Museum in Winterswijk erinnert an Frühwerk des weltberühmten Künstlers

Als Mondrian Kühe malte

Piet Mondrian gehört zu den Begründern der abstrakten Malerei. Sein Geburtstag jährt sich gerade zum 150. Mal. In Winterswijk lässt sich entdecken, dass er als junger Mann bäuerliche Motive malte.

Hunderte Gemälde hat Piet Mondrian hinterlassen, als er 1944 starb. Berühmt ist er heute vor allem für seine Bilder mit schwarzem Gitternetz auf weißem Grund und nur wenigen Farbflächen in Rot, Blau und Gelb. Diese markanten Muster schmücken heute auch Massenware. Sie sind auf Teppichen und Kleidung, auf Hauswänden und sogar Fritten­tüten zu finden. Mondrians langer Weg zur Abstraktion begann allerdings mit Kühen, Bauernhöfen und Landschaftsbildern.

Mit Bildern wie dieser „Komposition mit Rot, Gelb, Blau und Schwarz“ ging Mondrian in die Kunstgeschichte ein. (Bildquelle: Kunstmuseum Den Haag)

Eine Villa für die Kunst

Entdecken lässt sich das Frühwerk des Künstlers, der vor 150 Jahren geboren wurde, in Winterswijk. Dort, im Osten der Provinz Gelderland und unweit der deutschen Grenze, verbrachte der Maler seine Jugendjahre.

Seit 2013 ist das einstige Wohnhaus der Familie ein Museum, die „Villa Mondriaan“. Das ist auch die eigent­lich korrekte Schreibweise des Familiennamens. Das zweite „a“ legte Mondrian erst ab, nachdem er Ende 1911 nach Paris gezogen war.

Das Museum ist in zwei Gebäuden untergebracht, die heute verbunden sind. Im weißen Haus links verbrachte Piet Mondrian seine Jugend. (Bildquelle: Luuk Kramer)

Leihgaben aus Den Haag

Das Museum, zu dem auch das Nachbargebäude gehört, zeigt Bilder, die der Künstler als junger Mann malte. Neben Werken aus dem eigenen Fundus sind darunter Leihgaben aus dem Kunstmuseum in Den Haag. Es besitzt die größte Mondrian-Sammlung weltweit.

Der Maler war das zweite von fünf Kindern eines Lehrers. Als er acht Jahre alt war, zog die Familie aus dem 120 km entfernten Amersfoort nach Winterswijk. Der Vater wurde Schulleiter. Der junge Piet zeichnete und malte. Mit dem Fahrrad erkundete der Heranwachsende die Umgebung. Mit Bleistift, Kohle und Pinsel hielt er vieles fest, was er sah: den Blick auf die nahe Jakobuskirche, Kühe auf der Weide oder die Diele eines Bauernhauses im Achterhoek. Vieles ging ihm leicht von der Hand, nur Menschen zu zeichnen, das fiel ihm schwer.

Dieses Bild heißt "Bauerinterieur mit Feuerstelle im Achterhoek" und ist die jüngste Dauerleihgabe, die das Museum erhalten hat. Piet Mondrian malte es zwischen 1890 und 1892. (Bildquelle: Villa Mondriaan)

Auf nach Amsterdam

Nach einer Ausbildung zum Zeichenlehrer studierte er in Amsterdam Bildende Kunst und bezog dort sein erstes Atelier. 1911 siedelte er nach Paris über und blieb dort mit Unterbrechungen bis 1938.

Picasso wurde zu einem seiner Vorbilder und Mondri­ans Stil zusehends abstrakter. Den Nationalsozialisten galt seine Kunst als „entartet“. Als sich der Zweite Weltkrieg immer mehr abzeichnete, zog der Maler 1938 nach London, 1940 emigrierte er in die USA.

Der Künstler, hier im Alter von 63 Jahren, starb 1944 in seiner Wahlheimat New York. (Bildquelle: Sammlung RKD)

Der Mensch Mondrian

Wer das Museum in Winterswijk besucht, kann über Filme und Foto­grafien auch dem Menschen Mondrian näherkommen, der gerne in Künstlerkreisen unterwegs war. Die Jugend ist in der Villa Mondriaan in vielen Facetten präsent. Die neue Direktorin ist gerade 25 Jahre alt und das Museum bietet jungen Künstlern Raum. Gerade hat Louise te Poele, die aus der Region stammt, einen Raum in eine Installation mit zahllosen Spiegeln verwandelt.

„Die Realität ist manchmal ein unlösbares Rätsel“, sagt sie. So ging es auch Mondrian. Bis zu seinem Tod blieb er ein Künstler auf der Suche, der seinen Stil immer weiter wandelte.

Da geht’s lang
Das Museum Villa Mondriaan in Winterswijk erzählt die Geschichte des jungen Piet Mondrian. Das zweite „a“ in seinem Nachnamen strich er nach seinem Umzug nach Paris.
Anfahrt: Das Museum liegt am Zonnebrink 4 am Rande der sehenswerten Innenstadt von Winterswijk. Kostenlos parken können Besucher an der „Laan van Hilbelink“. Winterswijk mit seinen knapp 30 000 Einwohnern ist Teil der Region Achterhoek und gehört zur Provinz Gelderland. Von Südlohn-Oeding im Kreis Borken sind es nur 8 km. Auch Vreden, Rhede und Bocholt sind Nachbarorte.
Öffnungszeiten: Aktuell ist das ­Museum donnerstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Ab März sind die Türen auch dienstags und mittwochs offen.
Preise: Der Eintritt kostet für Erwachsene 12 €, für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren ist er frei. Kostenlos nutzen können Besucher eine Audiotour. Für Kinder gibt es eine eigene Version.
Angeschlossen ist ein kleines Café namens „Bijzonder Gewoon“. Auf Deutsch heißt das „Besonders normal“. Mitarbeiter mit einer Behinderung können hier ihr gastronomisches Talent weiterentwickeln.
Mondrian-Radtour: Während seiner Jugend in Winterswijk fuhr Piet Mondrian häufig mit dem Rad aufs Land. Auf seinen Spuren ist eine knapp 50 km lange Radroute unterwegs. Wer durch 15 Bilderrahmen entlang des Weges blickt, kann Zeichnungen und Gemälde Mondri­ans mit heutigen Landschaften und Stadtbildern vergleichen. Die Unterlagen zur Tour gibt es für 3 € im Museumsshop oder beim VVV Winterswijk, der örtlichen Touristinfo am Mevrouw Kuipers-Rietbergplein.

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