags und an allen Feiertagen jeweils von 9 bis 18 Uhr.
Der Eintritt ­kostet für Erwachsene 8 €, ermäßigt 4 €, für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist der ­Eintritt frei.
Zum Schutz der Museumsmitarbeiter und der Besucher sind die üblichen Corona-Hygiene- und Abstandsmaßnahmen einzuhalten. Über die jeweils aktuell geltenden Regelungen und eventuelle kurzfristige Änderungen informiert die Internetseite des Museums.
Alle weiteren Informationen unter Tel. (0  52  31) 70  61  04,www.freilichtmuseum-­detmold.de.

Am Dienstag, 2. April, startet das Detmolder Freilichtmuseum in seiner neue Saison: „Vergiss die #liebe nicht“ lautet das Motto des Themenjahres.

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