Zucker

Zucker in der Diskussion

Zucker hat ein Imageproblem. Er soll für viele Krankheiten verantwortlich sein, Karies fördern, dick und sogar süchtig machen. Kann ein Nährstoff ­allein wirklich so viele Probleme verursachen? Experten sind kritisch.

Karies, Übergewicht, Diabetes, Darmkrankheiten, Rheuma, Demenz – mit nahezu allen Zivilisationskrankheiten wird Zucker in Verbindung gebracht. Die Politik hat reagiert und eine nationale Reduktionsstrategie beschlossen. Diese hat unter anderem zum Ziel, den Zuckergehalt in Lebensmitteln zu reduzieren. Aber kann uns das wirklich gesünder machen? Und wie gefährlich ist Zucker wirklich? Darüber diskutierten Ernährungsexperten im Februar auf einer Frühjahrsfachtagung in Hannover. Eingeladen hatten die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, das Institut für Ernährungspsychologie und die Akademie des Sports im Landessportbund Niedersachsen.

Kalorien sind entscheidend, nicht allein der Zucker

Bei gesundheitlichen Risiken durch Ernährung geht es in erster Linie nicht um den Zuckerkonsum, sondern um die insgesamt aufgenommenen Kalorien, erklärt die Ernährungswissenschaftlerin Prof. Dr. Hannelore Daniel von der Technischen Universität München. Schließlich gehe der Zuckerkonsum seit einigen Jahren zurück. Die Adipositas­rate ist jedoch weiter gestiegen.

Prof. Daniel fordert aber dazu auf, Zucker differenzierter zu betrachten, denn Zucker ist nicht gleich Zucker. Der menschliche Körper kann zum Beispiel Haushaltszucker sehr viel besser aufnehmen als reine Fruktose.

Süchtig nach Zucker?

Uns allen ist eine Vorliebe für Süßes angeboren. Kann diese Vorliebe zur Sucht werden? Der Psychiater Prof. Dr. Johannes Hebebrand von der Universität Duisburg-Essen ist skeptisch. Eine stoffbezogene Zuckersucht, ähnlich einer Alkoholsucht, hält er für unwahrscheinlich. Und selbst bei den Verhaltenssüchten, wie der Spielsucht, würde er eine reine Zuckersucht nicht einordnen. Der Experte spricht eher von einer „Food Addiction“, also eine Sucht nach Essen. Einzelne Nährstoffe, wie Zucker, spielen dabei eine untergeordnete Rolle.

Zuckerverzicht hilft kaum gegen Karies

Die Ernährung und damit auch der Zuckerkonsum sind in der Karies-Prophylaxe nur von geringer Bedeutung. Prof. Dr. Christian Splieth von der Universität Greifswald belegt das unter anderem damit, dass Karies ist in den vergangenen 30 Jahren um mehr als 80 % zurückgegangen ist. Am Zuckerkonsum hat sich in der gleichen Zeit aber wenig verändert.

Wichtigster Faktor bei der Bekämpfung der Karies ist Fluorid. Seitdem Kinder sich mit fluoridhaltiger Zahnpasta die Zähne putzen, haben sie viel seltener Karies. Bei Karies verliert der Zahn an Mineralien. Fluorid sorgt dafür, dass dem Zahn diese Mineralien wieder zugeführt werden. Zähneputzen allein, ohne Fluorid, reicht zur Karies-Prophylaxe nicht aus.

Bei der Entstehung von Karies spielt die Ernährung aber durchaus eine Rolle. Dabei kommt es vor allem darauf an, wie häufig Kohlenhydrate auf die Zähne einwirken. Ungünstig sind viele kleine, kohlenhydratreiche Mahlzeiten über den Tag verteilt. Prof. Splieht rät deshalb: Wenn schon Gummibärchen, dann zu den Mahlzeiten.

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