Zwischen "Good food" und Edel-Aldi

Welche Trends bestimmen derzeit dem Lebensmittelmarkt? Und welche Rolle spielen dabei sogenannte Start-ups?

Die Verbraucherzentrale NRW begibt sich auf die Suche nach Lebensmittel-Trends. Wie bestimmt das Lebensgefühl junger Erwachsener den Markt? Und welche Rolle spielen sogenannte Start-ups?

Bei uns kannst du Lebensmittel retten“, erzählt Nicole Klaski über ihr kleines Geschäft in Köln-Ehrenfeld. Dort gibt es Lebensmittel, bei denen das Haltbarkeitsdatum fast oder bereits abgelaufen ist. Und Gemüse und Obst, das die junge Ladenbesitzerin mit einem Team aus 37 Ehrenamtlichen bei der Nachernte in der Region einsammelt. Jeder Kunde von „The Good Food“ zahlt, was ihm der Einkauf wert ist.

Start-up-Unternehmen wie dieses greifen die Bedürfnisse junger Erwachsener auf. Das erklärte Sven Poguntke, Experte für internationale Trends auf dem Lebensmittelmarkt, auf einer Fachtagung der Verbraucherzentrale NRW vergangenen Freitag in Düsseldorf. Anlass war das Jubiläum „50 Jahre Verbraucherarbeit im Ernährungsbereich“.

Widersprüchliche Trends

Von sensorgesteuerter Temperatur­überwachung über im Labor gezüchtetes Fleisch bis zum Speiseeis, das wie Sushi aussieht, reichen die Konzepte junger Unternehmensgründer. Bewährt sich eine Idee, dauerte es nicht lange, bis Industrie und Handel auf den Trend aufspringen, so Sven Po­guntke.

Erstaunlich widersprüchlich sind dabei die Vorlieben junger Erwachsener. Dem Biotrend, rund um Nachhaltigkeit und Tierwohl steht eine Renaissance von Burger-Läden und „Essen aus dem Labor“ entgegen. Geschäfte verkaufen völlig unverpackte Lebensmittel – dagegen finden verzehrfertige Kleinstpackungen mit klappbarer Plastikgabel im Supermarkt reißenden Absatz. Essen in Markthallen und auf „Street-Food-Märkten“ wird als Erlebnis wahrgenommen – zugleich arbeitete ein amerikanischer Softwareentwickler an einem flüssigen Mahlzeit-Ersatz, um Zeit zu sparen.

Interessant sind zurzeit die Entwicklungen im Handel. Discounter wie Aldi setzen plötzlich auf hochwertigen Wein und Wohlfühl-Filialen. Damit ist die Nische des Hard-Discounters in Deutschland zurzeit frei. Wird sie bald wieder jemand besetzen? Gespannt ist der Experte auch auf die Auswirkungen, die der Eintritt des Internetriesen Amazon in den Lebensmittelmarkt mit sich bringt.

Die neuen Aktiven

Der Trend zum Selbermachen und zum nachhaltigen Lebensstil hat sich als erstaunlich stabil erwiesen. Ein Grund für die Verbraucherzentrale NRW mit der „Initiativenberatung“ neue Wege zu gehen. Sie ist Teil des Projekts MehrWert. Rund 400 Initiativen wie Gemeinschaftsgärten, Repair-Cafés oder Foodsharing-Projekte, also das Teilen von Lebensmitteln, sind in Nordrhein-Westfalen aktiv. Anna Guth, Leiterin der Initiativenberatung, will dieses Engagement stärken. Die Verbraucherzentrale bietet den nicht kommerziellen Initiativen dazu vor allem fachliche Beratung. Mit einer Karte im Internet gibt sie zudem einen Überblick über die Projekte. EM