Fachwissen rund ums Fachwerk

Vermittlung zwischen Wissenschaft und Praxis: Das ist der Auftrag von Anna Pier-Eiling und ihren Kollegen. Die Architektin koordiniert das Fachwerk-Kompetenzzentrum in Münster. Aus der historischen Hofanlage Haus Kump hat die Handwerkskammer eine Anlaufstelle für Architekten und Gutachter, Denkmalpfleger und Handwerker gemacht. Auch Eigentümer können sich Anregungen holen.

Das gilt vor allem für die Auswahl geeigneter Baumaterialien und den Wand- und Dachaufbau bei der Dämmung. Dazu gibt es im historischen Speicher eine Ausstellung. Zusätzlich betreibt das Zentrum in Kooperation mit dem Fraunhofer Institut für Bauphysik selbst Forschungen, in erster Linie Tests an den eigenen Gebäuden. Diese sind zwischen 2011 und 2013 nach den neuesten Erkenntnissen saniert worden. Jetzt wird gemessen, wie verschiedene Dämmstoffe auf Wind und Wetter reagieren und wie sich die Feuchtigkeit zwischen Wand und Dämmschicht entwickelt. Bald sollen sich die Ergebnisse im Internet verfolgen lassen.

Kontakt
Das Fachwerk-Kompetenzzentrum, Mecklenbecker Straße 252 in Münster, richtet sich in erster Linie an Baufachleute. Es nutzt den historischen Speicher mit der Ausstellung zu verschiedenen Baumaterialien und Dämmmethoden vor allem für Fortbildungen. Auf Anfrage öffnet das Team ihn auch für interessierte Besucher. Diese sollten möglichst unter der Woche vorbeikommen und vorab unter Tel. (02 51) 705- 13 26 einen Termin vereinbaren.

Typische Schwachstellen

„Ein Fachwerkhaus hat viele knifflige Punkte“, sagt Anna Pier-Eiling. Dazu zählen insbesondere:

  • Schimmelbildung zwischen Außenwand und Innendämmung, weil die Materialien nicht mit der Feuchtigkeit umgehen können.

  • Fuß- oder Grundschwellen, die bis in die Erde reichen. Sie neigen dann zum „Weggammeln“. An der Remise von Haus Kump wurde das Erdreich abgetragen, ein neuer Sockel aufgemauert und die Schwel- le an etwas höherer Position erneuert eingesetzt.

  • Holzbalkenköpfe, die im Mauerwerk aufliegen. Sie leiden vor allem unter Schlagregen. Auch nach einer Innendämmung steigt häufig der Feuchtegehalt.

  • Schädlingsbefall: Hier gilt es zunächst zu erkennen, wer sich durch das Holz gefressen hat. Dann lässt sich der Schädling bekämpfen und prüfen, ob Teile ersetzt werden müssen.

Anna Pier-Eiling empfiehlt, auch ungenutzte Fachwerkgebäude regelmäßig einer Inspektion zu unterziehen. So lassen sich Probleme in einem frühen Stadium erkennen. „Grundsätzlich sollte man darauf achten, dass das Dach dicht und das Gebäude gut durchlüftet ist.“ Die Architektin selbst ist immer wieder beeindruckt, wie lange bei guten Bedingungen Bauten funktionieren. Auf Haus Kump gilt das zum Beispiel für den Speicher aus dem Jahr 1549. Die Balkenlage stammt noch aus der Erbauungszeit. ahe

www.hbz-muenster.de/fachwerkkompetenzzentrum

Den ausführlichen Bericht lesen Sie in der Wochenblatt-Ausgabe 34/2015 ab Seite 86.