Der Esstisch: Wo sich die Familie trifft

Der Esstisch ist mehr als ein Platz zum Essen. Hier wird gespielt, geschnackt, Papierkram erledigt und manches Glas Wein getrunken. Was macht einen guten Esstisch aus? Worauf ist beim Kauf zu achten?

Nach welchen Kriterien sollte man einen Esstisch wählen?

Lars Wilmer: Zunächst ist der persönliche Geschmack wichtig. Neben dem Material – Holz, Stein oder Glas – ist eine wichtige Frage, wie viele Personen am Tisch Platz finden sollen. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist der Platz. Oft sorgen die räumlichen Gegebenheiten schon für eine gewisse Beschränkung bei der Auswahl.

Lars Wilmer
In der Möbelmanufaktur „Herr Lars“ (www.herr-lars.com) in Steinfurt werden Massivholztische aus Eiche und anderen heimischen Hölzern gefertigt. Lars Wilmer ist Tischler, Dipl.-Ing. Holzingenieurwesen/Fachrichtung Möbelbau und erklärt im Interview, was einen guten Esstisch ausmacht und worauf man beim Kauf achten sollte.

(Bildquelle: Herr Lars Möbelmanufaktur)

Was ist hinsichtlich der Maße zu beachten?

Lars Wilmer: Üblicherweise sagt man, dass man an der langen Seite eines Tisches mit ca. 65 cm pro Person rechnen sollte, damit alle komfortabel sitzen. Bei einer Bank als Sitzgelegenheit kann es etwas weniger sein. Hinter sich sollte jede Person mindestens einen Meter Platz haben, damit hinsetzen und aufstehen bequem möglich sind.

Die vorherrschende Form bei Esstischen scheint länglich und eckig zu sein. Was ist mit runden Tischen?

Lars Wilmer: Runde Tische sind aktuell tatsächlich weniger nachgefragt – das ist zum Teil eine Modeerscheinung, in den Siebzigerjahren beispielsweise war diese Form sehr angesagt. Das Schöne an einem runden Tisch ist, dass sich alle in die Augen schauen können, was bei einer langen Tafel nicht der Fall ist. Der Nachteil bei einem großen runden Tisch ist, dass man sehr weit von seinem Gegenüber entfernt sitzt. Außerdem benötigt ein runder Tisch mehr Platz als ein eckiger.

Was ist bei der Auswahl der Tischbeine zu beachten?

Lars Wilmer: Säulentische mit einer Säule in der Mitte erlauben es, im Sitzen um den Tisch rutschen zu können, ohne dabei an Tischbeine zu stoßen. Außerdem kann ich mehr Gäste unterbringen, sofern ich schmale Stühle habe. Allerdings gibt es eine Größenbeschränkung, denn irgendwann fangen Säulentische unweigerlich an zu wackeln. Zudem ist die Säule möglicherweise dem im Weg, der in der Mitte sitzt.

Bei einem Tisch mit vier dünnen Füßen außen, z.B. aus Metall, hat jeder viel Platz, um die Füße auszustrecken. Eine weitere gute Option sind Wangentische mit zwei Stahlwangen an den äußeren Enden, wenn diese wie bei unseren Tischen recht dünn sind. Das funktioniert allerdings nur bei längeren Tischen gut, da die Wangen andernfalls zu nah am Kopfende platziert werden müssen.

Holz zuschneiden oder die Tischplatte bürsten: In der Herr Lars Möbelmanufaktur entstehen Einzelstücke in Handarbeit. (Bildquelle: Herr Lars Möbelmanufaktur)

Bank oder Stühle, was empfiehlst du am Esstisch?

Lars Wilmer: Das lässt sich pauschal nicht beantworten. Bei einer großen Familie mit vier Kindern ist eine Bank praktisch, weil man von der Personenanzahl flexibel ist. Bei einem Stuhl hingegen, insbesondere einem Modell mit Armlehnen, hat man sein eigenes Reich. Häufig schrecken Kunden vor einer Bank zurück, weil man sich nicht anlehnen kann. Ich persönlich finde das nicht störend. Und gerade wenn man einen sehr schönen Tisch in einer offenen Küche hat, lässt eine Bank den Tisch besser zur Geltung kommen als Stühle, die drumherum platziert sind.

Wie pflegt man einen Holztisch?

Lars Wilmer: Am besten mit dem Pflegemittel des Herstellers, von dem auch das Öl oder Wachs der Oberflächenbehandlung stammt. Dann bleibt man sozusagen „im selben System“. Wenn man diese Information nicht hat, kann man Tische mit ganz normaler Möbelpolitur pflegen. Alles, was geölt ist, kann man aber auch einfach mit handelsüblichem Pflegeöl oder Pflegewachs nachpflegen.

Eiche – robust und voll im Trend

In seiner Tischlerei arbeitet Lars überwiegend mit Eichenholz. Die Vorzüge dieser Holzart liegen für ihn auf der Hand: „Eichenholz ist sehr hart und damit gut zu verarbeiten. Es hat in der Regel eine schöne Maserung und lässt sich hervorragend räuchern oder köhlen. Zudem ist es ein heimisches Holz, das in sehr guter Qualität in unserer Region wächst und nicht erst über Tausende Kilometer importiert werden muss. In den deutschen Wäldern wird dafür gesorgt, dass entnommene Bäume wieder ersetzt werden, sodass man Eichenholz mit gutem Gewissen verarbeiten kann. Alles Gründe, warum Eiche aktuell sehr gefragt ist.“

Wer einen Tisch aus Opas alten Eichenbrettern haben möchte, die auf dem Dachboden eingelagert waren, stößt in der Tischlerei auf offene Ohren. Aber: „Da diese Eichenbretter luft- und nicht technisch getrocknet sind, müssen Kunden damit rechnen, dass es erheblich mehr Verformungen gibt als bei einem Tisch aus technisch getrocknetem Holz“, gibt Lars einen wichtigen Hinweis.

Bekomme ich Flecken wieder aus dem Holz heraus?

Lars Wilmer: Das kommt nicht nur auf das Holz, sondern vor allem auf die Oberflächenbehandlung an. Wir benutzen grundsätzlich keine Lacke, sondern nur Öle. Viele Flecken lassen sich bei einem geölten Tisch ganz einfach abwischen. Der Faktor Zeit spielt ebenfalls eine Rolle, je schneller man reagiert, desto besser bekommt man manche Flecken entfernt. Grundsätzlich schützt eine Oberflächenbehandlung mit Öl jedoch sehr gut vor dem tiefen Eindringen von Flecken.

Falls ein Fleck doch einmal tiefer sitzt, besteht bei Massivholzmöbeln immer noch die Option, ihn durch Abschleifen zu entfernen. Unsere geköhlten (köhlen ist eine spezielle Form der Oberflächenbehandlung, bei der das Holz „angebrannt“ bzw. verkohlt wird) Tische sind – das weiß ich aus eigener Erfahrung – gegen Flecken übrigens besonders widerstandsfähig.

Wie lassen sich Schäden wie Kratzer oder Dellen beheben?

Lars Wilmer: Kleinere Kratzer kann man hochbügeln, sogar mit einem ganz normalen Bügeleisen. Bei Wasserflecken hilft meist eine neue Ölung bzw. Wachsung. Bei tiefergehenden Schäden kommt es ganz auf den Einzelfall an.

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