Die Kraft der Jahrtausende hat an vielen Orten Sand zu Stein gepresst. In der Werkstatt von Martin und Michael Resing braucht es nur wenige Stunden bis aus Sand und weiteren Zutaten Fensterbänke, Blumentöpfe oder Treppenstufen geworden sind. Auf ihrem kleinen Hof in Vreden im Kreis Borken produzieren die Resings Kunststein.
Mit Sand und Zement
Fast jeden Morgen füllen sie in einen kleinen motorgetriebenen Zwangsmischer als Hauptzutat Rheinsand der Körnung 0–2 mm. Dazu kommen Zement, chemische Betonzusätze, die Härte und Fließfähigkeit beeinflussen, und je nach gewünschter Färbung farbige Sande oder schwarze Betonfarbe in Pulverform. „Die Mischung hat sich bestimmt fünf Mal geändert“, sagt Martin Resing. Als sein Vater vor rund 40 Jahren mit dem Gießen von Blumentöpfen begann, mischte er noch Torf in den Beton. Dadurch setzten die Töpfe schneller Patina an. Der aktuellen Mischung hat ein Sachverständiger die für den Bau nötige Festigkeit bescheinigt. Der Kunststein ist deutlich härter und damit auch witterungsbeständiger als die meisten Sandsteine.
Um 7 Uhr befüllen die Resings ihre Formen. Die sind aus Edelstahl, Kunststoff oder Holz selbst gebaut. Für Sonderwünsche machen sie Sonderformen. Bei fast allen Bauteilen werden verzinkte Matten oder Stangen, neuerdings auch Carbonmatten, eingearbeitet. Das sorgt für die nötige Stabilität.
Haupt- und Nebenjob
Martin Resing ist gelernter Landwirt und Landmaschinenmechaniker. Heute arbeitet er in Teilzeit als Hausmeister bei der Stadt Vreden. Lange stand der 56-Jährige vor der Arbeit fast immer in der Werkstatt. Seit einem Jahr startet er morgens etwas entspannter in den Tag. Sohn Michael arbeitet nur noch einmal pro Woche als Landmaschinenmechaniker, ansonsten in der heimischen Werkstatt.
Nach etwa drei Stunden befreit der 22-Jährige Fensterbänke und Co. von den Schalungen. Jetzt beginnt die Handarbeit. Mit selbst gebauten Lehren aus Metall verpasst er eckig gegossenen Fensterbänken ein rundes Profil. Abdeckungen für Säulen bekommen von Hand ihre pyramidenähnliche Form.
Die Produktion braucht viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Der Stein darf nicht zu schnell trocknen, sonst entstehen Risse. Mit dem Daumen testet Michael Resing, wann er sich am besten bearbeiten lässt. Wartet er zu lange, bricht schnell ein Stück heraus, wenn er Klinge oder Lehre ansetzt. Die Resings bringen ihre Produkte deshalb meist im feuchten Zustand in Form. Ausnahmen sind die Tropfkanten, die sie mit der Flex auf der Unterseite der Fensterbänke einschneiden, und Schriften. Hausname, das Erbauungsjahr oder eine Hausnummer können sie mit einer CNC-Fräse einarbeiten.
Vor- und Nachteile
Die Bearbeitung macht echten Sandstein teuer. Je aufwendiger die gewünschten Rundungen und Profilierungen, desto größer sind die Preisunterschiede zum Kunststein. Die Resings schätzen, dass schlichte Fensterbänke aus Sandstein, in Deutschland bearbeitet, etwa doppelt so teuer wie ihre Produkte sind. Eine 4 cm dicke Fensterbank gibt es bei ihnen ab 43 €/m.
Nur schwer nachzuahmen ist das Farbspiel echten Sandsteins. Dafür ist der Kunststein beständiger als die meisten Sandsteine. Wer nicht zu viel Patina will, sollte imprägnieren. Martin Resing empfiehlt, das Mittel an einer verdeckten Stelle zu testen. Reinigen lässt sich der Kunststein mit verdünnt aufgetragenem Algenentferner.