Zieht das Ruhrgebiet Ärzte ab?

Die hausärztliche Versorgung ist in einigen ländlichen Gegenden bereits jetzt problematisch. Verschärft werden könnte die Situation durch Abwanderung von Hausärzten in Ballungszentren des Ruhrgebiets.



Hierzulande gibt es immer weniger Allgemeinmediziner. Große Teile des Sauerlandes und von Ostwestfalen sowie auch unterschiedliche Regionen des Münsterlandes spüren das schon heute. Nicht mehr jeder Hausarztsitz kann voll besetzt werden, wie die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) mitteilt.

Nun droht Weiteres: Experten befürchten, dass ländliche Regionen weitere Hausärzte an Ballungszentren des Ruhrgebiets verlieren. Denn zum Jahresende entfällt eine gesetzliche Sonderregel, die die Zahl der Hausärzte im Ruhrgebiet festschreibt.

Hintergrund ist folgender: Seit Anfang der 1990er-Jahre wurden Kriterien bei der Bedarfsplanung von Arztsitzen festgelegt, die in Städten und Kreisen der Ballungsregion weniger Ärzte und Psychotherapeuten vorsehen als in vergleichbaren Regionen. Konkret wurde dort ein Arztsitz auf 2134 Einwohner festgeschrieben; in anderen Regionen liegt der Wert bei 1673.

Nachwuchs muss her
Die KVWL wirbt gezielt für Tätigkeiten im ambulanten Bereich und fördert unter anderem Hospitationen und Fachpraktika in Praxen und in schlechter versorgten Regionen. Informationen dazu finden Sie hier .

Fällt diese Sonderregel nun ab 2018 weg, würden zwischen Unna und Duisburg rund 800 neue Hausarztsitze entstehen. Für die Sicherstellung in ländlichen Regionen wird die Öffnung des Ruhrgebiets zur Katastrophe, prognostiziert Dr. Gerhard Nordmann von der KVWL. Doch was tun? An der Abschaffung der Sonderregel sei nicht zu rütteln.

Die KVWL will sich jedoch beim Land NRW und dem zuständigen Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) für eine Übergangsfrist einsetzen. Überzeugungsarbeit müsse vor allem bei Politik und Patientenvertretern geleistet werden. Mit einer endgültigen Entscheidung des GBA sei im Herbst zu rechnen. LHo