Autsch, heiß!



Lara ist mit ihren sechs Jahren schon „feuerfest“. Routiniert öffnet sie die Tür des Kachelofens und legt einen Holzscheit nach. Vor der Hitze der Flammen weicht sie zurück. Das Holzstück ist trotzdem ruckzuck platziert. Lara ist die älteste Tochter von Eva und Stephan Schulte, die in Geseke einen Betrieb mit Ackerbau, Schweinemast und Biogasanlage bewirtschaften. Mit dem Kachelofen, der für die Grundwärme im ganzen Haus sorgt, ist sie aufgewachsen.

„Als Lara klein war, haben wir überlegt, den Ofen abzusperren“, berichtet Mutter Eva (31). „Aber das ist unpraktisch.“ Der Flur, von dem aus der Ofen bestückt wird, wäre zur Stolperfalle geworden. Deshalb haben sie und Ehemann Stephan (41) beschlossen: „Die Kinder müssen mit der Gefahr aufwachsen. Im Straßenverkehr ist das ja auch so.“

Absperrgitter und Co.

Ein Feuer in Kamin oder Ofen ist anziehend – gerade für kleine Kinder. Damit sie ihre Hände nicht an heißen Kaminscheiben verbrennen, machen sich viele Eltern Gedanken. Das hat auch Bernd Vollmer getan. Der Schornsteinfegermeister und Diplom-Ingenieur arbeitet beim Innungsverband NRW der Schornsteinfeger in Dülmen und ist Vater von drei Töchtern.

Er hat beobachtet, dass Eltern ganz unterschiedlich mit der Gefahr umgehen. Einige verzichten ganz darauf, den Kamin anzuzünden solange die Kinder klein sind, andere greifen zu Absperrungen, wieder andere setzen auf Aufsicht und Erfahrungen. „Man muss den Kindern zeigen, welche Gefahren das Feuer und der Kamin bergen“, sagt er. Bis zum zweiten Lebensjahr sei eine Absperrung sinnvoll, empfiehlt Vollmer. Schließlich könnten die Kaminscheiben außen durchaus eine Temperatur von 400-500 °C erreichen.

Konfigurations- oder Sicherheitsgitter heißen die Vorrichtungen, die sich dafür um Kamin oder Ofen stellen lassen. Erhältlich sind sie vor allem in Baby-Fachmärkten, im Kaminhandel, in Baumärkten und im Internet. Achten sollte man bei der Auswahl darauf, dass das Gitter nicht umfällt, wenn sich ein Kind daran hochzieht.

Test an der Kaffeetasse

Für die Schultes ist die Anschaffung eines solchen Gitters auch weiter kein Thema. In diesem Winter wird erstmals Laras kleiner Bruder Florian (1) auf Erkundungstour Richtung Ofen gehen. Seine Eltern setzen darauf, dass er begreift was „heiß“ bedeutet. Dafür darf er beim Frühstück mal die Kaffeetasse anfassen oder einen Finger in die Flüssigkeit stecken.

Vater Stephan ist in einem Haus voller Öfen aufgewachsen. Im Wohnzimmer gab es während seiner Kindheit einen offenen Kamin und zusätzlich überall im Hof verteilt mit Öl betriebene Öfen. „Besonders an denen haben wir uns ständig verbrannt“, erinnert er sich.

Ofen ist kein Spielzeug

„Autsch, heiß“, sagt auch Lara, als sie den Knauf anfasst, mit dem sich die Klappe zur Brennkammer des Kachelofens öffnen lässt. Doch der Schreck ist größer als der Schmerz. „Sie weiß, dass sie mit dem Ofen nicht spielen darf“, betont Vater Stephan.

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen: Auch bei den Schultes hat es schon Brandverletzungen gegeben. Allerdings hat es kein Familienmitglied erwischt, sondern Katze Mia. Im Sommer hatte sie sich mal im Ofen versteckt, berichtet Stephan Schulte. „Als sie dann im Winter vor unserem Dackel in den Ofen geflüchtet ist, hat sie sich mächtig die Pfoten verbrannt.“ Andrea Hertleif

Die aktuelle Wochenblatt-Ausgabe 41/2015 bündelt im Schwerpunkt „Kamine und Kachelöfen“ zahlreiche Beiträge zum Thema. Unter anderem geht’s um neue Techniken, die mehr Effizienz versprechen, das richtige Anzünden und aktuelle Design-Trends.