Hauswirtschaft ist ein Beruf mit Zukunft. Da sind sich viele Praktiker einig. Wer Verantwortung übernehmen möchte in dieser Branche, für den ist die Weiterbildung zum/r Staatlich geprüften Wirtschafter/in oder auch Meister sehr hilfreich.
Zwei Absolventinnen und eine Studierende der Wirtschafterinnenklasse am Anne-Frank-Berufskolleg in Münster berichten von ihrem Beruf und der berufsbegleitenden Weiterbildung.
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In Zukunft mehr Verantwortung übernehmen
Theresa Schulte-Hüttemeister erzählt:
"In der Wirtschafterinnenklasse bereiten die Lehrer uns Studentinnen auf eine Leitungsposition vor. Beispielsweise kochen wir nicht mehr, sondern es geht um die Organisation der Arbeiten. Wir lernen wie Arbeitsabläufe strukturiert, Speisepläne erstellt und der Einkauf gemacht wird. Die Betreuung von bestimmten Personengruppen wie Senioren, Kindern oder Personen mit Handicap haben wir immer wieder in den Blick genommen.
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Ich arbeite in der Küche der Benedektinerabtei Königsmünster in Meschede. Bei der Abtei Königsmünster handelt es sich um ein Kloster, dem mehrere Gästehäuer angeschlossen sind, in denen Gruppen oder Einzelpersonen an Seminaren teilnehmen können. Es gibt eine große Gastronomie und eine Direktvermarktung. Außerdem ist ein Gymnasium mit Mittagsverpflegung angegliedert. Folglich müssen viele verschiedene Personengruppen versorgt werden. Für jeden Bereich gibt es eigene Speisepläne.
Ich habe mich nach meiner Ausbildung in Königsmünster beworben, weil ich wusste, dass dieser Arbeitgeber mich bei meiner Meisterausbildung unterstützt. Denn zu der Weiterbildung zur staatlich geprüften Wirtschafterin und Meisterin gehört nicht nur der wöchentliche Schulbesuch, sondern auch das Umsetzen von Projekten im Betrieb. Ich habe beispielsweise die Nachhaltigkeit optimiert, indem Lebensmittelabfälle möglichst vermieden werden.
Gut aufgestellt für die Zukunft
Die Meisterprüfung habe ich gemacht, weil ich beruflich auf Dauer gern Verantwortung übernehmen möchte. Bei uns in der Küche gehen in einigen Jahren Kollegen in den Ruhestand, so dass sich Möglichkeiten bieten. Zudem bin ich als Hauswirtschaftsmeisterin beispielsweise breiter aufgestellt als ein Koch.
Ich finde beim Besuch der Wirtschafterinnenklasse die Kombination aus Fortbildung und Berufspraxis gut. Das ist zwar anstrengend und mit einer Vollzeitstelle aus meiner Sicht nicht zu vereinbaren, aber ich konnte oft das Gelernte sofort umsetzen. Darüber hinaus haben wir in der Schule so manches Mal "über den Tellerrand" des Arbeitsalltags geschaut und beispielsweise einen Unverpacktladen und eine Wäscherei besichtigt, wir haben eine Küchenplanung gemacht und die wichtigsten Küchenbegriffe auf Englisch gelernt."
Wenn einmal alle streiken würden...
Heike Kössendrup berichtet:
"Ich beobachte, dass die Hauswirtschaft ein Imageproblem hat. Viele Leute meinen, Hauswirtschaft kann jeder. Aber sie wissen nicht, was alles dahinter steckt. Wenn alle in der Hauswirtschaft Tätigen einmal streiken würden, würde auffallen, was alles Hauswirtschaft ist.
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Mein erster Berufswunsch war auch nicht Hauswirtschaft, sondern Landwirtschaft. Ich wohne auf einem Hof und mir gefiel die Arbeit draußen. Ich habe aber auch immer viel meiner Mutter in unserem Zehn-Personen-Haushalt geholfen. Auch diese Arbeit hat mir gefallen, weil sie sehr abwechslungsreich und jeder Tag anders ist. Deshalb habe ich mich dann doch für eine hauswirtschaftliche Ausbildung entschiede. Zwei Ausbildungsjahre war ich im Haushalt auf einem landwirtschaftlichen Betrieb, das dritte Lehrjahr in der Großküche eines Altenheims.
Zum Ende der Ausbildung stand für mich fest, dass ich die Meisterprüfung machen möchte, um beruflich weiterzukommen.
Arbeitgeber macht Projekte möglich
Mir gefällt an der nebenberuflichen Weiterbildung, dass ich Berufserfahrung sammele, Geld verdiene und gleichzeitig am Berufskolleg neue Inhalte lerne. Mit 22 Jahren bin ich die jüngste in der Klasse. Die Alternative wäre der Besuch der Fachschule im niedersächsischen Celle gewesen. Dabei handelt es sich um eine zweijährige schulische Ausbildung, die mit der Staatlich geprüften Betriebsleiterin abschließt.
Zunächst war ich eineinhalb Jahre beim Betriebshilfsdienst angestellt. Dann habe ich zu Holstein-Delikatessen in Münster gewechselt. Denn für die Fortbildung ist die Umsetzung von Projekten notwendig und das ist in dem Delikatessengeschäft mit Bistro möglich."
Quereinstieg in die Meisterausbildung
Eva-Maria Schulte erzählt:
"In der Wirtschafterinnenklasse war ich als Diätassistentin eine Quereinsteigerin. Weil ich vor meiner Familienphase Aufgaben einer stellvertretenden Küchenleitung übernommen hatte, habe ich wieder eine Tätigkeit mit Verantwortung gesucht. So bin ich zur Meisterausbildung in der Hauswirtschaft gekommen. Denn mein neuer Arbeitgeber – das St.-Anna-Seniorenzentrum, ein Verbund von mehreren Senioreneinrichtungen im Kreis Warendorf – suchte für die Hauswirtschaftsleitung in Neubeckum jemanden mit der Befähigung, junge Leute auszubilden. Als ich dort vor dreieinhalb Jahren anfing, habe ich mich zur Wirtschafterinnenklasse und zur Meisterprüfung angemeldet.
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Lernen auf Bachelor-Niveau
Das Niveau der Fortbildung ist hoch, aber das muss es auch sein, weil der Meister dem Niveau des Studienabschlusses "Bachelor" entspricht. Zusätzlich zu meinen 20 Wochenstunden im Betrieb kam der Tag Schule mit Nachbereitung des Lernstoffs.
Für mich war die Betreuung der Auszubildenden neu. Mich hat besonders der Satz unserer Lehrerin Frau Hols beeindruckt, dass man beim Ausbilden einen Erziehungsauftrag hat, also die Azubis nicht nur fachlich, sondern auch persönlich weiterbringen soll. Aktuell betreue ich drei Auszubildende. Das macht viel Spaß.
Darüber hinaus organisiere ich die Abläufe in unserer gesamten Hauswirtschaft, unter anderem die Arbeitsplanung für die 20 Mitarbeiter, den Einkauf und die Speiseplangestaltung. Neben der Zubereitung von Frühstück, Kaffee und Abendessen kochen wir dreimal in der Woche mittags für die etwa 150 Bewohner aus unserer Senioreneinrichtung und dem betreuten Wohnen nebenan. Auch die Hausreinigung liegt in meiner Verantwortung.
Einblick in viele Betriebe
Am Besuch der Wirtschafterinnenklasse war für mich interessant, dass alle Studierenden von ihrem Arbeitsalltag berichteten. So haben wir Einblicke in die Abläufe anderer Einrichtungen bekommen und uns auch vernetzt.
Ich mag an meinem Beruf die Vielfältigkeit. Es ist nicht nur kochen oder putzen, sondern ich habe Kontakt zu vielen Menschen, sowohl zu den Bewohnern als auch beruflich zu Kollegen aus anderen Bereichen.
Leider ist der Beruf Hauswirtschafter/-in etwas in Vergessenheit geraten. Dabei gewinnt das Aufgabenfeld zunehmend an Bedeutung und Mitarbeiter sind gefragt.
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