500 Jahre, 95 Thesen, eine Landschaft

Rund um das Jubiläum „500 Jahre Reformation“ finden in Westfalen viele Veranstaltungen und Ausstellungen statt.

Mit einem Staatsakt wird am Dienstag, 31. Oktober, in der Schlosskirche in Wittenberg des Beginns der Reformation vor 500 Jahren gedacht. Doch auch hierzulande in Westfalen wird das Jubiläum vielerorts gefeiert. Die Evangelische Kirche in Westfalen begeht den Jubiläumstag, der einmalig ein bundesweiter Feiertag ist, mit einem Festgottesdienst in der Wiesenkirche in Soest.

Während dort nur geladene Gäste aus Kirchen, Politik und Gesellschaft teilnehmen können, sind am selben Tag alle Inte­ressierten nach Bielefeld zu einem „Open-Air“-Reformationsfest von 14 bis 17 Uhr rund um die Neustädter Marienkirche eingeladen.

Am Abend werden von 19 bis 24 Uhr rund 50 Kirchtürme und Kirchen im Ruhrgebiet „erleuchtet“ – Worte, Zeichen und Thesen werden in Lichtprojektionen erstrahlen und die beteiligten 50 evangelischen und katholischen Kirchen in Lichtkunstobjekte verwandeln. In den beteiligten Gemeinden finden Konzerte, Lesungen, Gottesdienste und andere Aktionen statt. Außerdem finden zum Thema „500 Jahre Reformation“ viele Ausstellungen statt, die sich mit der Geschichte und Kultur der Reformation in Westfalen und ihren Folgen befassen.

Detmold – Lemgo – Brake

„500 Jahre, 95 Thesen, 3 Museen“ – unter diesem Motto widmen sich derzeit und noch bis zum 7. Januar 2018 gleich drei Ausstellungen in Lippe der Reformation und ihren vielfältigen Folgen. Die Schau im Landesmuseum in Detmold beleuchtet das Geschehen vor 500 Jahren in Lippe. Das Weserrenaissance-Museum in Lemgo-Brake blickt unter der Überschrift „Mach’s Maul auf“ auf die Reformation im Weserraum. Gezeigt werden Gemälde, Skulpturen, Bilder, Bücher und Flugblätter, die einen Eindruck davon vermitteln, dass sich der neue Glaube ohne die damals neuen Medien kaum so schnell hätte entfalten können. In Lemgo schließlich widmet sich eine Ausstellung einer Besonderheit, die es sonst nirgendwo gibt: In der Lippischen Landeskirche leben Lutheraner und Reformierte zwar unter einem Dach, aber nicht „uniert“, sondern durchaus eigenständig. Wie es dazu kam und was das heute bedeutet, zeichnet eine Ausstellung im „Hexenbürgermeisterhaus“ nach.

Geöffnet: Das Lippische Landesmuseum in Detmold und das Weserrenaissance-Museum im Schloss Brake bei Lemgo sind jeweils dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr sowie samstags, sonn- und feiertags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. – Das Hexenbürgermeisterhaus in Lemgo ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
Eintritt (Kombikarte für Detmold und Brake): 9 €, Familien 18 €. In Lemgo ist der Eintritt frei.
Informationen: Tel. (0 52 31) 9 92 50.
www.lippisches-landesmuseum.de
www.hexenbuergermeisterhaus.de
www.museum-schloss-brake.de

Routen der Reformation
Auch in Westfalen hat Luther mit seinen Thesen und Schriften vieles verändert. Aber was genau? Und wie ging das vor sich? Was bedeutet eigentlich „Reformation“?
Einen guten Überblick bietet eine Internetseite zum Thema, die vom universitätsnahen Institut für vergleichende Städtegeschichte in Münster erstellt wurde, unterstützt von der Kulturstiftung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe.
Präsentiert werden historische und aktuelle Hintergründe sowie „Routen der Reformation“ durch Westfalen. Nutzer finden überdies Karten, ein Lexikon sowie einen Überblick zu aktuellen Veranstaltungen.
www.reformation-in-westfalen.de

Essen

Am Dienstag, 31. Oktober, bietet sich die letzte Möglichkeit, die seit Mai laufende Ausstellung zur Reformation im Ruhrmuseum zu besuchen. Sie trägt den Titel „Der geteilte Himmel – Reformation und religiöse Vielfalt an Rhein und Ruhr“.
Geöffnet: täglich 10 bis 18 Uhr.
Eintritt: Erwachsene 7 €, ermäßigt 5 €.
Informationen: Tel. (02 01) 24 68 14 44.
www.ruhrmuseum.de

Lichtenau-Dalheim

Noch bis zum 12. November ist im Klostermuseum Dalheim die Sonderausstellung „Luther 1917 bis heute“ zu sehen. Sie blickt nur kurz in die Geschichte der Reformation und interessiert sich vor allem für das Bild des Reformators im 20. Jahrhundert in Deutschland. Am Reformationstag, 31. Oktober, gibt es kostenlose Führungen, eine Druckwerkstatt für Kinder und Erwachsene sowie ein öffentliches Gespräch mit dem Hammer Künstler Otmar Alt über „Luthers Bibel“.
Geöffnet: dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr.
Eintritt: Erwachsene 9 €, ermäßigt 4,50 €, Kinder und Jugendliche frei.
Informationen: Tel. (0 52 92) 931 92 25.
www.kloster-dalheim.de

Münster

Das Stadtmuseum in Münster zeigt eine Sonderausstellung über „Die Macht des Wassers – Taufen in der Reformation“.
Dieses Sakrament sorgte nicht nur für Konflikte zwischen dem Reformator Luther und der katholischen Kirche, sondern mehr noch: Es ließ vor 500 Jahren eine sektenähnliche Gruppierung entstehen, die die Kindtaufe rundheraus ablehnte und für die Erwachsenentaufe eintrat. In Münster gelangte dieser radikale Flügel der Reformation, die Täufer, für zwei Jahre an die Macht. Warum ausgerechnet die Taufe so verheerende Konflikte auslöste, dass am Ende in Münster statt Wasser viel Blut floss, versucht die Ausstellung zu beantworten.
Geöffnet: bis zum 14. Januar 2018 dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, samstags, sonn- und feiertags 11 bis 18 Uhr.
Eintritt: frei.
Informationen: Tel. (02 51) 4 92 45 03.
www.stadtmuseum-muenster.de

Text: Gisbert Strotdrees