Ist die Gebäudehülle dicht?

Ein gut gedämmtes Haus spart nur Geld, wenn nicht Luft unkontrolliert entweicht. Solche Lecks deckt der Blower Door Test auf.

Wer sein Haus dämmt, will Energie und Geld sparen. Doch eine Dämmung funktioniert nur richtig, wenn nicht Luft unkontrolliert aus der Gebäudehülle entweicht. Solche Lecks deckt der sogenannte Blower Door Test auf.

Die beste Dämmung nützt Hausbesitzern nichts, wenn es an allen Ecken und Enden zieht. Selbst kleine undichte Stellen, beispielsweise am Fenster, können starke Wärmeverluste zur Folge haben – das kostet unnötig Geld. Ob Ihr neu gebautes oder saniertes Haus dicht ist, erfahren Sie mithilfe eines sogenannten Blower Door Tests. Was sich hinter diesem Begriff verbirgt, wie er verläuft und was er kostet, erfahren Sie im folgenden Text.

Warum den Test machen?

„Der Blower Door Test ist wichtig, um die Dichtigkeit der Gebäudehülle zu überprüfen. Es geht da­rum, Mängel aufzuspüren und zu protokollieren, die noch zu beseitigen sind“, erklärt Michael Kurzhals vom Planungsbüro Entech. Denn ist etwa die Dämmung und die dahinter liegende Dampfbremse nicht fachgerecht angebracht, besteht die Gefahr, dass sich erst Tauwasser bildet und sich daraus Schimmelpilze entwickeln. Deshalb empfehlen Experten, den Test zweimal durchführen zu lassen:

  • Während der Bauphase hilft der Blower Door Test, noch nicht richtig angeschlossene Bauteile oder Leckagen zu finden. So können diese Fehler vom ausführenden Unternehmen beseitigt werden, bevor das Haus fertiggestellt und bezogen wird.
  • Eine Wiederholung der Untersuchung empfiehlt sich nach Fertigstellung der Maßnahmen. Denn bei der Bauabnahme können nur sichtbare Fehler beanstandet werden.

Was bedeutet luftdicht?

Problemstellen:
Leckagen finden Experten häufig bei Anschlüssen, darunter etwa:
- Rohr- und Kabeldurch-führungen durch die Luftdichtigkeitsschicht, beispielsweise für technische Installationen,
- Anbauten und Erkern,
- Fenster- und Außentür-laibungen,
- Dachflächenfenstern und Gauben,
- Bodenluken,
- Fugen im Mauerwerk.

Der Blower Door Test, oder auch Differenzdruck-Messverfahren, ist ein seit Jahren bewährtes Verfahren zur Dichtigkeitsmessung von Gebäuden. Spricht man von einem luftdichten Haus, heißt das nicht: Das Haus ist hermetisch von der Umgebung abgeschlossen, sondern die Vermeidung ungewollter Leckagen (Undichtigkeiten) in der Gebäudehülle.

Eine Möglichkeit um bei einem Haus Luftdichtigkeit zu erzeugen, bietet die Dampfsperre. Die Folie wird raumseitig vor der Dämmung eingebaut. In der Fläche gibt es dabei selten Probleme. Es sind vielmehr die Anschlusspunkte, die sorgfältig ausgeführt werden müssen, etwa wenn ein Fenster in die Außenwand eingelassen wird. Die luftdichte Verbindung gelingt zum Beispiel mit Spezialklebeband.

Sind diese Verbindungen nicht sorgfältig ausgeführt, entsteht ein unkontrollierter Luftwechsel, mit der Folge, dass zu viel Frischluft ins Gebäudeinnere gelangt und Wärme verloren geht. Deshalb besteht ein sinnvolles energetisches Konzept aus guter Wärmedämmung und einer luftdichten Gebäudehülle.

Um solche Leckagen in der Hülle feststellen zu können, müssen die Experten die sogenannte Luftwechselrate ermitteln. Den Wert erhalten sie, wenn die Druckdifferenz ins Verhältnis zu dem Gebäudevolumen gesetzt wird. Liegt die Rate nicht höher als dreimal pro Stunde, sprechen Experten von einer luftdichten Gebäudehülle. Bei einem Haus mit Lüftungsanlage ist laut Energieeinsparverordnung (EnEV) ein anderer Wert vorgeschrieben: Der Luftwechsel darf maximal 1,5/Stunde betragen und bei einem Passivhaus sogar nur 0,6/Stunde.
Doch wie stellt der Fachmann die Luftwechselrate bzw. Undichtigkeiten im Haus fest?

Testverlauf

Bei dem Test wird zwischen dem Innenvolumen eines Gebäudes und der äußeren Umgebung ein Druckunterschied (Differenzdruck) aufgebaut. Mithilfe eines Ventilators wird im ersten Testverlauf Unterdruck und in einem zweiten Überdruck aufgebaut. Ist die Gebäudehülle luftdicht, bleibt der Druck konstant. Gibt es dagegen undichte Stellen im Gebäude, kommt es zu Druckschwankungen, die im Rahmen des Tests aufgezeichnet werden.

Für den Test setzt der Prüfer einen Messrahmen mit einem Ventilator in die Außentür oder in ein Fenster luftdicht ein. „Um eine Druckveränderung im Haus messen zu können, müssen alle Fenster im Gebäude geschlossen und die Innentüren weit geöffnet sein“, erklärt der Fachmann. Während der Messung können die Bewohner im Haus bleiben, denn die entstehende Druckveränderung ist für Menschen nicht zu spüren.

Michael Kurzhals führt Messreihen mit Unter- und Überdruck durch. Dies soll etwa das Verhalten des Hauses bei Windstärke 5 testen. Gleichzeitig geht der Fachmann während der Messung auch durch das Gebäude, um offensichtliche Schwachstellen, beispielsweise am Fenster, direkt zuordnen zu können. „Allerdings sind nicht alle Undichtigkeiten direkt auffindbar“, erläutert Michael Kurzhals. Um diese aufzuspüren, können noch weitere, aufwendigere Verfahren durchgeführt werden, etwa eine Thermografie-Aufnahme oder der Einsatz einer Nebelmaschine.

Nur selten vorgeschrieben

  • Es gibt weder für Passivhäuser, neu gebaute Effizienzhäuser noch für sanierte Häuser eine gesetzlich vorgeschriebene Nachweispflicht des Blower Door Tests.

  • Häufig wird der Nachweis von bestimmten Instituten verlangt. Wer beispielsweise einen Förderkredit von der KfW-Bank erhält, muss in aller Regel auch einen Luftdichtigkeitsnachweis erbringen.

  • Den Blower Door Test können Bauherren, Planer, Trockenbauer, Banken (wie die KfW-Bank) oder Institute, die das Gebäude gefördert haben (regionale Fördermittel), in Auftrag geben.


Die Kosten für den Test richten sich nach der Größe des Hauses. Für ein Einfamilienhaus mit rund 150 m2 Wohnfläche muss der Auftraggeber um die 400 € zahlen.

Durch den Blower Door Test kann sich der Hausbesitzer sicher sein, dass keine schwerwiegenden Mängel bei der Luftdichtigkeit des Hauses vorliegen und er in Zukunft Energie und damit auch bares Geld einspart. Auch wenn der Test nicht verbindlich vorgeschrieben ist, lohnt sich die Überprüfung. np