Altbauten fit machen

Dämmen: Hohlräume füllen

Was kann ich an meinem Altbau tun, um Energie zu sparen? Besonders effektiv sind Dämmmaßnahmen an den Außenwänden, an der obersten Geschossdecke und im Keller. Hier finden Sie wertvolle Tipps.

Über viele Jahrzehnte spielte die Dämmung beim Hausbau eine untergeordnete Rolle. Energie war günstig zu haben und auch Sparsamkeit aus Umwelt- und Klimagründen noch nicht im Fokus. Das hat sich gravierend geändert. Spätestens jetzt sind Besitzer alter Häuser auf der Suche nach Lösungen für energetische Schwachstellen.

Die Dämmung hilft nicht nur Energie zu sparen, sondern erhöht auch die Behaglichkeit im Haus und verbessert den sommerlichen Wärmeschutz.

Wer eh gerade eine Komplettsanierung plant, kann Wände neu aufbauen und sich sogar an einen Neubau­standard herantasten. Doch auch wer zügig und mit begrenztem Budget etwas tun will, hat Möglichkeiten. Hans Stumpe, Tischlermeister aus Telgte von der Firma Röwekamp & Stumpe, hat sich auf die nachträgliche Dämmung von Altbauten spezialisiert. Er erläutert, welche Maßnahmen sich für welche Bauteile eignen. Dabei betont er: „Die Dämmung hilft nicht nur Energie zu sparen, sondern erhöht auch die Behaglichkeit im Haus und verbessert den sommerlichen Wärmeschutz.“

Wände dämmen

Die Außenwände bieten die größte Möglichkeit für Wärmeverluste. Der Austausch alter Fenster bringt etwas. Schneller rechnet es sich, bestehende Hohlräume zwischen Außen- und Innenwand zu füllen. Kern- oder Mauerwerksdämmung nennen das Fachleute. Der Dämmstoff wird in der Regel eingeblasen.

Voraussetzungen: Besonders geeignet ist diese Methode für Häuser, die zwischen den 1930er- und 1960er-Jahren gebaut wurden. Vorher gab es in den meisten ­Fällen keine Luftschicht. Ab den 1970er-Jahren fingen Planer und Handwerker an, Dämmung in die Luftschicht einzubringen. Geeignet für nachträgliche Dämmmaßnahmen sind sowohl Klinker- als auch Putzbauten. Die Luftschicht sollte mindestens 4 cm dick sein, damit durch das zusätzliche Dämmmaterial keine Feuchtigkeit vom Außen- ans Innenmauerwerk transportiert wird.

Für das Einblasen müssen alle 0,60 bis 1,20 m Öffnungen gebohrt werden. Die Befüllung startet dann an den untersten Löchern. (Bildquelle: Michael Kestin)

Gibt es keine Pläne, lässt sich die Dicke der Luftschicht über kleine Bohrungen in der Fuge herausfinden. Mit einer Endoskop-Kamera können Fachleute dann gleich­zeitig prüfen, ob die Luftschicht für eine nachträgliche Dämmung geeignet ist. Sie schauen zum Beispiel, ob Bauschutt im Hohlraum liegt und ob es Anhaltspunkte für zu viel Feuchtigkeit gibt.

Wichtig ist, dass das Gebäude von unten trocken ist, sodass der Dämmstoff keine Feuchtigkeit ziehen kann. „Wenn Fugen schadhaft sind, müssen sie nach der Dämmung ausgebessert werden“, betont Hans Stumpe.

Mörtelreste in der Luftschicht oder andere Fehlstellen sind nicht optimal, aber kein grundsätzlicher Hinderungsgrund. „Das sind zwar Wärmebrücken“, sagt der Fachmann, „aber mit einer Dämmung hebe ich selbst die Qualität dieser Stellen an.“ Die Oberflächentemperatur der Innenwand steige auf jeden Fall um etwa 3 °C. Auch dicke Luftschichten, in denen eine dünne Dämmung fest verankert ist, lassen sich unter Umständen nachdämmen.

Materialien: Wichtig ist, ein Material zu wählen, das nicht hygroskopisch ist, also Feuchtigkeit nicht leitet. Hans Stumpe verwendet am liebsten eine Einblas-Glaswolle. „Das klingt nach viel Jucken und Kratzen, fühlt sich aber wie Kosmetik-Watte an“, sagt er. Ein Vorteil der Glaswolle: „Man kann auch nachträglich Durchbrüche setzen, ohne dass einem die ganze Wand leer läuft.“

Eine Alternative ist expandiertes Polystyrol (EPS). Das sind Styroporkugeln. Das Problem: „Das ­Material fließt wie Wasser“, sagt Hans Stumpe. Ist die Wand irgendwo undicht, kullern gerne Kügelchen heraus. Stumpe nutzt EPS-Kügelchen deshalb vor allem für sehr schwer zugängliche Hohlräume, die absolut dicht sind. EPS hat die Wärmeleitzahl 033, die Einblas-Glaswolle 035. Die Wärmeleitzahl gibt an, wie viel Wärme ein Stoff durchlässt (siehe Kasten unten). Je niedriger der Wert, desto besser.

Einblas-Glaswolle fühlt sich wie Watte an. Für Außenwände empfiehlt sich eine imprägnierte Variante. (Bildquelle: Michael Kestin)

Vorgehen: Zum Einbringen der Dämmung wird alle 0,60 bis 1,20 m ein Bohrloch mit 2 cm Durchmesser gesetzt. Dabei versuchen die Handwerker, in die Kreuz- oder T-Fugen zu bohren, um den Klinker nicht zu beschädigen. Von den untersten Bohrlöchern arbeiten sie sich nach oben vor. Mit Schläuchen und Düsen bringen sie den Dämmstoff ein. Gefüllt wird jeweils, bis das Material am benachbarten Loch ankommt.

Kosten: Die Preise variieren je nach Hausgröße, Material und Zugänglichkeit der Hohlräume. „Bei einem normalen Einfamilienhaus liegen wir bei einer Kerndämmung selten über 4500 €“, sagt Hans Stumpe. Zum Vergleich: Ein außen angebrachtes Wärmedämmverbundsystem kostet schnell 60 bis 100 €/m2. Bei einem Einfamilienhaus läuft das dann schnell auf 12  000 € ­hinaus. Zusätzlich verändert die Maßnahme die Optik und die Form des Hauses deutlich.

Decken und Dach

Auch an Stellen, die besser gegen eindringendes Wasser geschützt sind, gibt es häufig Hohlräume. Hans Stumpe nennt Geschossdecken, Abkastungen im Drempelbereich und das Dach. Bei Letzterem ist ein genauer Blick auf den Zustand der Pfannen und schon vorhandene Dämmung wichtig. Dann können Fachleute schauen, ob sogar eine nachträgliche Einblasdämmung möglich ist. Sie schätzen dabei auch ein, ob dabei die Regeln der Bauphysik eingehalten werden.

Materialien: In diesen Bereichen eignet sich Zellulose, Wärmeleitzahl 040. Sie nimmt im Zweifel Feuchtigkeit auf und gibt sie bei trockener Wärme wieder ab. „Hohe Rücktrocknungsfähigkeit“, nennen das die Spezialisten, Zellulose ist schwerer als EPS oder Mineralwolle, sodass es deutlich besser gegen Schall und Hitze dämmt. Eine Alternative mit ähnlichen Eigenschaften sind Holzfasern. Auch sie gibt es als Einblasdämmung. Beide Materialien sind mit Zuschlagstoffen für Brand- und Schimmelschutz ausgerüstet.

Vorgehen: Das Material wird eingeblasen. Das ist häufig bei abgekasteten Drempeln und manchmal bei Decken möglich. Kniffliger ist es in der Dachschräge. Mitunter gelingt es, eine alte Dämmung von Drempel oder Spitzboden aus heraus­zuziehen und eine Holzweich­faserplatte einzuschieben. Der entstan­dene Hohlraum zwischen Innenbeplankung und Holzweichfaserplatte kann dann mit Zellulose ausgeblasen werden. Dafür müssen dann weder das Dach noch die innere Beplankung geöffnet werden. Unterhalb der Dachlatte muss eine Belüftung bleiben.

Übrigens: Einige dieser Maßnahmen sind auch für Stallgebäude geeignet.

Steht eh gerade eine Sanierung an, lässt sich das Material auch durch Öffnungen in der Innenwand einblasen. (Bildquelle: Michael Kestin)

Platz im Rollladenkasten nutzen

Sind die Kästen ungedämmt, kann Wärme ungehindert aus dem Haus entweichen. Wer im Zuge eines Fenstertauschs neue Rollladenkästen einbaut, kann auf vorgedämmte Modelle zurückgreifen. Gleichzeitig lässt sich dann auch von hier eine mögliche Luftschicht im Mauerwerk – zumindest in den Anschlussbereichen – füllen.

Wer nachdämmen will, öffnet den Kasten und markiert, wie viel Platz der aufgerollte Rollladenpanzer noch lässt. Dann eine entsprechend dicke Dämmplatte einbringen. Wichtig sind vor allem die Flächen, die nach oben, unten und ­innen weisen. In der Regel eignen sich am besten alukaschierte Hartschaumplatten. Sie haben die Wärmeleitzahl 022. Wer vorbereitende Arbeiten oder ganze Maßnahmen selbst übernehmen will, kann sich Tipps von Fachleuten holen.

Keller besser abdichten

Die nachträgliche Dämmung der Kellerdecke von unten gibt in der Energieberatung viele Punkte. Hans Stumpe empfiehlt das, wenn die Raumhöhe ausreicht, die Decken glatt und nicht flächig mit Kabeln und Versorgungsleitungen überzogen sind. Eine schnelle Wirkung entfalte häufig der Austausch der alten Kellerfenster, sagt er. Wer einfachverglaste Modelle durch gut schließende Kunststoff-Fenster mit Doppelverglasung ersetzt, kann Energie sparen.

Im Hochsommer muss ich schauen, dass ich mir mit der warmen Luft nicht Feuchtigkeit reinhole, sondern lüfte, wenn es trocken und nicht ganz so warm ist.

Im Winter verringert diese Maßnahme den Temperaturunterschied zwischen Keller und Erdgeschoss. Allerdings müssen sich Hausbesitzer dann auch Gedanken über ein Lüftungskonzept machen. „Im Hochsommer muss ich schauen, dass ich mir mit der warmen Luft nicht Feuchtigkeit reinhole, sondern lüfte, wenn es trocken und nicht ganz so warm ist.“ Es gibt auch kleine Lüftungsanlagen mit Ventilatoren oder Abluft und Zuluft, die das übernehmen. Sie berücksichtigen neben Kellertemperatur und -feuchte auch die Bedingungen draußen.

Wie gut ist welcher Dämmstoff?
Um Wände, Decken oder Dächer zu dämmen, steht eine Vielzahl verschie­dener Materialien zur Verfügung. Auskunft über die Stärke ihrer Wärmedämmung gibt die Wärmeleitzahl.

Sie besteht aus drei Ziffern. Je niedriger der Wert, desto besser. Die drei Ziffern sind eigentlich Nachkomma­stellen. Sie beschreiben die Wärmemenge in Watt, die durch einen Baustoff bei 1 m Schichtdicke fließt, wenn der Temperaturunterschied zwischen beiden Seiten 1 °C beträgt. Hier einige beispielhafte Werte.

Einblas-Glaswolle: 035

Einblas-Polystyrol (EPS): 033

Hartschaum-Platten: 022 bis 029

Mineralwolle: 032 bis 040

Holzfaser: 040

Zellulose: 040

Hans Stumpe, Tischlermeister und Fachbau­leiter Dämm­technik aus Telgte (Bildquelle: Michael Kestin)

Heizkörpernischen schließen

Früher wurden Heizkörper häufig in Nischen gesetzt. Im schlimmsten Fall stehen hinter dem Radiator nur die Außenwand und eine dünne Heraklitplatte. Sinnvoll ist es, die Nischen mit Dämmsteinen zu schließen. Alternative ist der Einbau einer Holzkonstruktion, die mit OSB-Platten und Gipskarton verkleidet und mit Dämmung gefüllt wird. Wichtig ist bei dieser Variante, dass sie zum Innenraum luftdicht abgeklebt wird.

Lesen Sie mehr:

Neuer Online-Rechner

Wärme: Lohnt der Umstieg auf Erneuerbare?

von Andrea Hertleif

Wer seine Heizung auf erneuerbare Energie umstellen will, der kann mit dem Online-Wärmekostenrechner der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) die Treibhausgaseinsparung und die Kosten berechnen.

Sanieurng planen

Fitness für einen Altbau

von Andrea Hertleif

Wer ein Haus sanieren möchte, hat einige Fragen zu knacken. Schließlich hat sich bei Dämmung, Heizung und Geschmack viel getan. Wie Antworten aussehen können, zeigt dieses Haus aus den...

Tipps vom Experten

So werden alte Häuser fit

von Andrea Hertleif

Bei einem Wochenblatt-Webinar ging’s um die richtige Dämmung und Heizung für alte Häuser. Die Fragen an die Fachleute waren vielfältig. Hier einige Antworten und Tipps.


Mehr zu dem Thema